Der Geek-Atlas (German Edition)
Entwicklung von drei Gesetzen zur Vererbung (siehe Kasten), die die Zeit überdauert haben. Mit unserem
modernen Wissen über Chromosome und DNA können wir den der Mendelschen Vererbung zugrunde liegenden Mechanismus verstehen.
Doch Mendel wusste davon nichts. Er theoretisierte einfach anhand der ihm vorliegenden Daten.
Der Schlüssel zu Mendels Erfolg war die sorgfältige Dokumentation dessen, was er sah, und die Tatsache, dass er mit Pflanzen
anfing, die sich in genau einem Merkmal unterschieden, dass er dann untersuchen konnte, z. B. die Pflanzenfarbe. Wenn diese
Pflanzen dann immer nur Nachkommen mit der gleichen Farbe hatten, waren sie reinerbig, was ein guter Ausgangspunkt für seine
Experimente war.
Zur gleichen Zeit, als Darwin (siehe Kapitel 6 ) den Prozess der Evolution beschrieb, entschlüsselte Mendel den Mechanismus, mittels dessen die Evolution funktionierte.
Das Mendel Museum für Genetik findet sich heute in der Abtei St. Thomas, dem Augustinerkloster, in dem Mendel lebte und arbeitete.
Das Museum deckt von Mendels Versuchen bis zum aktuellen Stand der Enträtselung der Geheimnisse der DNA alles ab. Auf dem
zum Museum führenden Flur finden Sie einen Pfad mit DNA-Buchstaben.
Außen findet man die Fundamente der von Mendel verwendeten Gewächshäuser sowie einen wiederhergestellten Garten voller Erbsen.
Hier zeigt sich noch einmal deutlich, dass violett die dominierende Farbe ist. Es gibt auch eine Sammlung von Bienenstöcken.
Mendel beschäftigte sich mit vielen anderen Projekten: Er züchtete Bienen, notierte die Wetterlage, studierte Mathematik und
lehrte an einer lokalen Schule. Schließlich wurde er Abt des Klosters.
Das Kloster liegt im malerischen alten Brünn in der Nähe des Zentrums. Man kann das Museum und die Stadt bequem an einem Tag
besuchen. Wien, Prag und Bratislava sind jeweils zwei Autostunden entfernt.
Wenn Sie Brünn besuchen (oder eine andere tschechische Stadt), dann ist es unverzichtbar, das tschechische Bier zu probieren.
In der Nähe des Klosters finden Sie die Brauerei Starobrno, die ihr Bier schon seit Mendels Zeit braut. Doch trinken Sie nicht
zuviel: Im Museum finden regelmäßig Vorträge über Genetik statt. Hierzu werden Gelehrte aus der ganzen Welt eingeladen (einen
Kalender finden Sie auf der Website). Wenn Sie den Vorträgen folgen möchten, brauchen Sie dazu schon einen klaren Kopf.
Praktische Informationen
Besucherinformationen zum Mendel-Museum finden Sie unter http://www.mendelmuseum.muni.cz/de/ . Alle Informationen sind im Museum auch auf Deutsch verfügbar, und geführte Touren in deutscher Sprache sind ebenfalls möglich.
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Die Mendelschen Regeln
Bei den drei von Mendel formulieren »Gesetzen« (heute Regeln) handelt es sich um die Uniformitätsregel, die Spaltungsregel
und die Unabhängigkeitsregel. Sie beschreiben die Regeln der Vererbung.
Die Uniformitätsregel (auch Reziprozitätsregel genannt) gilt, wenn zwei Individuen gekreuzt werden, die sich in einem Merkmal
unterscheiden, für das sie beide jeweils reinerbig (homozygot) sind. Die Nachkommen der ersten Generation sind dann uniform,
d. h. bezogen auf das untersuchte Merkmal untereinander gleich. Beim dominant-rezessiven Erbbang ist dann bei allen Nachfahren
das betreffende Merkmal eines Elternteils ausgeprägt, beim intermediären Erbgang haben alle Nachfahren dieselbe Mischform
aus den Merkmalen beider Eltern. Die Spaltungsregel (auch Segregationsregel genannt) gilt, wenn zwei Individuen gekreuzt werden,
die beide gleichartig mischerbig (heterozygot) sind, also z. B. zwei Pflanzen, die beide für die Blütenfarbe die Erbanlagen
»weiß« und »violett« gleichermaßen aufweisen. Die Nachkommen einer solchen Heterozygoten-Kreuzung sind untereinander nicht
mehr uniform, sondern spalten sich bezüglich der Merkmalsausprägung auf. Handelt es sich um eine dominant-rezessive Vererbung,
so sind ein Viertel der Nachkommen reinerbig mit zwei rezessiven Erbanlagen und zeigen eine entsprechende Merkmalsausprägung
(im Falle der Erbsen weiße Blüten). Die anderen drei Viertel zeigen eine Ausprägung wie reinerbige Individuen mit zwei dominanten
Erbanlagen. Bei der Ausprägung des Merkmals besteht somit ein Verhältnis von 3:1. Die drei Viertel der Nachfahren, für die
die Ausprägung des dominanten Merkmals gilt (bei den Erbsen sind das dann die violetten Blüten) setzen sich zusammen aus einem
Viertel reinerbigen und zwei Viertel
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