Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
noch ein bisschen von Ihrer Zeit, Mrs Forrester.“
Sie suchte sich einen Platz in der Nähe des Feuers und beobachtete, wie Guy unruhig im Raum auf und ab schritt. Dann erschien Burley mit dem Wein. Er füllte die Gläser, verbeugte sich und ging hinaus.
Guy hatte noch immer kein Wort gesagt.
„Es ist spät …“, begann Beth.
„Ja. Es wird nicht lange dauern. Es ist nur … Ich möchte Ihnen von Clarice und meinen … meinen Verbrechen erzählen.“
Ihr stockte der Atem. Wollte sie dieses Geständnis wirklich hören? Wollte sie wirklich, dass dieser Mann seine Geheimnisse für sie lüftete? Wenn er ihr nun sagte, dass er Clarice noch immer liebte! Besser wäre es, die Distanz zu ihm zu wahren.
Doch dafür war es zu spät.
„Sprechen Sie!“, forderte sie den Earl auf.
Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihr gegenüber hin. Aber noch immer schwieg er. Sein Gesicht hatte einen gequälten Ausdruck angenommen. Offensichtlich fiel es ihm schwer, die richtigen Worte zu finden. Es musste sich um eine sehr schmerzliche Erinnerung handeln.
„Guy, Sie müssen sich mir nicht anvertrauen.“
„Doch. Ich muss mit Ihnen darüber sprechen.“ Er sprang auf, ging mit großen Schritten zum Fenster und kam zurück. „Vor zwölf Jahren starb mein Vater, und ich erbte den Titel. Ich war fünfundzwanzig, hatte gerade meine große Tour nach Italien und Frankreich abgeschlossen, begeisterte mich für politische Themen und hatte absolut keine Ahnung von Frauen. Es gelang mir, die Anerkennung einiger unserer Regierungsvertreter zu gewinnen, und wurde recht bald bei den Verhandlungen mit den Amerikanern eingesetzt. Damals war ich fest davon überzeugt, dass es für alle Probleme eine friedliche Lösung geben müsse. Inzwischen habe ich leider meinen Irrtum einsehen müssen …“
Beth nickte.
„Zu jener Zeit lernte ich Clarice Bellington kennen. Sie war jung und schön. Ich war von ihr hingerissen. Ihre Familie stand in Kontakt zu einigen wichtigen Mitarbeitern der englischen Regierung. Und Clarice wusste mehr über Politik als viele Männer. Wir diskutierten oft darüber, wie England sich gegenüber anderen Staaten verhalten sollte. Ihre Familie war gegen jede Art von Aussöhnung, wollte keine Kompromisse, bestand darauf, dass oft ein Krieg der einzige Weg sei, Englands Ansehen in der Welt zu erhalten. Clarice hingegen unterstützte mich und meine Ideen – was mir natürlich schmeichelte.“
Er seufzte. „Wie schrecklich naiv ich war! Ich bat um Clarices Hand, und wurde erhört. Wir verlobten uns. Ihre Verwandten waren so stolz darauf, dass sie sich einen Earl geangelt hatte! Außerdem schien es ihnen zu gefallen, dass ich Kontakt zu vielen wichtigen Mitgliedern der Regierung pflegte. Natürlich hielt ich es nicht für nötig, mich von den politischen Ansichten der Bellingtons zu distanzieren. Jeder wusste ja, wie ich dachte. Clarice wiederum genoss es, sich an meiner Seite zu zeigen. Ich machte ihr gern die Freude, nahm sie zu Dinnergesellschaften mit, stellte ihr verschiedene Diplomaten und Politiker vor.“
Beth hing an seinen Lippen.
„Dann tauchten Flugblätter auf, die Zitate aus Briefen enthielten, in denen es um Verhandlungen zwischen England und Preußen ging. Später tauchten auch Abschriften von Dokumenten auf, die mit der Situation in Frankreich zu tun hatten. Es wurden keine sensiblen Geheimnisse preisgegeben, und niemand geriet dadurch in Gefahr. Aber es war natürlich äußerst peinlich für die Regierung. Ja, einige fanden, die Angelegenheit sei ernst genug, um sie als Verrat einzustufen. Hier und da wurde der Verdacht geäußert, Clarice könne etwas damit zu tun haben. Ich lachte darüber. Bis sie mich ohne ein Wort verließ und nach Frankreich floh. Ich war schockiert. Aber die Reichweite ihres Verrats wurde mir erst bewusst, als ich erfuhr, dass sie nicht nur mein Bett, sondern auch das von weitaus wichtigeren Personen geteilt hatte.“
Eine lastende Stille senkte sich über den Raum.
Nach einer Weile sagte Beth: „Sie können froh sein, sie auf diese Art losgeworden zu sein.“
Er gab seine unruhige Wanderung auf, setzte sich wieder ihr gegenüber hin und starrte ins Feuer. „Da wir verlobt waren, gab man mir natürlich eine Mitschuld. Einige Leute behaupteten sogar, ich müsse Clarice ermutigt haben, denn schließlich sei ich derjenige gewesen, der sich gegen jeden Krieg ausgesprochen habe und stets für Verhandlungen eingetreten sei. Einige meiner Kollegen wandten sich von
Weitere Kostenlose Bücher