Der gefährliche Traum (German Edition)
und Friederike strahlten glücklich.
»Dennoch wollen wir dir ein Geschenk machen«, erklärte Andreas.
»Was für ein Geschenk?«, fragte Max verdutzt.
»Du wirst schon sehen. Für uns wird es jetzt Zeit zu gehen. Leb wohl!«, antwortete Andreas. Dann verneigten sich beide noch einmal und verschwanden.
Max blieb zurück, der sich nicht nur erleichtert fühlte, sondern auch ein wenig wehmütig war. Denn Andreas und Friederike würde er niemals wiedersehen. Außerdem quälte ihn noch eine andere Frage. Was um Himmels willen konnten einem Traumgeister schon schenken?
Das Geschenk
D ie Sonne brannte vom Himmel und ließ flirrende Trugbilder über der frisch gemähten Wiese erscheinen. Max und Fritzi saßen am Stamm der alten Buche und genossen den kühlen Schatten des großen Baumes.
Fritzi hatte gebannt zugehört, als Max von seinem letzten Traum erzählte. »Was Andreas wohl mit dem Geschenk gemeint hat? Vielleicht finden wir doch noch das Lösegeld, wenn wir weiter danach suchen?«
Max schüttelte den Kopf. »Nein, vergiss das Geld! Vermutlich hat es schon vor langer Zeit jemand gefunden und ausgegeben. Der Sohn des Amtmanns hat bestimmt auch schon danach gesucht. Vielleicht war er ja der glückliche Finder. Wir werden es wohl nie erfahren. Aber durch diese Geheimnisse wird die Vergangenheit doch erst richtig spannend, oder?«
»Du hast recht«, gab Fritzi zu. »Wenigstens hat der Bürgermeister das Geld auch nicht gefunden. Paps hat gesagt, dass der Keller leer war.«
Die beiden lachten herzhaft.
»Mein Vater hat übrigens Nachforschungen über Friederike oder besser gesagt Schwester Clara angestellt«, erklärte Max. »Sie hat tatsächlich im Kloster in Bamberg gelebt. Sie war dort für die Kranken zuständig. 1711 ist sie gestorben, wurde für damalige Verhältnisse steinalt. Mehr gaben die Quellen aber nicht her.«
»Und was passierte mit Andreas im Waisenhaus?«, fragte Fritzi neugierig.
»Mein Vater hat nur herausgefunden, dass er Tischler in Würzburg war, fünf Kinder hatte und 1705 starb. Sein Wunsch, ein ehrliches Leben zu führen, hat sich erfüllt.«
»Das ist wirklich schön. Nur schade, dass der Baum das Bildnis von Friederike nicht verschlungen hat. Nach all den Träumen war ich mir so sicher«, meinte Fritzi enttäuscht. »Außerdem wäre das doch total romantisch gewesen.«
»Es ist eben nicht alles an einer Legende wahr«, tröstete Max. »Und romantisch ist auch nicht immer alles.« Auch wenn es sich gerade so anfühlt, dachte er und genoss es, hier in Ruhe neben Fritzi zu sitzen.
Doch von einer Sekunde auf die andere schlug die friedliche Stimmung um. Max nahm eine Bewegung im Unterholz des nahen Waldrands wahr. Sofort fröstelte er. Das alles hatte er schon einmal erlebt, als er das erste Mal unter der alten Buche saß.
»Was ist?«, fragte Fritzi beunruhigt.
Max antwortete nicht. Alles an seinem Körper war angespannt. Lauerte da etwas Großes im Unterholz? Eine Amsel flog wie aufs Stichwort aus dem Gebüsch auf.
»Siehst du das auch?«
»Was?«
»Dort, da bewegt sich was!«
Fritzi folgte seinem Blick und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Dann griff sie blitzschnell nach Max’ Hand.
»Du hast recht. Da ist was. Ich hör es rascheln.«
Voller Unbehagen starrten nun beide in Richtung Wald. Wieder flog ein Vogel auf und dann brach der unheimliche Schatten aus dem Wald heraus. Es war der große Schwarze Hund. Er stand da und blickte zu ihnen hinüber.
»Ich kann ihn sehen!«, schrie Fritzi aufgeregt. »Max, ich kann den Hund auch sehen! Jetzt erinnere ich mich wieder an alles. Der Hund war die ganze Zeit bei mir, als ich im Keller eingesperrt war. Er hat mich getröstet und gewärmt.«
In diesem Augenblick war Max nicht mehr kalt. Stattdessen fühlte er ein ausgesprochenes Glücksgefühl. Der Hund war nicht mit Andreas und Friederike verschwunden und Fritzi konnte ihn auch sehen. War er das Geschenk, von dem die beiden im Traum gesprochen hatten? Oder kam der Hund, um sich von ihnen zu verabschieden, so wie ihre Vorfahren es auch getan hatten?
»Komm her, mein Junge!«, rief Fritzi dem Tier zu und klatschte dabei aufgeregt mit ihren Händen. »Na komm!«
Der Hund wedelte mit dem Schwanz und sprintete los. Er lief geradewegs auf Max und Fritzi zu, leckte ihnen vor Freude die Gesichter und ließ sich ausgiebig kraulen. Dann schnappte er sich einen heruntergefallenen Ast, legte ihn Max vor die Füße und sah ihn herausfordernd an.
»Soll ich ihn
Weitere Kostenlose Bücher