Der gefährliche Traum (German Edition)
konnte. »Nun erzähl schon, was gestern eigentlich passiert ist. Im Ort erzählen die Leute sich die wildesten Gerüchte.«
»Ja? Ich will sie alle hören. Lass bitte kein einziges aus.«
Max war erleichtert, Fritzi so fröhlich zu sehen. »Später, versprochen. Zuerst bist du dran.«
Fritzi gab nach und berichtete von ihrer Begegnung mit Julian.
»Der Polizei habe ich das auch gesagt. Sie haben sofort die Telefonnummer meiner angeblichen Freundin überprüft. Rate mal, wem sie gehört? Natürlich Julian! Sie sind sofort zu ihm gefahren und haben ihn zur Rede gestellt. Was hätte ich dafür gegeben, dabei zu sein.«
»Und? Hat er gestanden?«, fragte Max neugierig.
Seine Freundin nickte. »Allerdings. Angeblich hat er geheult wie ein Baby und sein Vater muss ganz käsig geworden sein. Das hat jedenfalls Herr Heinrich gesagt.«
Max sah sie fragend an. »Wer ist das denn?«
»Ein sehr netter Polizist. Wohl eine alte Sandkastenliebe meiner Mutter. Deshalb sind wir so gut informiert.«
»Und warum hat Julian dich in den Keller gesperrt? Und wie hat er dich dort überhaupt hingebracht, ohne dass du etwas mitbekommen hast?«
»Der Idiot hat wohl voll die Panik geschoben, als ich sagte, ich gehe zur Presse und zur Polizei. Ohne nachzudenken, hat er mir die Schaufel auf den Kopf geschlagen.« Fritzi fasste sich an die Beule. »Zum Glück habe ich einen echten Dickschädel. Trotzdem bin ich von dem Schlag ohnmächtig geworden. Und da bekam Julian noch mehr Angst. Er hat mich in den Keller der Räuber getragen und mich dort gefesselt. Angeblich wollte er am nächsten Tag anonym bei dir anrufen und dir sagen, wo ich bin. Nach der Wahl natürlich.«
Max sah sie ernst an. »Glaubst du ihm?«
Fritzi zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
»Wie hat eigentlich Julians Vater reagiert?«
»Sein Vater hat so getan, als hätte er mit der Sache nichts zu tun, aber ich sage dir, da stimmt was nicht. Das Riesenbaby kommt doch nicht alleine auf die Idee, im Wald nach dem Lösegeld zu graben. Ich wette mit dir, sein Alter steckt dahinter.«
»Hat die Polizei ihn nach der Grabungsaktion gefragt?«, wollte Max wissen.
»Ja, aber der hat alles abgestritten. Nur ein Dummer-Jungen-Streich, hat er wohl gesagt. Heute ist Wahl. Der Typ wird einen Teufel tun und irgendwelche illegalen Aktionen gestehen.«
»Du hast recht. Ich bin gespannt, wie die Wahl ausgeht. Die Gerüchte im Ort sind nicht gerade Quotenbringer.« Max grinste verschmitzt. »Ich habe gehört, seine Gegner lassen schon die Sektkorken knallen.«
Doch plötzlich wurde Max nachdenklich. »Als sie dich auf der Krankentrage aus dem Keller gebracht haben, hast du zu mir gesagt:
Ich kann ihn jetzt auch sehen
. Und den Sanitätern hast du von einem Hund erzählt, der die ganze Zeit bei dir war.«
»Ein Hund?« Fritzi war sichtlich verwirrt. »Ich kann mich an nichts mehr im Keller erinnern. Ich hatte nur panische Angst. Der Arzt hat gesagt, das ist normal. Mein Gehirn versucht, das schreckliche Ereignis einfach auszublenden.«
Max war von der Antwort ziemlich enttäuscht. Er hatte sich so sehr gewünscht, dass Fritzi den Schwarzen Hund nun auch sehen konnte und dass er wirklich auf sein Bitten hin zu Fritzi gegangen war.
»Sobald ich wieder aufstehen kann, fährt mein Vater mit mir zu Dauber. Dann würgen wir ihm seinen verbrecherischen Vorfahr rein, auf den er so stolz ist«, erklärte Fritzi fröhlich. »Ich habe ihm nämlich von deinen Träumen erzählt. Ob du es glaubst oder nicht, aber er hat keines meiner Worte angezweifelt. Nur eine Frage konnte ich ihm nicht beantworten.«
Max sah sie fragend an. »Und welche?«
»Na, woher wusstest du, dass ich im Keller verschüttet worden war?« Fritzi sah Max herausfordernd an. »Ich glaube, jetzt bist du mit Erzählen dran.«
Am nächsten Tag standen die Wahlergebnisse fest. Der alte Bürgermeister hatte keine absolute Mehrheit erhalten wie bei den vorausgegangenen Wahlen. Schuld daran waren wohl die Gerüchte von Fritzis Entführung, die im Ort die Runde gemacht hatten. Vierzehn Tage hatte Dauber nun Zeit, diese aus dem Weg zu räumen und die Stichwahl gegen den zweiten Sieger zu gewinnen. Ob sein Ansehen aber wiederhergestellt werden konnte, wagten die meisten zu bezweifeln. Sein Sohn würde sich auf jeden Fall vor einem Gericht verantworten müssen. Herr Heinrich glaubte, dass er mit einhundert Stunden Sozialdienst davonkommen würde.
Gleich nach der Schule rief Fritzi bei Max an. Der Arzt hatte ihr erlaubt
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