Der gefaehrliche Verehrer
Schwester. Sind Eier im Haus?« fragte er und öffnete den Kühlschrank.
Sie unterdrückte den Wunsch, ihm die Tür gegen den Kopf zu treten. »Wissen Sie, oben im Schlafzimmer haben Sie mich einen Moment hinters Licht geführt. Ich dachte doch tatsächlich, Sie hätten ein Herz und so etwas wie Mitgefühl.«
Er fand ein halbes Dutzend Eier, etwas Käse und ein paar mickrige Streifen Schinkenspeck. »Warum setzen Sie sich nicht, O’Roarke, und trinken Ihren Kaffee?«
Sie schleuderte ihm einen heftigen Fluch an den Kopf. Etwas schoss in seine Augen, etwas Gefährliches, aber er griff nach einer Pfanne und begann gelassen, den Schinkenspeck zu braten. »Sie müssen sich schon was Besseres einfallen lassen«, sagte er. »Nach zehn Jahren bei der Polizei finden Sie kaum noch ein Schimpfwort, bei dem ich auch nur mit der Wimper zucke.«
»Sie hatten kein Recht dazu.« Ihre Stimme hatte sich beruhigt, aber das Gefühlschaos, in dem sie sich befand, war deutlich herauszuhören. »Sie hatten kein Recht, das alles bei ihr wieder aufzurühren. Sie war ein Kind, am Boden zerstört, zu Tode verängstigt. Dieses ganze Jahr war für sie die reinste Hölle, und sie kann es wirklich nicht gebrauchen, dass Sie sie daran erinnern.«
»Sie hat sich bestens gehalten.« Boyd schlug ein Ei in eine Schüssel und zerquetschte die Schale in seiner Hand. »Ich habe den Eindruck, Sie sind die mit dem Problem.«
»Lassen Sie mich doch einfach in Ruhe.«
Er hatte ihren Arm so schnell in einem festen Griff, dass sie keine Chance hatte, ihm auszuweichen. Seine Stimme klang sanft, tödlich, mit Zorn, der an den Rändern hochzüngelte. »Ganz ausgeschlossen.«
»Was damals passiert ist, hat nichts zu tun mit dem, was jetzt passiert, und was jetzt passiert, ist das Einzige, was Sie etwas angeht.«
»Es ist mein Job herauszufinden, was wichtig ist und was nicht.« Mit ziemlicher Anstrengung fing er sich. Er konnte sich nicht erinnern, dass ihn jemals jemand so nahe und so oft an den Rand eines Ausbruchs getrieben hatte. »Wenn Sie wollen, dass ich die Sache ruhen lasse, dann klären Sie mich doch auf. Geschiedene Ehepartner sind bevorzugte Verdächtige.«
»Es ist acht Jahre her.« Sie riss sich los, und da sie ihre Hände beschäftigen musste, riss sie die Tasse an sich. Der Kaffee spritzte über den Rand und auf die Theke.
»Entweder erfahre ich es von Ihnen oder von jemand anderem. Das Endergebnis ist das gleiche.«
»Sie wollen, dass ich mich erkläre? Sie wollen, dass ich ganz offen bin? Sehr schön. Jetzt kommt es auch nicht mehr darauf an. Ich war zwanzig, und ich war dumm. Er war schön, charmant und klug – alles, was dumme zwanzigjährige Mädchen sich zu wünschen glauben.« Sie nahm einen großen Schluck Kaffee und griff dann automatisch nach dem Lappen, um die Tropfen aufzuwischen. »Wir kannten einander nur zwei Monate. Er war sehr überzeugend, sehr romantisch. Ich heiratete ihn, weil ich etwas Stabiles und Reales in meinem Leben wollte. Und ich dachte, er würde mich lieben.«
Sie war jetzt ruhiger. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass ihr Ärger verschwunden war. Seufzend drehte sie sich um und griff automatisch nach Tellern und Besteck.
»Es klappte nicht – praktisch vom ersten Tag an. Er war körperlich von mir enttäuscht, und er war desillusioniert, als er erkannte, dass mir meine Arbeit genauso wichtig war wie ihm seine. Er hoffte, er könne mich zu einem Berufswechsel bewegen. Nicht, dass ich ganz aufhören sollte. Er war nicht gegen meine Karriere, auch nicht gegen den Rundfunk – solange es seine Pläne nicht störte.«
»Was waren das für Pläne?« fragte Boyd, während er den Schinkenspeck zum Abtropfen weglegte.
»Politik. Wir hatten uns bei einer vom Sender veranstalteten Wohltätigkeitsgala kennengelernt. Er wollte auf Stimmenfang gehen, und ich habe moderiert. Das war das Grundproblem«, murmelte sie. »Wir haben jeweils die offizielle Persönlichkeit des anderen kennengelernt.«
»Was geschah dann?«
»Wir heirateten – zu schnell. Und alles ging schief – zu schnell. Ich habe sogar seinen Vorschlag in Erwägung gezogen, mich mit Marketing oder Vertrieb zu beschäftigen. Ich fand, ich sollte es zumindest versuchen. Dann wurden meine Eltern … ich verlor meine Eltern und holte Deborah zu uns nach Hause.«
Sie unterbrach sich für einen Moment. Sie konnte nicht von dieser Zeit sprechen, konnte nicht einmal an die Ängste und den Gram, den Schmerz und den Zorn denken.
»Es muss schwer gewesen
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