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Der gefaehrliche Verehrer

Der gefaehrliche Verehrer

Titel: Der gefaehrliche Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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erzählt.«
    »Er hat etwas falsch verstanden.« Sie rang nach Luft, als er kurz mit dem Messer nach ihr stach. Ihr Stuhl fiel krachend um, als sie gegen das Mischpult fiel.
    »Lüg mich nicht an, du Dreckstück! Er hat mir alles erzählt, wie du ihm gesagt hast, dass du ihn liebst und begehrst.« Seine Stimme senkte sich, schwankte, wisperte wie die Stimme am Telefon und ließ ihr betäubtes Herz rasen. »Du hast ihn verführt. Er war so jung. Er hatte keine Ahnung von Frauen wie dir. Aber ich. Ich hätte ihn beschützt. Ich habe ihn immer beschützt. Er war gut.« Billy wischte sich mit der Hand, die das Messer hielt, über die Augen, dann zog er eine Pistole aus seiner Tasche. »Zu gut für dich.« Er feuerte eine Kugel in die Ablage über den Reglern. Cilla presste ihre Hände gegen den Mund, um einen Schrei zurückzuhalten. »Er hat mir erzählt, wie du gelogen und betrogen und dich aufgeführt hast.«
    »Ich wollte John nie wehtun.« Sie musste ruhig bleiben. Boyd war nicht tot. Sie würde einfach nicht glauben, dass er tot war. Aber er war verletzt. Irgendwie musste sie Hilfe holen. Sie stützte sich auf die Konsole, griff langsam hinter sich und schaltete ihr Mikro ein, während sie die ganze Zeit ihre Augen auf sein Gesicht gerichtet hielt. »Ich schwöre, Billy, ich wollte Ihrem Bruder nie wehtun.«
    »Lügnerin!« schrie er und hob das Messer an ihre Kehle. Sie bog sich zurück und kämpfte darum, ihr Schaudern zu unterdrücken. »Du hast dir nichts aus ihm gemacht. Du hast dir nie was aus ihm gemacht. Du hast ihn nur benutzt. Frauen wie du lieben es, einen Mann zu benutzen.«
    »Ich mochte ihn.« Sie sog den Atem ein, als das Messer leicht in ihren Hals schnitt. Blut sickerte warm über ihre Haut. »Er war ein netter Junge. Er … er hat Sie geliebt.«
    »Ich habe ihn geliebt.« Das Messer zitterte in seiner Hand, aber er zog es einen Zentimeter zurück. »Er war der einzige Mensch, den ich je geliebt habe, der mich je geliebt hat. Ich habe mich um ihn gekümmert.«
    »Ich weiß.« Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen. Sie atmete ruhig. Bestimmt kam jemand. Jemand hörte zu. Jemand musste es hören. Sie wagte nicht, ihre Augen von ihm zu wenden und zu dem Telefon zu blicken, an dem die Lichter wie verrückt blinkten.
    »Er war erst fünf, als sie mich in dieses Heim schickten. Ich hätte es gehasst, wie ich alle anderen Heime gehasst habe, in die sie mich gesteckt haben. Aber John lebte dort. Er blickte zu mir auf. Er machte sich was aus mir. Er brauchte mich. Also blieb ich, bis ich achtzehn war. Das waren nur anderthalb Jahre, aber wir waren Brüder.«
    »Ja.«
    »Ich bin in die Army eingetreten. Wenn ich Urlaub hatte, schlich er sich weg, um mich zu treffen. Das Schwein von einer Mutter wollte nicht, dass er was mit mir zu tun hat, weil ich mir ein paar Schwierigkeiten eingehandelt hatte.« Er schoss noch einmal ungezielt und zerschmetterte das Glas über der Tür. »Aber es gefiel mir beim Militär. Es hat mir gut gefallen, und John hat meine Uniform gemocht.« Seine Augen wurden glasig, während er sich erinnerte. »Sie haben uns nach Vietnam geschickt. Haben mir mein Bein versaut. Haben mir mein Leben versaut. Als wir zurückkamen, haben uns die Leute gehasst. Aber nicht John. Er war stolz auf mich. Niemand sonst war jemals stolz auf mich.«
    »Ich weiß.«
    »Sie haben versucht, ihn in eine Anstalt zu sperren. Zweimal.« Wieder drückte er den Abzug. Eine Kugel schlug in die Tonbandmaschine fünfzehn Zentimeter neben Cillas Kopf. Der Angstschweiß trocknete auf ihrer Haut zu Eis. »Sie haben ihn nicht verstanden. Ich ging nach Kalifornien. Ich wollte dort einen hübschen Ort für uns finden. Ich brauchte nur Arbeit. John wollte Gedichte schreiben. Dann hat er dich getroffen.« Das Glasige schmolz von seinen Augen, wurde von Hass weggesengt. »Er wollte nicht mehr nach Kalifornien kommen. Er wollte dich nicht verlassen. Er hat mir Briefe über dich geschrieben. Lange Briefe. Einmal hat er angerufen. Er hätte sein Geld nicht ausgeben sollen, aber er rief mich weit weg in Kalifornien an, um mir zu sagen, dass er heiraten würde. Du wolltest zu Weihnachten heiraten. Also wollte er warten. Ich sollte zurückkommen, weil er mich dabeihaben wollte.«
    Sie konnte nur den Kopf schütteln. »Ich habe nie zugestimmt, ihn zu heiraten. Auch wenn Sie mich töten, wird sich daran nichts ändern«, sagte sie, als er die Pistole auf sie richtete. »Sie haben recht, er hat mich nicht verstanden. Und ich habe ihn

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