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Der gefaehrliche Verehrer

Der gefaehrliche Verehrer

Titel: Der gefaehrliche Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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für das Hörerwunschtelefon.
    Wieder war der Sender verschlossen. Nur sie beide waren hier.
    »Du bist schon halb durch«, sagte er. »Komm doch heute Nacht mit zu mir. Wir können uns meine Muddy-Waters-Platten anhören.«
    Sie stellte sich dumm, weil sie wusste, dass ihn das amüsierte. »Was für Platten?«
    »Komm schon, O’Roarke.«
    Es half ihr sehr, ihn lächeln zu sehen. Dadurch wirkte alles fast normal. »Okay, ich höre mir diese Muddy Whatsis …«
    »Waters.«
    »Richtig … wenn du diese drei kleinen Fragen über Musik beantworten kannst.«
    »Schieß los.«
    »Warte.« Sie stellte die neue Platte ein, gab eine kurze Einleitung. Dann wühlte sie in ihren Papieren. »Okay, Nummer eins: Welche britische Rockgruppe hat als Erste in den Staaten getourt?«
    »Ah, eine Trickfrage. Die Dave Clark Five. Die Beatles waren die zweiten.«
    »Nicht schlecht für einen Amateur. Nummer zwei: Wer trat in Woodstock als Letzter auf?«
    »Jimi Hendrix. Du musst dir schon was Besseres einfallen lassen, O’Roarke.«
    »Ich lulle dich bloß ein. Nummer drei, und das ist die Hauptfrage, Fletcher: In welchem Jahr erschien der Hit ›That’ll Be the Day‹ von Buddy Holly und den Crickets?«
    »Ziemlich lange her, nicht wahr?«
    »Beantworte einfach die Frage, Schlaumeier.«
    »Sechsundfünfzig.«
    »Wie schade. Es war siebenundfünfzig. Du hast verloren.«
    »Das möchte ich nachschlagen.«
    »Lass dich nicht aufhalten. Jetzt musst du mit zu mir kommen und dir eine Rolling-Stones-Retrospektive anhören.« Sie gähnte.
    »Falls du so lange wach bleibst.« Er freute sich, dass sie sich einen Moment Zeit zum Herumspielen genommen hatte. »Willst du Kaffee?«
    Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu. »Nur so dringend, wie ich atmen will.«
    »Ich hole welchen.«
    Der Sender ist leer, dachte er. Seit Nick Peters aus verletztem Ego heraus gekündigt hatte, war niemand mehr da, der abends eine letzte Kanne Kaffee machte. Auch er sah auf die Uhr. Er wollte es hinter sich bringen und wieder bei Cilla sein, bevor die Telefone zu klingeln begannen.
    Er wollte ihr auch einen Donut bringen, wenn er schon dabei war. Boyd warf automatisch einen Blick in den Korridor. Etwas Zucker half ihr bestimmt, die Nacht durchzustehen.
    Bevor er in den Aufenthaltsraum ging, überprüfte er die Eingangstüren des Gebäudes. Die Schlösser befanden sich an ihrem Platz, und der Alarm war eingeschaltet. Sein Wagen stand einsam auf dem Parkplatz. Zufrieden ging er durch das Gebäude und überprüfte den hinteren Lieferanteneingang genauso sorgfältig, bevor er sich dem Aufenthaltsraum zuwandte.
    Es konnte nicht mehr lange so weitergehen. Boyd war sicher, dass sie aufgrund der McGillis-Spur innerhalb von wenigen Tagen jemanden mit den Drohungen in Verbindung bringen konnten. Es musste schön sein, Cilla ohne diese Spuren von Angst in den Augen zu sehen, ohne diese Spannung in ihren Schultern.
    Die Ruhelosigkeit wird bleiben, dachte er. Und die Energie. Die gehörten genauso zu ihr wie ihre Haarfarbe.
    Er tat einen extra Messbecher Kaffee in die Kanne und lauschte über Lautsprecher auf ihre Stimme, während sie von einer Platte zur nächsten überleitete.
    Diese magische Stimme, dachte er. Er hatte keine Ahnung gehabt, als er sie zum ersten Mal hörte und von ihr berührt wurde, dass er sich in die Frau hinter der Stimme verlieben würde.
    Joan Jett sang jetzt »I Love Rock and Roll«. Obwohl der Lautsprecher in dem Aufenthaltsraum ganz leise gestellt war, kam das Feeling voll rüber. Das sollte Cillas Erkennungssong sein, überlegte er. Obwohl er in den zwei Tagen in seinem Holzhaus herausgefunden hatte, dass sie genauso leicht von Sängerinnen wie Patsy Cline oder Ella Fitzgerald fasziniert war.
    Was sie beide brauchten, war eine richtig schöne Woche in den Bergen. Ohne Spannungen von außen, die sie störten.
    Er sog behaglich den Duft des Kaffees ein, als dieser durchzulaufen begann, und hoffte, er könne schnell nach Chicago, die Antworten finden, die er brauchte, und sofort zurückkommen.
    Von einem leisen Geräusch auf dem Korridor aufgeschreckt, wirbelte er herum. Ein Rascheln. Das Knarren eines Dielenbretts. Seine Hand war schon am Revolvergriff. Er zog, presste den Rücken gegen die Seitenwand, tat drei vorsichtige Schritte auf die Tür zu, spähte um die Ecke.
    Du wirst nervös, sagte er sich, als er nichts sah als den leeren Korridor und den Schimmer der Sicherheitsbeleuchtung. Doch instinktiv behielt er die Waffe in der Hand. Er tat gerade den

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