Der gefangene Stern
kannst du ruhig die erste Runde ausgeben.“
„Abgemacht.“ Sie hob ihre Tasse wieder an die Lippen. „Und, Junge, ich freue mich echt darauf.“
„Wieso, haben wir jetzt vielleicht keinen Spaß miteinander?“
Sie lehnte sich zurück, als die Bedienung die dampfenden Platten auf den Tisch stellte. „Danke.“ Dann griff sie nach der Gabel und stürzte sich auf ihr Essen. „Doch, ab und zu schon. Kann ich Ralphs Buch sehen?“
„Wozu?“
„Damit ich den tollen Plastikeinband bewundern kann“, erwiderte sie süßlich.
Er stand kurz auf, zog das Notizbuch aus der Hosentasche und warf es auf den Tisch. Während er seine Eier probierte, blätterte M.J. die Seiten durch. „Und? Ist ein Name dabei, den du kennst?“
Wegen seines amüsierten Tons genoss sie es besonders, aufzusehen und zu nicken. „Um genau zu sein, ja.“
„Wie bitte?“ Er wollte ihr das Notizbuch aus der Hand reißen, doch sie wich aus. „Wen?“
„T. Salvini. Das ist einer von Baileys Stiefbrüdern.“
„Im Ernst?“
„Im Ernst. Hinter seinem Namen steht eine Fünf mit drei Nullen. Ist doch ganz klar, Tim oder Tom haben mit Ralph Geschäfte gemacht, du hast mit Ralph Geschäfte gemacht, und nun mache ich – gewissermaßen – ebenfalls ein Geschäft mit dir.“ Sie sah ihn mit diesen flussgrünen Augen an. „Kleine Welt, oder nicht, Jack?“
„Von meinem Stuhl aus betrachtet, ja“, stimmte er zu.
„Hier ist eine weitere Zahlung, ungefähr fünf Riesen. Sieht so aus, als wäre vier, nein fünf Monate dieser Betrag bezahlt worden.“ Nachdenklich klopfte sie mit dem Notizbuch auf die Tischplatte. „Ich frage mich nur, was diese beiden Widerlinge getan haben, das 25 000 Dollar Schweigegeld wert ist.“
„Die Leute tun ständig Dinge, die niemand erfahren soll – und sie zahlen dafür, auf die eine oder andere Weise.“
Sie neigte den Kopf. „Du kennst dich mit der menschlichen Natur richtig gut aus, nicht wahr, Dakota? Und ein Zyniker bist du auch noch.“
„Das Leben ist eine einzige zynische Reise. Immerhin haben wir jetzt eine direkte Spur zu Ralph. Vielleicht statten wir den beiden Widerlingen einen Besuch ab.“
„Die beiden sind Geschäftsmänner“, erklärte sie. „Schleimig, so wie ich das sehe, aber das heißt noch lange nicht, dass sie Mörder sind. Das wäre doch ein ziemlich großer Schritt. Ich kann mir das nicht vorstellen.“
„Manchmal ist der Schritt viel kleiner, als man denkt.“ Er nahm das Buch wieder an sich. „Auf dieser zynischen Reise.“
„Ich kann mir vorstellen, dass sie ihre Geschäftsbücher frisiert haben“, überlegte sie laut. „Timothy hat ein Spielproblem – damit will ich sagen, dass er gern spielt und dazu neigt zu verlieren.“
„Und Ralph hatte eine Menge Beziehungen, wenn es um, sagen wir mal, Glücksspiel ging. Das passt nur allzu gut in die ganze Geschichte.“
„Ralph findet also heraus, dass der Widerling spielsüchtig ist, springt vielleicht finanziell ein, um ihn vor gebrochenen Beinen zu bewahren, und setzt ihn dann unter Druck.“
„Könnte sein. Und Salvini jammert einem anderen was vor, der stärker ist als Ralph – und vor allem einem, der die Diamanten haben will.“ Er beschloss, ein Lob zu wagen. „Wie auch immer, keine schlechte Arbeit, Herzchen.“
„Großartige Arbeit, um genau zu sein.“
„Einigen wir uns auf gut. Und es sah ziemlich professionell aus, wie du dich da aus dem Autofenster gehängt und auf den rasenden Lieferwagen geschossen hast.“ Lächelnd ertränkte er seinen Pfannkuchen in Sirup. „Auch wenn mir fast das Herz stehen geblieben ist. Solltest du jemals überlegen, den Beruf zu wechseln – du würdest eine ganz passable Kopfgeldjägerin abgeben.“
„Wirklich?“ Sie wusste nicht, ob diese Einschätzung erfreulich oder besorgniserregend war, beschloss aber, sich geschmeichelt zu fühlen. „Ich glaube nicht, dass ich mein Leben damit verbringen möchte, zu jagen – oder gejagt zu werden.“ Ohne mit der Wimper zu zucken, streute sie so viel Salz auf ihre Eier, dass Jack, obwohl selbst ein Salzfan, zusammenzuckte. „Wie kannst du das nur aushalten? Und warum?“
„Wie sieht es mit deinem Blutdruck aus?“, erkundigte er sich.
„Hm?“
„Vergiss es. Ich bin gut darin, Spuren zu verfolgen und zu ahnen, was die Leute vorhaben. Und ich genieße die Jagd.“ Das unterstrich er mit einem wölfischen Grinsen. „Ich liebe die Jagd. Ganz egal, wie groß die Beute ist, Hauptsache, ich schnappe
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