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Der gefangene Stern

Der gefangene Stern

Titel: Der gefangene Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Richtung zu fahren. Planänderung. Wir fahren zuerst nach Baltimore. Ruf ruhig an. Ich schätze, wir werden sowieso nicht mehr zu unserem kleinen romantischen Motel zurückkehren.“ Er tätschelte ihre Hand. „Keine Sorge, Herzchen, wir finden schon ein anderes.“
    „So was finden wir nie wieder. Hoffentlich“, fügte sie hinzu und wählte hastig. „Es klingelt.“
    „Halt dich kurz und sag ihr nicht, wo du bist. Bitte sie nur, dass sie in eine Telefonzelle an einem öffentlichen Platz gehen und dich zurückrufen soll.“
    „Ich …“ Sie fluchte. „Anrufbeantworter. Das hatte ich befürchtet.“ Sie klopfte ungeduldig mit den Fingern auf ihre Knie, während sie Graces Ansage lauschte. „Grace, nimm ab, verdammt noch mal. Es ist wichtig. Falls du deine Nachrichten abhörst: Geh nicht nach Hause. Geh in eine Telefonzelle auf einem öffentlichen Platz und ruf mich auf dem Handy an. Wir stecken in Schwierigkeiten. In ernsten Schwierigkeiten.“
    „Komm zum Ende, M.J.“
    „Mein Gott, Grace, sei vorsichtig. Ruf mich an.“ Sie legte auf. „Sie ist entweder in ihrem Haus in den Bergen, oder es hat sie wieder überkommen und sie ist über den Vierten Juli nach London geflogen. Oder an einen Strand auf den Westindischen Inseln. Oder … sie haben sie schon gefunden.“
    „Klingt mir nicht nach einer Frau, die man so leicht aufspüren kann. Ich vermute eher Ersteres. Wir fahren jetzt eine Weile herum, dann tanken wir und kaufen eine Straßenkarte. Vielleicht gelingt es dir ja, dich an den Weg zu Graces kleinem Haus in den Bergen zu erinnern.“
    Die Vorstellung beruhigte sie ein wenig. „Danke.“
    „Isoliert, hm?“
    „Irgendwo mitten im Wald, und dieser Wald liegt irgendwo mitten im Niemandsland.“
    „Hm. Sie läuft dort nicht vielleicht nackt durch die Gegend?“ Er lachte, als sie ihm einen weiteren Schlag verpasste. „Nur so ein Gedanke.“
    Sie tankten, besorgten eine Straßenkarte und gingen zum Mittagessen in den Rasthof. Dort breiteten sie die Karte auf dem Tisch aus.
    „Tja, es gibt etwa ein halbes Dutzend Staatswälder in West-Maryland“, bemerkte Jack, während er Hackbraten auf seine Gabel häufte. „Klingelt es vielleicht bei dem einen oder anderen?“
    „Wie denn? Sind doch nur Bäume.“
    „Du bist ein echtes Stadtkind.“
    Schulterzuckend biss sie in ihr Schinkensandwich. „Du vielleicht nicht?“
    „Vermutlich. Ich habe nie verstanden, warum manche Leute gern auf dem Land leben oder in den Bergen. Ich meine, wo gehen die denn essen?“
    „Zu Hause.“
    Sie sahen einander kopfschüttelnd an. „Jeden Abend“, sagte er. „Und wohin gehen sie nach der Arbeit, wenn sie sich ein bisschen amüsieren wollen? Auf die Veranda. Das ist eine beängstigende Vorstellung.“
    „Keine Menschen, kein Verkehr, kein Restaurant oder Kino. Kein Leben.“
    „Ich bin absolut deiner Meinung. Aber unsere Freundin Grace offenbar nicht.“
    „ Meine Freundin“, verbesserte sie ihn. „Sie liebt die Einsamkeit. Und sie gärtnert gern.“
    „Was? Züchtet sie etwa Tomaten?“
    „Ja, und Blumen. Als wir sie damals besuchten, hat sie gerade wie verrückt in der Erde gegraben und irgendwas gepflanzt … Petunien oder so. Ich mag Blumen, aber mir reicht es, sie zu kaufen. Man muss sie doch nicht gleich züchten. In den Wäldern gab es Rehe, das war ziemlich cool“, erinnerte sie sich. „Bailey war total begeistert. Ich fand es für ein paar Tage auch okay, aber sie hat ja nicht mal einen Fernseher da oben.“
    „Wie barbarisch.“
    „Und ob! Sie hört sich nur CDs an und spricht mit den Pflanzen oder was weiß ich. Es gibt da einen kleinen Laden … der ist aber mindestens vier Meilen entfernt. Dort kann man Brot und Milch und unechte Fingernägel kaufen. Es gibt auch eine Bank, glaube ich, und ein Postamt.“
    „Und wie heißt der Ort?“
    „Ich weiß nicht. Entenhausen?“
    „Sehr witzig. Versuch dir die Route vorzustellen, zumindest ungefähr. Ihr seid die 270 gefahren?“
    „Ja, und dann auf die 70 in der Nähe von … lass mal sehen … Frederick. Ich glaube, ich bin auch mal eingeschlafen, es war eine endlos lange Fahrt.“
    „Ihr habt bestimmt oft angehalten“, drängte er. „Frauen können nicht lange fahren, ohne auf die Toilette zu müssen.“
    „Ist das frauenfeindlich gemeint?“
    „Nein, nur eine Tatsache. Wo habt ihr angehalten, und was habt ihr getan?“
    „Irgendwo abseits der 70. Ich hatte Hunger und wollte Fast Food.“ Sie schloss die Augen und versuchte, sich zu

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