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Der Gefundene Junge

Der Gefundene Junge

Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf! « Als er das Wort Augen hörte, bemerkte Hap, dass seine geschlossen waren. Seine Lider hoben sich, und er sah, wo er war: noch immer auf der Terrasse von Aerie. Aber er lag nicht mehr unter dem Obstbaum, sondern saß rittlings auf dem Balkongeländer und eins seiner Beine baumelte in der Luft. Als er den Abgrund sah, der sich unter ihm auftat, wurden seine Schreie noch schriller.
    Â»Hör auf zu schreien! Das nervt!«, brüllte eine andere Stimme in sein Ohr. Das war Oates, der ihn von hinten festhielt. Hap schrie noch dreimal: Aaah! Aaah! Aaah! Dann schrie er tonlos weiter, bis er atemlos nach Luft schnappen musste. Seine Arme und Beine erlahmten, und Oates hob ihn von der Brüstung und wiegte ihn in seinen Armen.
    Â»Du wärst fast gesprungen, du Idiot«, sagte Oates. »Ich hab dich gerade noch an der Ferse erwischt.«
    Hap wollte ihm sagen, dass es ihm leidtat, aber er konnte nicht sprechen. Oates trug ihn zur Bank zurück und setzte ihn dort ab. Hap zog die Knie an die Brust und legte seine Arme fest darum. Umber setzte sich neben ihn; er war ganz weiß im Gesicht, fächelte sich mit der Hand Luft zu und lachte beklommen auf. » Damit hatte ich nicht gerechnet.«
    Hap schlug die Hände vors Gesicht und weinte. Umber tätschelte sein Knie. »Es ist ja gut, Hap. Es tut mir leid, dass ich das ausgelöst habe. Lass dir ruhig Zeit mit der Antwort, aber … hast du irgendetwas Neues erfahren?«
    Â»Da war nur … Angst«, presste Hap hervor. »Und Dunkelheit und schreckliche Kälte. Es war fast wie …« Er biss die Zähne zusammen.
    Â»Was, Hap?«, flüsterte Umber. »Erzähl es mir.«
    Hap schluckte. »Wie Ertrinken.« Ihn schauderte erneut. »Das Wasser macht mir doch auch immer Angst … und das war genauso, nur noch tausend Mal schlimmer.« Er schlang die Arme um seinen Körper. Es fühlte sich an, als würden Eissplitter durch seine Adern fließen und ihn von innen durchbohren. »Aber das mache ich nie wieder. Wenn schlafen so ähnlich ist, dann bin ich froh, dass ich nicht schlafen muss. Und dass ich nicht träume.«
    Eine Stunde später lag Hap in dem winzigen Zimmer, das er sich ausgesucht hatte, unter schweren Decken im Bett. Die Glasfenster waren geschlossen, und auf dem Fensterbrett brannte ein Dutzend Kerzen und tauchte das Zimmer in ein warmes Licht.
    Â»Gemütlich«, sagte Umber. »Ich mag dein Zimmer, Hap. Das hast du gut ausgesucht.« Er saß in einem hölzernen Schaukelstuhl, den er aus einem anderen Raum herbeigeholt hatte. Der Stuhl knarzte, während Umber darin vor und zurück schwang.
    Hap lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und schaute auf seine Hände, um nachzusehen, ob sie aufgehört hatten zu zittern.
    Â»Geht es dir besser?«, fragte Umber schaukelnd.
    Hap nickte. Er rieb sich die Nase.
    Â»Bedrückt dich sonst noch etwas?«
    Wo soll ich da anfangen?, dachte Hap. Die Hypnose hatte sich als Katastrophe erwiesen. Er war weiterhin ein unbeschriebenes Blatt, und die meisten seiner Geheimnisse waren noch immer nicht gelüftet. Er hätte so gern gewusst, was im Rest dieses Briefes stand, aber es war klar, dass Umber ihm das erst verraten würde, wenn er die Zeit für gekommen hielt. Hap fragte sich, wie er es anstellen konnte, ihm wenigstens ein paar Antworten zu entlocken. »Ich … ich weiß einfach nicht, was ich hier soll. Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen.«
    Der Schaukelstuhl verharrte in der nach vorne geneigten Position. Umber stützte die Ellbogen auf seine Knie und legte die Finger zu einem spitzen Turm zusammen. »Happenstance. Ich weiß auch nicht, warum du hier bist, ehrlich nicht. Und was ich von dir will … Nun ja, das Einzige, worum ich dich bitte, ist, dass du das hier als dein Zuhause betrachtest und mich als deinen Freund. Und du musst mich begleiten, wenn ich dich irgendwohin mitnehmen möchte.«
    Â»Weil in dem Brief stand, dass Sie das tun sollen.«
    Â»Wie kommst du darauf?«, fragte Umber, kniff die Augen zusammen und sah Hap durchdringend an.
    Hap wurde ganz mulmig zu Mute. Er öffnete den Mund, um zu antworten, doch ein Klopfen an der Tür rettete ihn. Als Sophie hereinspähte, setzte er sich ein wenig aufrechter hin. Sie hatte einen Korb in die Ellenbeuge ihres verstümmelten Arms gehängt.
    Â»Sophie, meine Liebe«, sagte Umber. »Komm doch

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