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Der Gefundene Junge

Der Gefundene Junge

Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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es bist!«, rief Umber mit einem Hauch von Panik in der Stimme.
    Â»Ich bin es«, sagte Hap.
    Â»Kümmern meine Anweisungen denn niemanden mehr?«, klagte Umber. »Mach, dass du wegkommst!«
    Â»Das geht nicht«, antwortete Hap. »Occo wird Sie umbringen, wenn Sie nicht tun, was er sagt.« Er wollte Occo nicht merken lassen, wie viel Angst er hatte, aber das Zittern in seiner Stimme verriet ihn.
    Â»Du bist zu wichtig, Hap!«, sagte Umber und rutschte unruhig hin und her. »Kümmere dich nicht um mich. Lauf, so schnell dich deine Beine tragen können!«
    Â»Schluss jetzt!«, sagte Occo, hielt seinen Säbel unter Umbers Kinn und zwang ihn, den Mund zu schließen. »Komm herein, Junge, oder ich bereite diesem Umber jetzt gleich ein Ende.«
    Umber schüttelte den Kopf und formte mit dem Mund ein »Nein«, doch Hap wischte sich die verschwitzten Hände an seinem Mantel ab und trat ein.
    Â»Keinen Schritt weiter!«, befahl Occo, und Hap erstarrte.
    Â»Wenn du verschwindest, bringe ich ihn um«, sagte Occo.
    Â»Verschwinden?«, fragte Hap. »Ich weiß nicht, wie das geht.«
    Â»Gut«, gab Occo zurück. Unter der Maske drang wieder das schreckliche Schlürfen hervor. »Leere deine Taschen aus! Sofort! « Er ritzte mit dem Säbel in Umbers Haut.
    Hap ließ die Schultern sinken. Er fasste erst in seine rechte Manteltasche, dann in seine linke und nahm die Flaschen heraus, die Balfour ihm gegeben hatte. »Mehr habe ich nicht bei mir. Das ist Medizin, für den Fall, dass Lord Umber welche braucht«, log er.
    Â»Wirf sie weg.« Occo zeigte auf das Fenster neben Haps Schulter. Hap warf einen Blick auf die Klinge an Umbers Hals und schleuderte die Flaschen in das Unwetter hinaus.
    Â»Jetzt den Mantel«, sagte Occo. Hap zog ihn aus und warf auch ihn aus dem Fenster. Der Sturm riss ihn mit sich. Occo beäugte Hap von oben bis unten, um sich zu überzeugen, dass Hap sonst nichts bei sich trug. Er trat von Umber weg und näherte sich Hap mit staksenden Schritten wie ein langbeinigerVogel. Mit dem Säbel winkte er ihn auf die entgegengesetzte Seite des Raums, wo nahe der Treppe ein rostiges Eisengitter an der Wand lehnte. Occo hob es mit einer Hand hoch und schob es in den Durchgang, um den Ausweg zu versperren. So stark , dachte Hap.
    Â»Was passiert da? Was ist los?«, fragte Umber.
    Â»Wir sitzen in der Falle«, antwortete Hap. Außer dem Fenster und dem klaffenden Loch hinter ihm gab es keinen Ausweg.
    Occo steckte den Säbel wieder in die Scheide an seiner Hüfte zurück und starrte Hap mit einem ungeduldigen blauen Auge an.
    Â»Lass Lord Umber frei«, sagte Hap. »So war es ausgemacht.«
    Â»Ausgemacht?«, rief Umber, »Happenstance, du lässt dich auf keinen Fall auf einen Handel ein!«
    Â»Ich lasse ihn frei, wenn ich bekommen habe, was ich will«, sagte Occo.
    Â»Und was willst du?«, fragte Hap.
    Â»Ich will sehen «, erwiderte Occo. Er griff mit der Hand nach oben, nahm die Gaze zwischen zwei Finger und riss sich den Sack vom Kopf. Hap schnappte nach Luft. Occos Gesicht war glatt und blass, aber von grauen, runzligen Beulen übersät. Nein, das waren keine Beulen! Hap schrie innerlich auf. Augenlider! Es waren mindestens sechs oder sieben, die sich in einem zufälligen Muster über Occos Wangen, Schläfen und Stirn verteilten. Nur das blaue Auge war geöffnet, aber jetzt begannen auch die anderen Lider zu zucken. Hoch auf der Stirn öffnete sich ein zweites Auge, das vollkommen anders aussah als das erste. Es war am Rand gelb und in der Mitte braun. Ein Tierauge , dachte Hap und presste sich die Hand vor den Mund.
    Nach und nach schlug Occo die anderen runzligen Augenlider auf, so dass schließlich eine Vielzahl von Augen aus tiefen, tränenden Höhlen hervorlugte: das seelenlose schwarze Auge eines Hais, ein glitzerndes Vogelauge, das silbrige Auge eines Reptils mit einem vertikalen Schlitz als Iris. Auf Occos Kinn befand sich sogar ein rotes Nagetierauge. Und alle Lider zwinkerten in unterschiedlichen Rhythmen.
    Â»Ich will sehen, was du siehst«, sagte Occo und ließ den Sack zu Boden fallen. Hap begriff, warum der Fischer und seine Frau mit schreckerstarrten Mienen gestorben waren. Nicht nur die Augen, sondern Occos ganzes Gesicht war furchterregend. Der Mund beschrieb mit seinen abwärtsgerichteten Mundwinkeln einen grausamen Halbmond. Die Zähne waren

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