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Der Gefundene Junge

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Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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dass Hap sich die Ohren zuhalten musste.
    Ein winziger silberner Speer war tief in Occos Knöchel eingedrungen. Occo zog ihn heraus und warf ihn beiseite. Er brüllte vor Wut, und Spucke spritzte aus seinem Mund. Er zog seinen Säbel und hieb damit durch die Luft. Seine Augen blickten hektisch in alle Richtungen auf der Suche nach demjenigen, der ihm solche Schmerzen zugefügt hatte.
    Â»Was ist los? Hap, bist du noch da?«, rief Umber.
    In dem Moment hefteten sich alle Augen, die Occo noch besaß, auf die winzige Gestalt Thimbles. Der kleine Jäger sprintete quer durch den Raum.

30
    Als Sophie Hap zurückgerufen hatte, kurz nachdem er aufgebrochen war, hatte sie erstaunliche Neuigkeiten gehabt: Thimble war zu ihr gekommen und hatte seine Hilfe angeboten. Wie er sagte, verdanke er Umber seine Freiheit und Hap sein Leben und er wolle bei keinem von beiden länger in der Schuld stehen. Abgesehen davon sei er der Einzige, der Hap unbeobachtet begleiten und ihn vielleicht vor dem Widerling retten konnte.
    Die anderen hatten den Einzelgänger über die Jahre kaum zu sehen bekommen und sich über sein Angebot gewundert. Außerdem waren sie skeptisch, ob Thimbles Waffen – ein Speer und ein Dolch, deren Spitzen mit Spinnengift bestrichen waren – gegen Occo viel ausrichten konnten.
    Doch die kleine Wunde in Occos Knöchel bereitete ihm offensichtlich höllische Schmerzen. Er zitterte und auf seiner Haut zeigten sich rosafarbene Schweißperlen. Seine Wut trieb ihn an den Rand des Wahnsinns.
    Wie eine panische Maus flüchtete Thimble zu einem Riss in der Wand. Occo humpelte hinter ihm her und kreischte so laut, dass er sogar das Unwetter übertönte. »Warum tut das so weh? Was hast du mir angetan?« Er schleuderte seinen Säbel nach Thimble, und Hap dachte schon, das sei das Ende des tapferen kleinen Kerls, doch die Klinge traf auf den Boden auf, prallte ab und flog über Thimbles Kopf, um dann scheppernd hinter ihm zu landen.
    Umber hatte es endlich geschafft, ein Auge von der Augenbinde zu befreien. »Thimble?«, rief er. »Hap, du hast Thimble mitgebracht, damit er dir hilft? Großartig!«
    Trotz der Behinderung durch das Gift hätte Occo Thimble fast erwischt. Das Männlein verschwand gerade noch zwischen zwei Steinen, bevor Occo es packen konnte. Der Widerling schob seine Hand in den Spalt. »Ich werde dich zerquetschen! Ich mache Hackfleisch aus dir!«
    Dann warf Occo plötzlich den Kopf nach hinten, heulte auf und zog die Hand zurück. Ein winziges Messer, das, wie Hap wusste, mit demselben Gift getränkt war, steckte unter einem seiner langen Fingernägel. Occo schüttelte wie verrückt die Hand, um das Messer loszuwerden. Dann ging er auf die Wand los und packte die Steinblöcke, zwischen denen Thimble verschwunden war. Mit gewaltiger Kraft rückte er sie hin und her, um Thimble in dem Spalt zu zerquetschen.
    Â»Keine gute Idee«, meinte Umber.
    Die Steine oberhalb in der Mauer begannen sich zu bewegen. Occo war zu wütend, um es zu bemerken. Der Gesteinsbrocken in seinen Händen löste sich unter seinen Bemühungen immer mehr, und er zerrte in immer größerer Raserei immer weiter daran. Hap hoffte, dass es Thimble irgendwie gelungen war zu fliehen.
    Schließlich gab es ein knirschendes Geräusch, das laut genug war, um von Occo wahrgenommen zu werden. Er blickte an der instabilen Mauer hoch und bemerkte endlich die Gefahr. Doch bevor er seine Hände wegziehen konnte, bewegten sich die Steinblöcke, und Hap hörte, wie Occos Handgelenk knirschend zwischen ihnen festgeklemmt wurde. Occo kreischte erneut undwand sich bei dem Versuch, sich loszureißen. Über seinem Kopf neigte sich die Mauer nach innen und brach zusammen. Hilfe suchend schaute Occo sich nach Umber und Hap um.
    Ein Stein, der drei Zentner wiegen musste, traf Occos Schulter und warf ihn zu Boden. Fünf weitere Blöcke landeten auf seinen Beinen. Hap wandte sich ab und steckte sich die Finger in die Ohren, um die schrecklichen Geräusche nicht hören zu müssen, als der Rest der Mauer auf Occo niederstürzte, Stein für Stein.
    Als Hap es wagte, wieder hinzusehen, erblickte er nur noch einen verdrehten Fuß, der aus dem Steinhaufen ragte.
    Â»Thimble!«, schrie Hap. Er rannte zu dem Trümmerhaufen und rief durch seine zum Trichter geformten Hände: »Bist du da? Sag mir, dass es dir gut geht!«
    Â»Bin

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