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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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dem Rückweg einen erbitterten Streit zwischen ihm und Barabbas gegeben, in dessen Verlauf sie schließlich mit dem Dolch aufeinander losgegangen waren.
    »Bileam hat es nicht anders gewollt. Er hat zuerst zur Waffe gegriffen und Barabbas herausgefordert. Dafür hat er mit dem Leben bezahlt«, berichtete Joktan achselzuckend. Er gehörte zu den älteren Männern in der Gruppe und stand nicht im Verdacht, parteiisch zu sein und Barabbas nach dem Mund zu reden. »Dieser Hitzkopf hätte es besser wissen müssen.«
    »Früher oder später wäre es sowieso dazu gekommen«, fügte Gerschon gleichfalls ohne großes Bedauern hinzu. »So liegt die Sache endlich hinter uns und die Verhältnisse sind nun ein für allemal geklärt.«
    Es gab einige betroffene Gesichter, aber damit hatte es sich auch schon. Keiner von denen, die bisher zu Bileam gehalten hatten, nahm es Barabbas übel, dass er seinen Widersacher niedergestochen hatte. Der Kampf war fair gewesen, wie alle Augenzeugen übereinstimmend erklärten, und damit war dem Gesetz der Sica hinreichend Genüge getan.
    Die Männer brachten noch eine andere Nachricht mit, die Jona und Timon viel mehr mit Bestürzung erfüllte als der Tod des streitbaren Bileam.
    »Herodes Antipas hat Johannes den Täufer auf dem Gewissen! Er hat diesen seltsamen Bußprediger schon vor Wochen verhaften und in einer seiner Festungen einkerkern lassen«, berichteten die zurückgekehrten Männer. »Wie man sich in den Dörfern erzählt, soll er vor kurzem wieder einmal ein ausschweifendes Fest in seinem Palast gefeiert haben. Auf diesem Fest hat Salome, die Tochter seiner Frau Herodias, für Herodes getanzt, heißt es. Er muss von ihrem Tanz so begeistert und wohl auch schon reichlich betrunken gewesen sein, dass er ihr versprochen hat, ihr jeden Wunsch zu erfüllen - und wenn es ihn sein halbes Reich kosten würde.«
    »Aber Salome hat sich nicht Gold oder andere Reichtümer gewünscht, sondern auf Drängen ihrer Mutter den Kopf des Täufers verlangt. Denn Herodias hat den Prediger gehasst und wollte sich wohl für dessen öffentliche Vorwürfe, durch ihre Ehe das Gesetz gebrochen zu haben und in Unzucht mit Herodes zu leben, endlich an Johannes rächen!«, warf ein anderer ein. »Da hat Herodes ihn noch in derselben Nacht enthaupten und Salome den Kopf des Täufers auf einem Silberteller überreichen lassen!«
    »Dass der Täufer sterben musste, weil Herodias sich an ihm rächen wollte, halte ich für ausgemachten Unsinn, für dümmlichen Hofklatsch und das Geschwätz von Weibern!«, mischte sich Barabbas nun ein. »Herodes wusste schon, warum er den Täufer köpfen ließ! Der Mann hat zu großen Zulauf unter der Bevölkerung gehabt und ist ihm schlichtweg zu gefährlich geworden. Herodes hat einen Aufruhr befürchtet und wollte ihn deshalb frühzeitig aus dem Weg schaffen, bevor er zu einer ernsten Bedrohung für seine Herrschaft werden konnte!«
    Die Nachricht erschütterte Jona und Timon, und in jenen Tagen redeten sie zum ersten Mal heimlich darüber, wie es mit ihnen weitergehen sollte. Dass ihr Aufenthalt bei den Zeloten nicht von Dauer sein konnte, bedurfte zwischen ihnen keiner langen Diskussion. Dafür fehlte ihnen der brennende, unversöhnliche Hass auf die Römer und die fanatische Entschlossenheit, im Kampf gegen die Feinde der Juden gegebenenfalls auch mit ihrem Leben zu bezahlen. Mittlerweile waren gute zwei Monate seit dem Zusammentreffen mit Michaja und Henoch am Jordan vergangen. Und sie fragten sich, ob Berechja inzwischen die Suche nach ihnen aufgegeben hatte, zumal diese für ihn ja auch mit nicht unerheblichen Kosten verbunden war. Es drängte sie, sich von den Zeloten abzusetzen und ihrer eigenen Wege zu gehen. Aber weil sie ganz sicher sein wollten, dass Berechja sie als Verlust abgeschrieben und seine Häscher zurückgerufen hatte, beschlossen sie, noch die wenigen Wochen bis zum Beginn der Weinlese und Olivenernte in den Bergen auszuharren. Eine Entscheidung, die sie schon eine Woche später bereuen sollten.

6
    »Römer!« Der alarmierende Ruf, der das hoch gelegene Lager der Zeloten augenblicklich aus seiner abendlichen Trägheit riss, kam von einem Wachposten, der die letzten Sprossen der Leiter zum Plateau hochkletterte. »Römische Soldaten im Wadi Ajin!«
    Die Männer stürzten aus der Höhle, Jona und Timon mit ihnen. Es war Gareb, der die Nachricht überbrachte. Er hatte zusammen mit Jaftah auf einem der vorgeschobenen Posten Wachdienst gehabt.
    »Ein

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