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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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gezeigt haben.« Für Jona hielt er eine Streitaxt mit sichelförmiger Schneide bereit. »Ein Schwert ist noch nichts für dich. Aber hauen kann jeder! Und denkt daran: Jeder Schlag und jeder Stich, der einen verfluchten Römer fällt, ist ein bedeutender Schritt vorwärts zur Befreiung unseres Landes!«
    Ein fetter, würgender Kloß saß Jona in der Kehle, als Barabbas ihm die Waffe in die Hände drückte. Unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen, nickte er nur. Der Gedanke, schon bald mit solch einer Streitaxt auf einen anderen Menschen einschlagen zu sollen, versetzte seinen Magen in Aufruhr.
    Die Schluchten lagen schon in Dunkelheit gehüllt, als Jona und Timon mit den Zeloten im letzten Licht des Tages aufbrachen und sich auf den beschwerlichen Weg hinunter machten.
    Sie brauchten eine gute Stunde, wie Barabbas geschätzt hatte, um von dem Bergplateau in das tief gelegene Labyrinth der Schluchten und Wadi zu gelangen. Sie bewegten sich hintereinander in einer langen Reihe, Barabbas und Gareb gingen vorneweg. Und immer wieder wurde die Ermahnung nach hinten durchgegeben, so lautlos wie möglich zu sein und jedes verräterische Waffengeklirr zu vermeiden. Jona und Timon hielten sich fast am Ende der Kolonne. Und je näher sie ihrem Ziel kamen, desto heftiger jagte ihr Herz. Mit schweißnassen Händen umklammerte Jona seine Waffe. Er merkte gar nicht, dass er stumm betete.
    Schließlich stockte der Vormarsch.
    »Wir sind da!«, flüsterte der Mann vor Jona. »Hinter der Felsenkuppe geht es hinunter ins Wadi Ajin!«
    In geduckter Haltung rückten sie zu den Felsen auf der flachen Anhöhe vor und sammelten sich dort in einem Halbkreis um Barabbas, der schon mit Gareb und Jaftah einen Blick auf das Lager der Soldaten geworfen hatte. Der Anführer der Zeloten teilte ihnen mit, wie der Überfall vonstatten gehen sollte.
    »Wir hätten es gar nicht besser antreffen können. Die Bande sitzt am Feuer und lässt es sich schmecken. Ihre Waffen haben sie drüben am Fuhrwerk abgestellt. Wir nehmen sie von drei Seiten in die Zange und machen sie nieder, bevor sie auch nur wissen, wer und was über sie gekommen ist.« Barabbas teilte die Männer in drei Gruppen auf. Jona und Timon wies er der Gruppe zu, die für die rechte Flanke verantwortlich war und verhindern sollte, dass die Soldaten zu ihren Waffen am Wagen stürzen konnten. »Noch irgendwelche Fragen?« Barabbas blickte in die Runde.
    Es gab keine. Jeder wusste, was er zu tun hatte. Und bis auf Jona und Timon brannte jeder darauf, das Lager der römischen Soldaten zu überfallen.
    »Gut, dann lasst uns dafür sorgen, dass im Wadi Ajin heute reichlich römisches Blut fließt!«, flüsterte Barabbas hasserfüllt, zog sein Schwert aus der Scheide und gab das Zeichen zum Vorrücken.

7
    Der zunehmende Mond verschwand immer wieder hinter Wolken, die träge über den Nachthimmel zogen. Das Lager der Soldaten zu finden erwies sich jedoch trotz der Dunkelheit als leicht. Nicht nur ihr Kochfeuer wies Barabbas’ Männern den Weg in den hinteren Teil des Akazienhains, sondern auch die unbekümmert lauten Stimmen der Soldaten. Gelächter drang vom Feuer herüber.
    »Diese Dreckskerle können noch nicht lange in Judäa sein«, flüsterte einer der Zeloten. »Denn sonst hätten sie sich gewiss nicht in dieses Wadi verirrt!«
    »Ja, dem Herrn sei Dank für ihre Dummheit!«, raunte ein anderer zurück.
    Das Wadi wies überall Buschwerk, steinige Bodenwellen und Felsbrocken auf, die den sich anschleichenden Zeloten ausreichend Deckung boten. Aber vermutlich wären die Soldaten nicht einmal dann früh genug auf die tödliche Gefahr in ihrem Rücken aufmerksam geworden, wenn das Gelände flach wie eine riesige Töpferscheibe gewesen wäre.
    Immer näher kamen sie den Legionären. Lautlos wie Schatten, huschten sie von einer Deckung zur anderen. Krüppelbüsche und Akazien boten ihnen zusätzlichen Sichtschutz. Deutlich sahen sie die beiden angepflockten Pferde, das schwere Fuhrwerk bei einer Gruppe von Sträuchern und ein gutes Stück links davon die zehn Männer am Lagerfeuer.
    Als sie sich den Soldaten bis auf etwa zwanzig Schritte genähert hatten, gab Barabbas das Zeichen zum Angriff. »Freiheit für Judäa!«, schrie er. »Tod den Römern!«
    »Tod den Römern!«
    Unter wildem, markerschütterndem Geschrei stürzten sich die Zeloten mit blank gezogenen Waffen auf die zu Tode erschrockenen und völlig überrumpelten römischen Soldaten.
    Jona rannte mit den anderen seiner Gruppe

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