Der geheime Zoo. Auf der Jagd nach den Yetis
Boden, und staubige Spinnweben hingen in den Ecken. Der unheimliche unterirdische Gang erinnerte Noah an eine antike Stätte.
«Die ostnordöstlichen Grotten», sagte Tank.
Ein erdiger, abgestandener Geruch hing in der Luft, und das Atmen fiel ihnen schwer. Noah berührte mit den Fingerspitzen die Wände; sie waren feucht und kühl und glitschig.
«Den Ostnordost-Tunnel gibt es schon lange», sagte Tank. Er hatte sich herumgedreht und ging nun rückwärts, um die Scouts beim Sprechen anzusehen. «Es ist ein Originaltunnel – also kann man hier nicht verloren gehen.»
Als sie an den Vorhängen vorbeigingen, las Richie die Aufschriften auf den goldenen Schildern laut vor: Das geheime Koala-Kastell … SchlarAFFENland … Die geheime Chinchillavilla …
«Alle Eingänge mit der Bezeichnung ‹geheim› sind mit Sektoren im geheimen Zoo verbunden. Alle anderen führen in den Zoo von Clarksville – meistens in Gehege, aber auch an normale Plätze.»
Noah dachte an seinen kurzen Besuch der Grotten und wie er in der Flamingo-Fontäne angekommen war. Er kannte also diese ‹normalen Plätze›, von denen Tank sprach. Sie fühlten sich nicht wirklich normal an, wenn man auf dem Rücken eines Kaiserpinguins dort hingelangte.
Die Wände um einen Vorhang mit der Aufschrift Die geheimen Eleganten Elefanten begannen zu wackeln. Von der Decke regnete es Schmutz und Mörtel. Der Boden bebte, und alle Insekten huschten davon. Richie, der vor dem Vorhang stand, sprang zur Seite und versteckte sich hinter Ella. Es sah aus, als würde aus Ellas Kopf auf einmal ein Bommel wachsen.
Tank lachte. «Entspann dich, Richie. Die Elefanten machen nur Quatsch. Das machen sie ständig. Sie kommen nicht in die Grotten, wenn sie nicht unbedingt müssen.»
Das Grollen wurde leise und verschwand dann ganz, als die Elefanten sich von den Grenzen des Sektors entfernten.
Tank ließ sich neben einem Vorhang mit der Aufschrift Die Bi-Ba-Butzemann-Hütte nieder. «Hier», sagte er und deutete auf den Boden.
Die Scouts hockten sich neben den großen Mann.
«Hier ist einer der Yeti-Abdrücke, die ich gefunden habe.»
Der Abdruck im Boden zeigte einen Fuß – einen Fuß, der eine Wassermelone hätte zertreten können. Richie keuchte.
«Das meinst du doch nicht im Ernst!», sagte Ella. «Bist du sicher, dass es nicht King Kong ist, der hier rumspaziert?»
«Das war ein Yeti», sagte Tank. «Von mittlerer Größe.»
«Mittlere Größe!», quiekte Richie. Seine Lippen versuchten, noch etwas zu sagen. Doch nichts anderes als ein weiteres «Mittlere Größe!» kam heraus.
Tank stand auf und zog den Vorhang zur Bi-Ba-Butzemann-Hütte zur Seite. «Folgt mir.»
Das taten die Scouts. Als der Vorhang Noah berührte, spürte er, wie die Magie ihn wie ein schwacher Stromschlag durchfuhr. Hinter dem Eingang verlief der Tunnel noch etwa fünf Meter geradeaus und endete dann an einer steilen Treppe, die nach oben führte. Tank stieg sie hoch, ein paar schwache Lichter an den Wänden wiesen den Weg. Auf der Hälfte der Treppe angelangt, drehte er sich zu den Scouts um und legte den Finger an die Lippen. «Psssst!», machte er.
«Warum?», flüsterte Richie.
Tank deutete mit dem Finger zur Decke.
Die Scouts reckten die Hälse und lauschten. Schwache Schritte waren von oben zu hören. Und eine gedämpfte Stimme. Noah hörte noch etwas anderes: ein leises Ding! wie von einer Registerkasse.
«Die Bi-Ba-Butzemann-Hütte», flüsterte Megan.
«Da oben», nickte Tank.
Noah hatte völlig vergessen, dass der städtische Zoo von Clarksville direkt über ihnen lag.
Mit einer Kopfbewegung bedeutete Tank den Scouts weiterzugehen. Oben befand sich eine Falltür. Tank und die Scouts krochen die Treppe hinauf und drängten sich dicht aneinander. Hier in den Schatten war es beinahe zu dunkel, um etwas zu erkennen. Tanks leuchtende große Augen schienen im Raum zu schweben wie die Augen eines Comic-Helden, den man im Dunkeln überraschte. Noah hörte seine Freunde atmen.
«Uaagh!», stöhnte Ella leise.
«Was ist los?», flüsterte Tank.
«Mundgeruch. Oder Achselgeruch. Auf jeden Fall muss ich mich gleich übergeben.»
«Sorry», flüsterte Richie. «Heute Mittag gab’s Zwiebelringe. Hat jemand ein Pfefferminzbonbon?»
«EIN Bonbon?», rief Ella. «Da kann man ja eher einen Waldbrand mit einer Tasse Wasser löschen.»
Als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah Noah, wie Tank den Arm ausstreckte und Richie die Stablampe aus der
Weitere Kostenlose Bücher