Der Geheimnistraeger
besser als zwei. Besonders, wenn es sich bei dem dritten Kopf um den von Vincent handelt.«
»Das bringt uns sicher Ärger ein. Aber von mir aus gerne.«
Vincent saß allein in seiner Küche. »Birthe und die Mädchen sind in Hillerød geblieben«, meinte er, als seine beiden Kollegen eintraten. »Ich wusste schließlich nicht, ob diese Hyänen immer noch vor dem Haus lauern würden, aber offenbar ist es ihnen irgendwann zu langweilig geworden. Aber das Telefon hat ungefähr jede zweite Minute geklingelt.«
»Ich höre nichts«, sagte Møller.
»Ich habe den Stecker aus der Wand gezogen«, erwiderte Vincent.
Christian reichte ihm eine Kopie des Ausdrucks. »Lass uns mal drauflosüberlegen«, meinte er. »Wir sagen, was uns gerade einfällt. Egal, was.«
Die drei Männer nahmen an Vincents Küchentisch Platz. Er hatte Kaffee gekocht. Schweigend beugten sie sich über die Papiere.
Staatssekretär Knud Halsberg schüttelte den Kopf. »Nichts«, sagte er. »Sie finden nichts.« Er hielt ein Handy in der Hand.
Es war sieben Uhr abends. Mitternacht rückte näher. Es war immer noch hell draußen, es war Sommer, und die Sonne würde noch eine Weile am Himmel stehen. Bald würde es jedoch zu dämmern beginnen.
»Sie haben das ganze Gebiet abgesucht«, sagte Halsberg. »Nichts. In diesen Gewässern befinden sich etwa siebzig andere
größere Schiffe. Von der Farida keine Spur. Das Schiff befindet sich ganz einfach nicht im Kattegatt.«
Ministerpräsident Falck Pedersen atmete lautstark aus. »Es scheint also ein falscher Alarm zu sein«, sagte er.
»Wenn wir Glück haben«, meinte Reichspolizeichef Thord Henning. »Aber der Sonntag ist lang, und die Farida hat Skagen vielleicht noch nicht umrundet. Das Schiff kann eine Geschwindigkeit von sechzehn Knoten erreichen. Es könnte morgen um 18 Uhr das Kattegatt erreichen und wäre dann immer noch rechtzeitig bei der Brücke.«
»Ja, natürlich«, sagte der Ministerpräsident und versuchte nicht einmal, seine Verärgerung zu verbergen. »Ich meine nur, dass die Gefahr nicht akut ist. Das verschafft uns eine Atempause. «
Er wandte sich an den Chef der Marine. »Und wie sieht es im Skagerrak aus? Und weiter südlich, Richtung Deutschland? Hat irgendein anderes Land irgendwelche Beobachtungen rapportiert? «
»Niemand hat etwas gesehen. Niemand hat etwas über die Farida rapportiert«, sagte der Flottenchef. »Leider. Die Nordsee ist etwas größer als das Kattegatt. Die Chancen, dort ein Schiff zu finden, sind minimal.«
»Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als zu warten«, sagte Knud Halsberg.
Die Sonne ging hinter dem Horizont unter. Kapitän Isinbajev schaltete die Schiffslaternen ein. Die Farida sollte in der Dunkelheit nicht wie ein Geisterschiff aussehen. Auf der Steuerbordseite befand sich in drei Seemeilen Entfernung die Küste. Ziemlich bald würde er den Kurs ändern und direkt nach Norden steuern. Er musste nur die kleine Landzunge im äußersten Südwesten Schwedens umrunden. Er schaute auf die Seekarte.
Falsterbo, stand neben der Landzunge. Dann würde er in den Öresund einfahren. Niemand hatte versucht, ihn aufzuhalten. Jetzt würde ihnen das auch kaum noch gelingen, selbst wenn sie die Farida doch noch fanden. So nahe lag das Ziel.
71. Kapitel
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Zahlen etwas anderes bedeuten sollen als Bankkonten und Summen«, meinte Møller. »Es scheint um viel Geld zu gehen. Jedenfalls sind es vielstellige Zahlen.«
Vincent Paulsen deutete auf eine Zahlenreihe auf der dritten Seite. »Das hier könnte eine Telefonnummer sein«, sagte er. »Sie beginnt mit 00290 und dann folgen acht Zahlen.«
Er stand auf und holte ein Telefonbuch.
»Mal sehen«, meinte er und fuhr mit dem Zeigefinger die Spalte der Ländervorwahlen entlang. »Es ist die Vorwahl von Saint Helena. Das klingt nach einer Steueroase. Wir müssen herausfinden, wem der Anschluss gehört.«
»Ja, falls es wirklich eine Telefonnummer ist«, sagte Møller.
»Hier gibt es noch einmal eine ähnliche Zahlenfolge«, sagte Christian. »00000828-55.44-12.56. Was für eine Vorwahl ist 00828?«
Vincent sah die Liste durch. »Kein Treffer«, sagte er. »Aber vielleicht ist das ja etwas anderes. 0828, das ist das Datum von morgen. Sonntag, der 28. August.«
Møller sah von seinen Blättern auf. »Wo hast du das gefunden? «, fragte er.
Christian deutete auf eine Stelle zuunterst auf der letzten Seite.
»Fünf Nullen«, sagte Møller. »Könnte das
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