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Der Geheimnistraeger

Der Geheimnistraeger

Titel: Der Geheimnistraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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wenige Gehminuten vom Polititorvet entfernt, man musste sich nur über die Langebro nach Amager begeben, aber Møller und Christian war nicht nach Spazierengehen zumute. Deswegen nahmen sie einen Wagen. Ein Assistent empfing sie und führte sie in einen Raum mit Computern. Der Assistent war ein jüngerer Mann mit schlanken Fingern, wie dafür gemacht, die Computertastatur zu bedienen.
    »Alle Schiffe im internationalen Verkehr mit über 300 Bruttoregistertonnen müssen laut Vorschrift an das AIS angeschlossen sein«, sagte der Assistent. »Das steht für Automatisches Schiffsidentifizierungssystem. Es handelt sich dabei um eine schwedische Erfindung. Mit Hilfe von GPS kann man damit genau sehen, wo sich ein Schiff befindet.«

    »AIS, GPS«, meinte Møller. »Hauptsache ist, dass es funktioniert. «
    Der Assistent nahm vor einem Computer Platz. Blaue Punkte blinkten auf einer digitalisierten Seekarte des Kattegat.
    »Wir können alle Schifffahrtsstraßen Dänemarks bis auf die Höhe einer imaginären Linie zwischen Skagen und Vinga auf der schwedischen Seite sehen«, sagte er.
    »Unser Schiff heißt Farida«, sagte Møller. »Wir glauben, dass es von Norden kommt, dass es Skagen umrundet und dann Kurs auf den Großen Belt nimmt.«
    »Im Augenblick befinden sich etwa 75 an das AIS angeschlossene Schiffe nördlich von Seeland«, sagte der Assistent.
    Er arbeitete einige Minuten lang schweigend an seinem Computer. Dann wandte er sich an Møller und Christian, die hinter ihm standen.
    »Keines dieser Schiffe ist die Farida. Leider.«
    »Kann man die AIS-Anlage eines Schiffes ausschalten?«, fragte Christian.
    »Ja«, antwortete der Assistent. »Das kann der Kapitän tun. Aber es ist nur unter ganz besonderen Bedingungen gestattet. «
    »Ich glaube nicht, dass sich dieser Kapitän Gedanken wegen irgendwelcher Genehmigungen macht«, sagte Møller. »Können Sie sehen, ob eines der Schiffe plötzlich das System abgestellt hat und damit ebenso plötzlich von Ihrem Monitor verschwunden ist?«
    »Wir speichern alle Daten, das ließe sich also herausfinden. Aber wenn die Farida das AIS während der gesamten Reise ausgeschaltet hatte, dann hilft das nicht. Dann ist sie für uns dunkle Materie.«
    »Die Farida könnte sich also bereits im Kattegatt befinden, ohne dass Sie das wissen?«, fragte Christian.

    »Ganz richtig«, sagte der Assistent. »Aber es gibt noch eine andere Methode, doch die ist nicht sonderlich treffsicher.«
    »Und zwar welche?«, fragte Møller.
    »Wir können das, was ich auf dem Monitor habe, mit den Radarbildern der Marine abgleichen. Auf dem Radar tauchen alle Boote auf. Dort sieht man dann, welche Schiffe nicht mit AIS ausgerüstet sind.«
    »Und wo gibt es diese Bilder?«, fragte Møller.
    »In Århus.«
    »Ist das nicht etwas unpraktisch?«, fragte Christian.
    »Es kommt nicht oft vor, dass wir auf diese Art suchen müssen«, meinte der Assistent. »Aber der Radar fängt, wie gesagt, alle Schiffe auf, die dort draußen unterwegs sind. Segelboote, alles. Es handelt sich um Hunderte von Booten, die nicht mit AIS ausgerüstet sind.«
    »Gibt es noch eine andere Methode, das Schiff ausfindig zu machen?«, fragte Møller.
    »Nicht auf Abstand«, meinte der Assistent. »Man muss vor Ort suchen. Mit Schiffen oder Flugzeugen. Wenn das Schiff nicht von sich aus auf einen Funkspruch reagiert, natürlich.«
    Møller beugte sich vor und betrachtete den Monitor.
    »Das Kattegatt«, sagte er. »Wie groß ist das denn?«
    »Zweiundzwanzigtausend Quadratkilometer«, antwortete der Assistent. »So groß wie halb Dänemark oder ungefähr wie drei Millionen Fußballplätze.«
    »Wenn die Farida mit einer Geschwindigkeit von sechzehn Knoten unterwegs ist, wie lange braucht sie dann von Skagen nach Seeland?«, fragte Christian.
    Der Assistent griff zu einem Taschenrechner. »Etwa sechs Stunden«, sagte er.
    Møller schaute auf die Uhr. Es war Samstagnachmittag, zwanzig nach fünf.

69. Kapitel
    Die Wellen trugen Schaumkronen. Kapitän Vladimir Isinbajev stand neben seinem Steuermann auf der Brücke. Er war müde, die letzten Nächte hatte er fast nicht geschlafen. Sein Steuermann und er hatten sich die Wachen geteilt, aber er hatte keine Ruhe gefunden, als er abgelöst wurde. Und jetzt war es ohnehin zu spät. Jetzt waren es nur noch fünf Stunden bis zum Ziel, dann würde er in die ewige Ruhe eintreten. Die allerletzten Stunden wollte er das Schiff selbst steuern.
    Er lag ein paar Stunden vor dem Zeitplan. Aber das

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