Der geheimnisvolle Kreis (German Edition)
Komm Marla. Wir teilen uns auf. Einer von uns beiden wird es finden. Hondur wird Dich begleiten. Wer weiß, wer oder was hier noch wohnt. Ihr geht da lang, ich werde dort lang gehen. Wir treffen uns dann hier am Eingang wieder. Viel Erfolg!“
Jetzt trennten sich ihre Wege und jeder machte sich hoffnungsvoll auf die Suche. Sie waren fast am Ziel angekommen. Aber halt nur fast.
Kapitel
„So kleiner Freund, ich denke, Dein Flügel hat sich erholt. Beweg ihn mal.“ sagte Kalim zu dem Falken.
„Ja, Du hast Recht. Ich kann ihn wieder bewegen. Danke für Deine Hilfe. Er tut gar nicht mehr weh.“ fiepste der Falke und flatterte kräftig mit den Flügeln.
„Sehr schön. Dann kannst Du Deinen Weg fortsetzen. Warte aber ab, bis es dunkel wird. Der Aufseher soll Dich nicht sehen. Wir wollen ja keinen zweiten Absturz riskieren!“
Der Falke nickte und kroch wieder in Kalims Tasche.
Der Tempel war schon zu zwei Drittel fertiggestellt. Er sah grandios aus. Riesige Säulen zierten den Eingang. Zwanzig Treppenstufen geleiteten zum Eingang des Tempels. Der weiße Sandstein leuchtete in der Sonne und strahlte Macht und Reichtum aus. Der Boden war mit weißem Marmor ausgelegt, der aus fernen Ländern hergebracht wurde. Es gab riesige Räume in diesem Tempel, noch größere Bäder und Hunderte Fenster. Die Wände waren schon in einigen Räumen bunt verziert worden. Künstler aus Herrenländern waren deswegen angereist, um diese zu bemalen. Fresken an Decken und Wänden verwandelten die Räume in einmalige Kunstwerke.
Dank der Mitarbeitermotivation arbeiteten die Männer fleißiger und schneller. Todesfälle wurden seltener gezählt. Jeder Einzelne war stolz, an diesem Meisterwerk beteiligt gewesen zu sein. So hart die Arbeit auch war, sie machte stolz. Gondur stand oft vor dem fast fertiggestellten Tempel und war stolz und neidisch zugleich. Neidisch, weil bald der König in diesem tollen Tempel leben durfte. Neidisch, weil der Tempel weitaus größer und schöner als sein Schloss war. Gondur grübelte und schmiedete Pläne:
„Vielleicht wird der König gar nicht hier einziehen. Vielleicht stößt ihm ja noch was zu.“ sagte er verräterisch zu sich. Er dachte nach und ein breites Grinsen glitt über sein Gesicht. Er dachte eigentlich gar nicht daran, dem König dieses Meisterwerk zu überlassen. Schließlich steckte die Arbeit seiner Männer drin und seine Ideen. Und schließlich war er ja der Zauberer und hatte ja auch mehr Macht als der König. Was war denn schon ein König im Vergleich zu einem Zauberer? Nichts. Machtlos. Ein Nichts. Gondur war Herrscher über alles und jeden. Sein nächster Plan musste also lauten: Sich dem Königreich bemächtigen!
„So jetzt wird es dunkel. Stärke Dich noch mal vor Deinem Weiterflug.“ Kalim goss sich Wasser in die Hand und gab dem Falken davon zu trinken. Dieser nahm kräftige Schlucke daraus und fiepste:
„Danke, bist ein lieber Mensch. Wir werden uns bald wieder sehen. Gute Zeit und Tausend Dank für Deine Hilfe. Wenn nur mehrere Menschen auf dieser Welt so ein gutes Herz hätten....“
„Gute Reise und viel Erfolg, kleiner Freund!“
Kalim nahm den Falken auf seine Hand und hielt den Arm hoch. Er streichelte ihm ein letztes Mal über den Kopf und schwang den Arm, damit der Falke Schwung zum Starten hatte.
Dieser flatterte los und flog einen Kreis um Kalims Kopf.
Kalim winkte und wünschte ihm viel Glück. Der Falke flog zu Gondurs Schloss und begab sich somit in weitere Gefahr. Aber er musste es tun. Er tat es für Lira und für das wohl der restlichen Menschheit. Lasmo hatte Bedenken, was passieren würde, wenn er und Gondur nach dieser langen Zeit wieder aufeinander geraten würden. Er war neugierig und kein bisschen ängstlich. Was sollte ihm schon passieren? Gondur würde ihm sicherlich nichts tun. Sie waren jahrelang die besten Freunde gewesen und Martin hatte einiges gut bei ihm. Daran werde er ihn erinnern müssen, falls er Lira nicht freiwillig freilassen würde. Der Falke flatterte und flatterte voller Energie und Tatendrang.
„Hoffentlich erlebe ich nicht wieder einen unliebsamen Zwischenfall.“ sagte Lasmo zu sich. Er hastete durch die Wüste, immer in Ausschau haltend nach Gondurs Kutsche. Ihm wollte er hier nicht begegnen. Für die erste Begegnung hatte es noch Zeit. Plötzlich hielt er inne und dachte angestrengt nach? Wie viele Tage war er jetzt schon hier? Er hatte doch nur eine Woche Zeit, um wieder ins Feenland zurückzukehren! Dann
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