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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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schüttelte bedächtig den Kopf.
»Stimmt zwar, Inspektor, ich war völlig betrunken. In den
Krawall bin ich verwickelt gewesen, aber diese Frau hier habe ich nicht
getötet!«
      Mallory erhob sich, ging auf den Frisiertisch zu, nahm einen kleinen Spiegel und hielt ihn Brady vor.
    »Sehen Sie mal hinein«, meinte er dabei, »und sehen Sie gut hin!«
      Das Blut von den Schrammen war zwar angetrocknet, aber
sie sahen schmierig und irgendwie unheimlich aus. Brady fuhr vorsichtig
mit den Fingerspitzen über die Verletzungen.
      »Sie glauben, daß das von ihr stammt?« fragte er fast flüsternd.
      Mallory nickte. »Der Arzt fand Blut und ein paar
Hautfetzen unter den Fingernägeln ihrer rechten Hand. Er wird sie
untersuchen lassen, während wir zum Revier gehen.«
      Brady preßte seine Hände fest zusammen, um
das Zittern zu verbergen. »Ich bin amerikanischer Bürger,
ich möchte mich gern mit meiner Botschaft in Verbindung
setzen.«
      »Dafür ist schon Sorge getragen«,
meinte Mallory, während er die Tür zum Badezimmer
öffnete.
      Brady machte noch einen zweiten Versuch. Auf der
Schwelle blieb er stehen. »Lassen Sie uns alles noch einmal
durchdenken, Mallory. Irgendwo wird schon die Antwort zu finden
sein…!«
      »Ihnen kann nur noch eines helfen, Brady«,
antwortete Mallory, »und das ist ein Rechtsanwalt. Ich werde mich
mit der Botschaft in Verbindung setzen, damit man Ihnen einen guten
schickt – den besten, den es gibt. Sie benötigen so viel
Hilfe, wie nur irgend denkbar!«
      Vor der Tür stand Gower und starrte Brady
böswillig an, als er an ihm vorüberging. Sie führten ihn
die Stufen hinunter und blieben auf dem Treppenabsatz stehen,
während Gower ein Paar Handschellen hervorzog.
    Es war immer noch neblig, und die
herunterprasselnden Regentropfen bildeten auf dem Asphalt kleine
Türmchen. In der Straße parkten mehrere Polizeiwagen, und
entlang dem Gartenzaun hatte sich eine kleine Gruppe aufgeregter
Neugieriger angesammelt, die von mehreren Polizisten
zurückgehalten werden mußten. Es hatte den Anschein, als ob
die meisten Einwohner dieser ruhigen Straße herausgestürzt
waren, aufgescheucht von dem ungewohnten Geräusch der
heranbrausenden Streifenwagen.
      Während Gower eine der eisernen Fesseln um das
Handgelenk des Amerikaners zu befestigen versuchte, machte sich Brady
plötzlich ganz steif. Etwas abseits der Menschenmenge stand einer,
der Brady nur zu bekannt vorkam. Im gleichen Moment aber schon
löste sich dieser Mann im Nebel auf und verschwand im Hintergrund
der Menge.
      Brady riß sich von Gower los, machte einen Satz
in die Menschenansammlung und schwang seine Handschellen an einem
Handgelenk. Er bahnte sich einen Weg, doch plötzlich stellte ihm
jemand ein Bein, so daß er schwer zu Boden schlug. Noch bevor er
sich aufrichten konnte, waren sie schon über ihm.
      Gower drehte ihm den Arm nach hinten, doch Brady wand
sich verzweifelt, drehte sich zu Mallory um und rief: »Ich habe
ihn erkannt, Inspektor! Er stand hinter diesen Menschen und beobachtete
alles! Er kann noch nicht weit weg sein!«
      Im Licht der Straßenlaternen sah Mallory plötzlich noch müder als vorher aus.
      »Um Gottes willen, hören Sie endlich auf, Brady! Das hilft Ihnen doch nicht weiter.«
      Jetzt verlor Brady völlig die Kontrolle. Er
stieß einen Ellenbogen in Gowers Gesicht, riß sich los und
stürzte durch die Menge, indem er wie ein Wahnsinniger in die
Gesichter schlug, die auf ihn eindrängten. Aber es half alles
nichts. Noch einmal riß er sich los von den Händen, die nach
ihm griffen, und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Gartenzaun.
      »Kommt doch her!« schrie er. »Kommt doch her und holt mich, Ihr Bastarde!«
    Sie rückten geschlossen an, Gower
als erster… Brady traf das Gesicht des Beamten mit einem
Faustschlag; ein Polizeiknüppel schmetterte auf seinen rechten Arm
nieder, aber er kämpfte mit seinem linken weiter. Irgend jemand
packte ihn, drehte ihm den heilen Arm auf den Rücken und
drückte Brady auf die nassen Asphaltsteine. Er fluchte und trat
wild um sich.
    Sechs starke Männer wurden benötigt, um ihn in den Wagen zu schleppen. Dann war alles vorbei.

    3

    Der Direktor des Zuchthauses von Manningham seufzte.
Häftlinge, die einmal in Einzelhaft gesessen hatten, zeigten immer
diesen besonderen Blick, als ob sie die ganze Welt zum Feind
zählten. Andererseits hatte er es immer barbarisch gefunden, einen
Mann in Einzelhaft brummen zu lassen bis

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