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Der Geist des großen Büffel

Der Geist des großen Büffel

Titel: Der Geist des großen Büffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Western-Town ein.
So wie damals wollte ich sie auch hier fotografieren. Nur stillzuhalten
brauchte sie diesmal nicht. Das war mir zu gefährlich — lieber keine gelungene
Aufnahme.
    Als
Little Byrd nun in die Höhe blickte, wirkte sie so weiß wie ihr Hemd. Sie
deutete auf ihre Schuhe und sagte: „Wenn ich wiederkomme, sind auch sie durchgescheuert.“
Zirkus-Joe brummte etwas Unverständliches. Ihm saß ein Kloß im Hals. Da ging
sie zu ihm, legte ihren Arm um seine Schultern und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich
tue es für mich, für dich, für uns alle. Komme ich heil hin und zurück, wird
mein Ruhm unter den Indianern fortleben, und sie werden immer unsere Freunde
sein.“
    Dann
ging sie. Sie nahm ihre Schuhe in die Hand, um sie zu schonen, ging barfuß und
suchte sich einen sanft ansteigenden Pfad.
    Alle
Indianer strömten am Flußufer zusammen, hier hatten
sie den freiesten Blick. Niemand sah mehr nach den Marterpfählen. Niemandem
fiel es auch auf, daß meine Vorfahren sich frei gemacht hatten und wie
selbstverständlich unter den Zuschauern standen. Auch ich achtete nicht auf sie
— so wenig wie darauf, daß Onkel Rab bald nicht mehr
zu sehen war und daß auch Cookie Pott fehlte.
    Little
Byrd ging langsam, um ihre Kräfte zu schonen. Nach langer Zeit erst erschien
ihre kleine, helle Gestalt hoch oben an der Felsnase zu unserer Linken. So
weiß, so winzig — fast nur ein Fleck aus Licht.
    Die
Indianer rührten leise das Kalbfell ihrer Trommeln. Sie geigten auf Fiedeln und
bliesen Holzflöten. Der Medizinmann tanzte auf der Stelle, und die
Metallplättchen an seinem Gewand klingelten. Ich war ihm dankbar, beschwor er doch
seine Geister zu Little Byrds Schutz.
    Dann
war mit einem Schlag Stille.
    Ich
schaute durchs Fernrohr. Little Byrd stellte eine Zehenspitze auf das Seil. Sie
hielt sich am Stamm der Tanne. Dann breitete sie die Arme aus, schritt langsam,
Fuß für Fuß setzend, voran. Sie prüfte die Festigkeit, indem sie ein wenig auf
und ab wippte. Dann gewann sie Sicherheit. Erhobenen Hauptes tanzte sie, und
das Seil begann zu schwingen, und sie glich die Schwingungen durch
Gegenbewegungen aus. Je weiter sie gegen die Mitte vordrang, desto weiter
schlug auch das leicht durchhängende Seil aus — wie eine Schaukel, die immer
kräftiger angestoßen wird.
    Mein
Pulsschlag beschleunigte sich. Zirkus-Joe schloß die Augen.
    So
langsam, aber auch so zierlich erreichte der winzige Schmetterling am Himmel
die Mitte zwischen den Felswänden. Er schwebte auf der Luft — denn wo war das
Seil? Man sah es nicht: nur Himmelsbläue und die zarte Gestalt.
    Sie
hielt an, mit weit gebreiteten Armen. Sah sie uns hier unten und die Baumwipfel
und die Indianerzelte?
    Da
— ein mißtönender Pfiff zerriß die Stille. Er kam von der rechten Felswand, und ein Heulen antwortete von der
linken... Rechts stand der Tödliche Colt, das Schießeisen schußbereit .
Und auf der linken Seite fletschte der Große Kojote die spitzen Zähne.
    Little
Byrd konnte nicht vor, nicht zurück, sie zitterte, schwankte... Alles ging nun
so schnell: ein Knall, ein blecherner Schlag. Ich dachte, der Tödliche Colt
habe geschossen, ich verlor meine anerzogene Haltung und schrie — aber nicht
sie stürzte, der Tödliche Colt stürzte. Cookie Pott hatte ihm von hinten — man
verzeihe ihm diese Stillosigkeit — die Bratpfanne auf den Schädel gehauen. Und
nun taumelte der Gauner über den Rand des Abgrunds. Er brüllte, griff nach den
Zweigen der Tanne, sie hielten ihn nicht. Aber Cookie Potts treffsicheres
Wurfseil erwischte den Herabsausenden, die Schlinge zog sich über seiner Brust
zusammen. So wurde der Schuft gerettet und gleichzeitig gefangen.
    Flinke
barfüßige Burschen eilten Cookie zu Hilfe.
    Und
der Große Kojote links? Er heulte auf, aber nicht nur vor Enttäuschung über
seines Genossen Sturz, nein, er sah sich plötzlich einem wütenden, zu allem
entschlossenen Gegner gegenüber. Wahrhaftig! War das mein Onkel Rab ? Da war alle Furcht weggeblasen. Die Sorge um Little
Byrd hatte ihn so verwandelt. Kühn und schief saß sein gelber Strohhut zwischen
den Kaninchenlöffeln. Ein Boxhieb mit der linken Pfote, ein rechter Schwinger
an die Kehle des Großen Kojoten, ein Schlag mit der Hinterhand gegen den
Brustkorb... Da kniff der Feind und Widersacher, der Nebenbuhler aus früheren
Jahrhunderten, den Schwanz ein und floh jaulend in die Wälder.
    „Na
endlich“, sagte Tante Turkie zu Onkel Berni. „Nun ist
die alte Rechnung beglichen. Rab

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