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Der Geist des großen Büffel

Der Geist des großen Büffel

Titel: Der Geist des großen Büffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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und die weichsten Mokassins aus Antilopenleder.
    Ich
verschwand fast unter dem üppigen Federschmuck des Häuptlings, aber ich trug
ihn voller Stolz. Noch stolzer aber war der Kleine Stier auf meinen hohen
Zylinder, der so schwarz war wie sein Haar. Trotzdem schaute er manchmal
trauervoll in die Ferne, ins Leere. Da dachte er wohl an Zitternde Feder, die
durch seinen Starrsinn nicht unter uns weilte.
    Auch
wir hatten uns festlich gekleidet. Meinen Frack will ich nicht besonders
erwähnen, es war ja ein Stück von mir. Aber Zirkus-Joe hatte aus der Tiefe
seines Artistengepäcks einen noblen Gehrock hervorgezaubert und sich in einen
feinen Mann verwandelt. Little Byrd dagegen war von den Indianermädchen mit
bunten Decken und einem Rock aus feingegerbtem Leder zu einer kleinen Squaw
gemacht worden. Ketten aus Holzperlen klapperten bei jeder ihrer Bewegungen, das Haar fiel aufgebunden über ihre Schultern, um die Stirn trug
sie ein rotes Band.

    Meine
Vorfahren waren nun mehr als wohlgelitten. Jeder mochte sie, jeder versuchte
mit ihnen zu plaudern und sie zu necken. Besonders Onkel Rab stand hoch in aller Gunst, und der gemütlich rauchende Onkel Berni gönnte es
ihm neidlos. Auch Tante Turkie war zufrieden. Sie
stolzierte zwischen den schwatzenden Weibern herum, betrachtete jede durch die
Stielbrille, ruckte mit dem Hals, so daß die lockere
Haut schlotterte, sie kollerte und gluckerte freundlich, obwohl sie an manchen
Sitten und Manieren etwas auszusetzen hatte.
    Cookie
hatte sich herausgeputzt wie ein Pfau. Er war nicht nur in ein frisches Hemd
geschlüpft, er hatte seine Jacke sorgfältig gebürstet und sich allen Schmuck
umgehängt oder angesteckt, den er besaß, und das war nicht wenig: mehrere
Krawattennadeln und an fast jedem seiner dicken Finger einen Ring. Er trug
sogar das kleine Amulett mit dem Vogelköpfchen an der silbernen Kette um den
Hals, das Amulett von Mr. Pinch .
    Einmal
schwiegen die Trommeln. Da hörten wir in der Ferne, weit in der Prärie — oder
über ihr in den Wolken? — den Großen Kojoten heulen: ein herzzerreißendes
Aufstöhnen, das mir die Haut zusammenzog.
    Onkel Rab spielte mit den Kaninchenohren. Und Onkel Berni
nahm die Pfeife aus dem Maul: „Jaja“, brummte er. „Da zieht er nun dahin! Jetzt
nimmt er Abschied von uns. Er kehrt zurück ins Jenseits, hier hat er nichts
mehr zu suchen. Die alte Rechnung ist beglichen. Er ist Onkel Rab unterlegen.“
    „Er
wird mir nicht fehlen“, sagte Onkel Rab . Er wandte
sich Little Byrd zu, um mit ihr zu plaudern. Der Große Kojote war kein Thema
mehr für ihn.
    Ich
aber stand auf und erhob die Hand.
    „Mein
weißer Bruder will sprechen?“ fragte Häuptling Kleiner Stier.
    „So
ist es! Meine roten Brüder mögen mir zuhören. Ich habe eine gute Botschaft für
sie. Ich bin zu ihnen gekommen, weil ich den Platz kenne, wo der Schatz ihres
Stammes auf sie wartet. Häuptling Großer Büffel sandte mir seine Botschaft...“
    „ Uffuff ! Der Große Häuptling... unser Großer Häuptling...“
Die Wirkung meiner Worte war unbeschreiblich.
    „So
ist es. Der Tödliche Colt wollte mir den Schatz abjagen“, fuhr ich fort, als
wieder etwas Ruhe eingekehrt war.
    „Hätten
wir ihn doch zu den Würmern unter die Erde gelegt.“
    „Er
wird seine Strafe erhalten. Ich aber will meine roten Brüder zu dem Schatz
führen, der ihnen gehört. Und ich verspreche noch mehr: sie werden dort nicht
nur Gold und Geschmeide finden...“

Das Amulett und die Schüsse in der Nacht
     
    Die
Indianer sprangen auf. Ich konnte nicht weiterreden. Sie redeten wild
gestikulierend auf mich ein. Häuptling Kleiner Stier umarmte mich und drückte
mich an seine breite Brust. Wäre ich nicht durch mein Schmetterhemd geschützt
gewesen, hätte er mir wohl sämtliche Rippen gebrochen, so erregt war er — und
so stark. Ich verstand nicht alles, aber doch soviel :
„Wir wollen wieder in dem alten Dorf wohnen... Wir wollen das Reiter- und
Kriegerleben aufgeben... Wir wollen wieder Mais anbauen, wie unsere Väter und
deren Väter.“
    Nur
einer stand abseits. Er bedachte uns immer öfter mit finsteren Blicken:
Piepsende Maus. Aber in all der Freude achtete ich nicht auf ihn, zumal jetzt
etwas geschah, was mich sehr glücklich machte.
    Little
Byrd saß neben Cookie Pott . Sie plauderten miteinander.
Immer wieder blitzte und funkelte sein Schmuck — plötzlich aber fiel ein
besonders heller Strahl auf das Amulett. Sie sah es, stieß einen Schrei aus,
nahm es in die Hand, hob es

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