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Der Geist des großen Büffel

Der Geist des großen Büffel

Titel: Der Geist des großen Büffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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vor ihre Augen, drängte ihn näher, ans Licht und
fragte:
    „Wo
hast du das her?“
    „Es
gehört mir nicht“, antwortete er verlegen. „Ich kann es dir leider nicht
schenken...“
    „Ich
will es nicht, ich habe genauso eines“, sie nestelte an ihrem Hemdchen und zog
darunter das Gegenstück hervor. „Little Byrd!“ sagte ich gerührt, aber nicht
erstaunt, denn mich verwunderte an all den zusammenpassenden Ereignissen schon
lange nichts mehr. „Little Byrd: dieses Amulett gab mir mein Freund Mr. Pinch . Er sucht seine Enkelin. Blossom hieß sie und ist als kleines Mädchen mit fahrendem Volk fortgezogen, kurz nach
dem Tod ihrer Eltern. Ich sehe, du kennst das Amulett... Du kennst meinen alten
Freund...“
    Tränen
traten in ihre Augen. Und sie blitzten da so klar wie die hübschesten Perlen.
Sie lag schon an meiner Brust.
    „Er
ist mein lieber, lieber Großvater !... Ich hatte alles
vergessen: seinen Namen und auch, wie meine Heimatstadt hieß. Ich war ja noch so
klein. Aber den Schmuck hatte ich immer bei mir...“
    „Erinnerst
du dich daran, wie wir damals Western-Town verließen?“ wandte sich Berni
fragend an Cookie. „Damals ärgerte ich mich schon darüber, daß wir Little Byrd
das Amulett nicht gezeigt hatten!“
    „O
ja“, erinnerte sich Onkel Rab . „Du wolltest sogar ein
Telegramm an Mr. Pinch schicken! Du liebe Güte, wo
finden wir in dieser Wildnis ein Postamt?“
    Da
mischte sich Häuptling Kleiner Stier in unser Gespräch. „Wenn meine weißen
Brüder und Schwestern eine Botschaft durch den Draht schicken wollen, so mögen
sie sie auf ein Papier schreiben. Ich will meinen schnellsten Reiter hinter
meinen Männern hersenden , die den Tödlichen Colt in
die Siedlung der weißen Farmer bringen. Dort gibt es das, was ihr ein Postamt nennt.“
    Mit
Freuden machten wir von seinem Angebot Gebrauch. Danach wollte Little Byrd uns
berichten, wie sie zunächst nur mit den Spielleuten mitgelaufen war, wie sie
später den Heimweg nicht mehr fand, wie sie von den Zigeunern mitleidig
aufgenommen wurde, bei ihnen Seiltanzen lernte, schließlich nach Amerika kam,
Zirkus-Joe traf... Es war eine lange, rührende Geschichte.
    Zirkus-Joe
fürchtete, sie könnte ihn nun verlassen und mit uns nach Schottland
zurückkehren. Er wischte sich die Augen und sagte: „Mit ihr kamen Glück und
Erfolg zu mir. Später dachten wir zusammen einen richtigen Zirkus aufzumachen:
Zirkus-Joe und Little Byrd, ein großes Zelt, Tiere, Artisten...“
    Ich
weiß nicht, was Little Byrd ihm antworten wollte. Eine schrille Stimme
unterbrach uns: „Niemand rührt sich vom Fleck…“
    Mein
erster Gedanke war, daß der unverwüstliche Tödliche Colt zurückgekehrt sei.
Aber dann erkannte ich die Stimme und den, dem sie gehörte.
    Piepsende
Maus hockte in einem hohen Tannenbaum, zwischen den breiten Ästen. Er hielt
sich meinen aufgespannten Schirm vor die Brust, dessen undurchdringliche Seide
ihm vollkommenen Schutz bot.

    Er
brüllte: „Die Bleichgesichter lügen! Niemals würde Häuptling Großer Büffel
ihnen den Weg zum Schatz unseres Volkes zeigen. Sie wollen uns betrügen und in
eine Falle locken, um uns zu vernichten. Meine roten Brüder aber können
beruhigt sein, Piepsende Maus ist wachsam und bringt die Lügenmäuler zum
Verstummen. Piepsende Maus ist der wahre Häuptling der Kalbfell-Indianer!“
    „ Uffuff ...“ klang es ringsum.
    Ich
sah, daß Piepsende Maus nicht durch mein Schirmgewehr zielte, sondern meinen fünfschüssigen Revolver in der rechten Hand hielt. „Auch
Häuptling Kleiner Stier muß sterben“, rief er, „denn er wollte uns an die
Bleichgesichter verraten.“
    Der
Häuptling schnellte empor, griff nach seinem Gürtel, aber er trug keine Waffe.
Da flüsterte Onkel Berni mir zu: „Laß ihn nur schießen. Er hat deine Waffen
gestohlen — aber er weiß nicht, was sie für eine Wirkung haben...“
    Ich
verstand und rief, um Piepsende Maus zu reizen: „Du wirst es nicht wagen, auf
uns zu schießen, und schon gar nicht auf deinen Häuptling, denn Piepsende Maus
ist ein Feigling!“
    „Piepsende
Maus wird eine Stimme sprechen lassen, die euch für immer die Mäuler stopft“,
schrie er, und fast gleichzeitig peitschten fünf Schüsse durch die Nacht, fünf
Schüsse, die mich, Cookie Pott, Zirkus-Joe, Little Byrd und den Häuptling ins
Reich der Schatten schicken sollten.
    Ich
rief schnell und laut: „Meine roten Freunde mögen sich nicht entsetzen über das, was ihre Augen jetzt sehen werden.“

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