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Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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großes Schwert hing an seiner Seite. Er trug ein weißes Hemd, und um die Taille hatte er sich eine Art karierte Decke gewickelt, deren eines Ende über seiner Schulter hing. Befestigt war sie mit einer riesigen Silberbrosche, besetzt mit funkelnden Smaragden und Rubinen.
    Er drehte gerade einen dunkelroten Samtumhang zwischen den Händen und gab anerkennende Laute von sich. Um an die Hüte auf der Ablage zu kommen, musste er sich auf die Zehenspitzen stellen. Liebevoll streichelte er über eine lange, üppige Feder. Victoria merkte, wie ihr der Mund offen stehen blieb. Sie kniff sich.
    »Aua!«, entfuhr es ihr.
    Der Mann zuckte zusammen und schrie überrascht auf, als er sich zu ihr drehte.
    Victoria starrte ihn ungläubig an, und der Mann trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
    Victoria schluckte und zwang sich zu sprechen. »Sind Sie ein Gespenst?«, fragte sie.
    Der Mann zog seine Mütze und knetete sie nervös in den Händen. »Hugh McKinnon«, stieß er hervor. Er deutete eine Verbeugung an und war im gleichen Augenblick verschwunden.
    Victoria war wie erstarrt. Ihr gesamter Körper wurde taub, und entsetzt stellte sie fest, dass sie gleich in Ohnmacht fallen würde. Sie hatte aber keine Zeit, ohnmächtig zu werden; sie musste die Sachen für die Produktion packen. Und sie musste auch noch in ihre Wohnung, um für sich selber die Koffer zu packen. Sie musste sich vergewissern, dass Michael Fellini alles hatte, was er brauchte, und dass er den Erste-Klasse-Flug, den sie für ihn gebucht hatte, auch genoss. Sie musste den Requisitenraum ausräumen, da sie kein Anrecht mehr darauf hatte - aber das war in Ordnung, wenn es hier sowieso spukte. Sollte der Yoga-Mann doch hier sein Feng Shui verströmen.
    Sie spürte, wie sie langsam vornüber kippte. Wenigstens war sie schon so nahe am Boden, dass sie sich nicht wirklich wehtun würde.
    Sie blickte zur Decke, als ihr Bewusstsein zu schwinden begann. Wieder sah sie diesen Hugh McKinnon vor sich; diesmal beugte er sich in seinem Highland Kostüm über sie und musterte sie besorgt.
    Sie konnte nur hoffen, dass das nicht irgendein kosmisches Omen war. Ihr Vater hatte sie davor gewarnt, dass im Schloss und auch in dem Gasthaus, das Megan in der Nähe besaß, unheimliche Dinge vor sich gingen. Kein Wunder, dass Thomas jedes Mal gelacht hatte, wenn sie den »Hamlet« erwähnt hatte.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben fragte sie sich, ob sie nicht besser die Finger von der Sache gelassen hätte.
    Aber es war zu spät ...

2
    Connor MacDougal stand auf den Zinnen von Schloss Thorpewold und blickte über die öde Landschaft. Er neigte nicht zur Sentimentalität, aber in Zeiten wie diesen, wenn die Touristensaison bevorstand und es ständig irgendwo spukte, dann sehnte er sich nach der Ruhe seiner Burg in den Highlands.
    Natürlich hatte es zu seiner Zeit immer irgendwelche Auseinandersetzungen mit benachbarten Clans gegeben, um das ansonsten doch recht langweilige Frühjahr ein wenig zu beleben. Und natürlich hatte ihm auch die Jagd einen oder zwei Tage lang die Zeit vertrieben. Aber meistens hatte er schlicht das Rauschen von Wind und Regen genossen und den Klang der gelegentlichen Flüche seiner Männer, die in der Stille der Hügel widerhallten.
    Die markerschütternden Schreie jedoch, die von Zeit zu Zeit in diesem Schloss hier ertönten, gefielen ihm gar nicht.
    Aber ein Schatten tat, was er tun musste, und nahm mit jedem Vergnügen vorlieb. Thorpewold war nicht gerade Connors Lieblingsaufenthaltsort, aber er hatte auch keine Lust, auf sein Schloss in den Highlands zurückzukehren, deshalb musste er sich wohl oder übel damit zufriedengeben. Außerdem hatte er verdammt lange gewartet, bis er die Steine unter seinen Füßen sein Eigen nennen konnte. Er hatte zwar weder mit seinem Blut noch mit seinem Gold dafür bezahlt, aber er hatte seinen ganzen Willen aufgewendet, um das Schloss endlich zu bekommen.
    Und er würde es auch nicht wieder hergeben.
    Zumindest jetzt nicht mehr, wo niemand mehr in der Burg übernachtete. Zum Glück war er Thomas McKinnon und
    einige andere lästige Schatten im letzten Herbst auf einen Schlag losgeworden.
    Nun ja, Thomas McKinnon hatte ja diese kleine MacLeod geheiratet und war eigentlich ohne Connors Zutun in sicherere Gefilde abgereist. Aber wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte er ihn sicher selbst verjagt. Zum Glück war er ja jetzt weg, und hoffentlich bekam er nie wieder einen McKinnon zu Gesicht. Diese Familie verursachte

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