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Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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unwillig ein, konnte es natürlich durchaus sein, dass Roderick etwas wusste, das von Nutzen war. Und bevor er seine Neuigkeiten nicht ausgespuckt hatte, tat er dem Mann besser nichts an. Fluchend schob Connor sein Schwert wieder in die Scheide. Aber wenn die Situation es erforderlich machte, würde er es ohne Zögern gebrauchen, gelobte er sich.
    »Nun gut«, sagte er mürrisch. »Was wisst Ihr?«
    Roderick begutachtete prüfend die Spitzenkaskaden, die sich über seine Handgelenke ergossen. »Eine recht große Gruppe von Sterblichen beabsichtigt, in unserem bescheidenen Heim abzusteigen. Ich habe selber beobachtet, wieviel Betrieb im Dorf herrscht.«
    »Das hat nichts zu bedeuten«, erwiderte Connor mit leichtem Unbehagen.
    »Ach nein?«, sagte Roderick nachdenklich. »Nun, wir werden es ja vermutlich sehen, wenn sie in der Burg ankommen. Ah, sieh mal einer an, da kommt ja schon einer.«
    Connor blickte zum Weg. Ein einzelner Mann kam auf das Schloss zu.
    »Zum Teufel«, sagte er und kratzte sich den Kopf. Dann jedoch erinnerte er sich seiner Stellung. »Das ist kein Anlass zur Sorge. Es ist nur ein Tourist.«
    »Lasst es uns abwarten«, schlug Roderick vor. »Bei der Gelegenheit können wir gleich den neuen Kandidaten für den Hauptmannposten auswählen. Oh, seht nur, wie viele Freiwillige dafür bereits herandrängen.«
    Connor blickte in die Richtung, in die Roderick zeigte. Dort liefen tatsächlich Männer umher, aber es war schwer zu sagen, ob sie vorhatten, das Weite zu suchen, oder ob sie sich aufstellen wollten.
    Er schubste Roderick von den Zinnen, nur aus Prinzip, und schritt dann würdevoll die Treppe zum Innenhof herunter. Fluchend klopfte Roderick sich den Staub von den Kleidern, aber Connor ignorierte ihn. Er hatte sich um Wichtigeres zu kümmern.
    Der Sterbliche war jetzt durch das Tor getreten und starrte mit offenem Mund um sich, als sei er bisher über seinen Dorfanger noch nicht hinausgekommen.
    »Na, der wirkt aber recht beeindruckt von unserem idyllischen Steinhaufen, oder?«, bemerkte Roderick, der wieder neben ihn getreten war.
    Connor grunzte und stellte sich mitten in den Hof. Er ver-schränkte die Arme über der Brust und beobachtete den Mann, der sich gründlich umsah.
    Das war kein Tourist, dachte er. Er hatte keinen Skizzenblock bei sich, keinen Reiseführer, in dem die schönsten Aussichtspunkte rot markiert waren, keine Videokamera, mit der er Thorpewold einfangen konnte. Wer mochte dieser Einfaltspinsel, der anscheinend den Mund nicht zubekam, nur sein?
    Der Mann sah Thomas McKinnon nicht im Geringsten ähnlich, deshalb wiegte sich Connor zumindest in dieser Hinsicht in Sicherheit. Kein McKinnon, den er kannte, hätte sich auf einen Stein gesetzt und einfach nur ins Leere geblickt, als ob ihm der Verstand abhanden gekommen wäre.
    Auf einmal sprang der Mann auf und begann, auf und ab zu gehen.
    Connor blickte zu seinen Männern. Sie wirkten genauso verwirrt wie er. Zusammengedrängt standen sie da und sahen zu, wie der Irre hin und her ging, ein kleines Buch aus der Hemdtasche zog und etwas hineinkritzelte. Ab und zu hob er die Hände, als wolle er kleine Teile der Burg einrahmen.
    Connor beobachtete ihn alarmiert. Was hatte das zu bedeuten? Und dann gab der Mann noch hin und wieder leise, lobende Laute von sich, als freue er sich über das, was er hier vorfand. Bei allen Heiligen, was hatte dieser Mann nur vor?
    Connor wollte Ruhe und Frieden, und es passte ihm gar nicht, dass dieser Sterbliche seinen Hof mit Beschlag belegte und seine Leute von der Arbeit abhielt.
    Schließlich stellte der Mann sein seltsames Benehmen ein. Er sortierte die Blätter, auf die er sich Notizen gemacht hatte, und verließ den Innenhof durch das Vordertor. Connor blickte ihm nach, dann wendete er sich wieder zum Hof um.
    Dort lag ein einzelnes Blatt Papier, das der Mann wohl vergessen hatte.
    Unheil lag in der Luft.
    Er trat zu dem Blatt und betrachtete es. Es schmerzte ihn tief in seiner Seele, es zuzugeben, aber er wurde aus den Zeichen auf dem Papier nicht schlau. Er hätte doch besser lesen lernen sollen. Vor etwa einem Jahr hätte er Gelegenheit dazu gehabt. Viele Männer in der Burg hatten damals Unterricht bei einem von ihnen genommen, aber Connor hatte es für unter seiner Würde gehalten, sich zu ihnen zu gesellen.
    Jetzt fragte er sich allerdings, ob das nicht unklug gewesen war.
    Er warf Roderick, der geduldig wartend neben ihm stand, einen unwilligen Blick zu.
    »Nun, worauf wartet Ihr?«,

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