Der Geist des Highlanders
ehrfürchtig. »Es ist ein Wunder. Und hört mal! Ich beherrsche sogar das Englisch des Königs.«
»Der Königin«, korrigierte Victoria ihn mit erstickter Stimme.
Connor grunzte. »Damit beschäftige ich mich später. Jetzt will ich erst einmal zurück in den Gasthof, einen langen Spaziergang zum Schloss machen und ein wenig mit dir allein sein.«
»Ich glaube«, sagte Thomas langsam, »ihr braucht wirklich einen Anstandswauwau. Schließlich muss ich die Tugend meiner Schwester behüten.«
»Thomas!« Victoria hob den Kopf und funkelte ihn warnend an. »Halt auf der Stelle den Mund!«
»Und du, Connor, wirst meinen Dad überzeugen müssen«, fuhr Thomas fort. »Er hatte sich ja nach der letzten Vorstellung gerade erst daran gewöhnt, dass du ein Gespenst warst. Und jetzt musst du ihm etwas erklären, das er dir niemals abkaufen wird ...«
»Thomas!«, rief Victoria aus.
Connor tätschelte ihr den Rücken. »Er muss mich ein bisschen quälen. Ich nehme ihm ja schließlich die Schwester weg.« »Also, ich glaube ja eher, diese Vorstellung begeistert ihn«, meinte Victoria trocken.
»Eigentlich«, erklärte Thomas lächelnd, »sehe ich das Ganze mit gemischten Gefühlen. Ich kann dich nicht mehr wahnsinnig machen, ohne es mit diesem kräftigen Mann aufnehmen zu müssen. Aber ich werde dich wahrscheinlich häufiger als früher sehen, weil Connor bestimmt jede Gelegenheit wahrnimmt, um mit uns in seiner Muttersprache zu reden. Vielleicht könnt ihr euch ja ein Haus in der Nähe von unserem in Maine kaufen.«
Connor fühlte sich auf einmal unbehaglich. Wie bei allen Heiligen sollte er eine Familie ernähren? Schließlich konnte er ja schlecht einfach weiter Vieh züchten und das Feld bestellen und ab und zu eine Herde vom Nachbarn stehlen.
»Connor?«
Er blickte in das wunderschöne Gesicht seiner Liebsten und lächelte. »Ja, Liebes?«
»Was denkst du?«
»Dass ich wahrscheinlich der glücklichste Mann der letzten achthundert Jahre bin, weil ich dein Herz gewonnen habe.«
»Ich mag deine mürrische Art.«
»Davon wirst du noch mehr als genug haben«, unterbrach Thomas sie fröhlich.
Connor schürzte die Lippen. »Wir werden nicht in der gleichen Burg wohnen wie er.«
»Nein, Gott bewahre!«, sagte Victoria nachdrücklich.
»Bei deiner Granny ist das etwas anderes«, erklärte Connor, dem eingefallen war, wie gerne er sie hatte. »Sie könnte bei uns leben. Glaubst du, sie wird mir einen Pullover mit diesem Fair-Isle-Muster stricken?«
»Du wirst dir nie wieder einen Pullover zu kaufen brauchen«, erwiderte Victoria lächelnd. »Wahrscheinlich wirst du sie irgendwann anflehen, mit dem Stricken aufzuhören ...«
»Oh, seht mal«, unterbrach Thomas sie, »da kommt lo-lanthe.« Er wandte sich an Thomas. »Wenn du tatsächlich zurück willst, fahren wir jetzt.«
»Ja, ich bin mir absolut sicher.«
»Dort gibt es auch wenig Privatsphäre.«
»Aber nicht so wenig wie hier.«
»Glaubst du?«
Connor merkte, dass er automatisch nach seinem Schwert griff, aber es war nicht da. Er begnügte sich mit einem finsteren Blick, erntete aber nur ein Lachen von Thomas. »Wir werden auf keinen Fall in seiner Nähe wohnen«, sagte er zu Victoria.
»Wie du willst«, erwiderte sie lächelnd.
»Ich liebe dich«, erklärte er.
»Ich liebe dich auch«, sagte Victoria. Tränen glänzten in ihren Augen.
»Ach, du liebe Güte«, rief Thomas aus. »Lasst uns Zusehen, dass wir hier wegkommen, bevor die Leute noch Eintrittskarten kaufen, um eurer Liebesszene zuzuschauen.«
Im Auto wollte Connor sich neben Victoria auf die Rückbank setzen, aber er konnte seine langen Beine nicht unterbringen.
»Du hättest dir ein größeres Auto mieten müssen«, sagte er zu Thomas.
»Es ist ja nur eine Stunde Fahrt bis zum Gasthof«, erwiderte Thomas und setzte sich ans Steuer. »Das wirst du doch noch aushalten.«
Connor bezweifelte es.
Er setzte sich auf den Beifahrersitz und verrenkte sich die ganze Zeit über, um Victorias Hand zu halten, während Thomas ihn mit Fragen löcherte.
»Ah, ich kann mich an alles erinnern!«, rief er aus. »Ich könnte euch eine vollständige Liste meiner Spukaktivitäten geben.«
»Geister mit schlechtem Benehmen. Wir werden eine Fernsehsendung für dich kreieren«, zog Thomas ihn auf.
»Ich hatte gute Gründe für all das«, gab Connor grimmig zurück. »Aber«, wandte er sich an Iolanthe, »Euch, Mistress MacLeod, möchte ich vielmals um Entschuldigung bitten für all den Kummer, den ich Euch
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