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Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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aber ich finde es nicht unangenehm.« Er lächelte sie an und ergriff ihre Hand. »Ich sollte mich an dir festhalten, sonst verirre ich mich noch.«
    Verirren? Sie hatte sich schon so sehr in ihren Gefühlen verirrt, dass sie fürchtete, nie wieder heraus zu finden.
    Wie sollte sie nur weiterleben?
    Eine halbe Stunde später saßen sie im Theater und sie war froh, dass die Lichter ausgingen und sie ihren Tränen freien Lauf lassen konnte.
    Währenddessen suchte Connor neben ihr seine Taschen ab und fluchte, weil er nicht wenigstens einen Dolch eingesteckt hatte.
    »Sollten wir im Dunkeln angegriffen werden, dann werde ich uns mit den bloßen Händen verteidigen«, versicherte er ihr.
    Sie schaffte es, zu nicken. »Das ist das Mindeste, was ich erwartet hätte.«
    Sie merkte, dass er sich in seinem Sitz zu ihr umwandte. »Ach, Victoria, warum ...?«
    »Es fängt an«, sagte Victoria und zeigte zur Bühne. »Schau, sie geben den >Hamlet<.« Sie warf Thomas einen Blick zu. »Was für eine Überraschung. Musste ich deshalb auf dem Weg hierher die Augen zumachen und durfte mir kein Programm kaufen?«
    Connor setzte sich bequem zurecht. »Oh, in einem so luxuriösen Gebäude sind die Eintrittskarten bestimmt furchtbar teuer. Ich hoffe, das ist es wert ...«
    Und dann schwieg er. Victoria warf ihm verstohlen einen Blick von der Seite zu. Er starrte wie hypnotisiert auf die Bühne. Der Vorhang öffnete sich, und die Wachen traten auf. Connor lächelte angetan.
    Und dann erschien der Geist.
    Connor erstarrte.
    Victoria dachte, das erinnerte ihn vielleicht an seine eigenen Erlebnisse mit der Geistermannschaft oben auf dem
    Schloss. Sie überließ ihn seinen Eindrücken und konzentrierte sich auf die Vorstellung.
    »Hamlet« war eines ihrer Lieblingsstücke, und die Inszenierung schien gut zu sein. Oft fiel es ihr schwer, Aufführungen zu genießen, weil sie alles mögliche auszusetzen hatte, aber heute Abend war es anders. Vielleicht lag es auch daran, dass der Akzent authentisch war.
    Und sie genoss es umso mehr, als sie feststellte, dass sie nicht mehr automatisch Regieanweisungen gab. Die Schauspieler auf der Bühne konnten tun, was immer sie wollten; ihr war es egal. Es war ein befreiendes Gefühl, nicht immer für alles verantwortlich zu sein. Plötzlich merkte sie jedoch, dass irgendwo in ihrer Nähe jemand leise den Text mitsprach. Was war das denn für ein Idiot, der Hamlets Part aus dem Publikum heraus mitsprach?
    Der Idiot saß neben ihr, stellte sie fest. Stirnrunzelnd warf sie Connor einen Blick zu. Wusste er nicht, dass er still sein musste? Nein, natürlich nicht, weder sie noch Thomas hatten das erwähnt. Aber dann wurde ihr auf einmal klar, dass er ja nicht nur Hamlets Text flüsterte, sondern dass er ihn auf Englisch wiedergab.
    Sie saß da wie erstarrt. Thomas hatte sich vorgebeugt und betrachtete Connor zufrieden. Dann lächelte er sie an. »Bingo!«, sagte er leise.
    Victoria lehnte sich zurück und schwieg. Connor griff nach ihrer Hand und klammerte sich daran fest wie ein Ertrinkender. Ihre Finger taten weh, aber sie sagte nichts. Der Himmel mochte wissen, was in seinem Kopf vor sich ging.
    Hamlet.
    Thomas hatte dieses Stück mit Bedacht ausgesucht. Vielleicht war das ja der Funke, an dem sich Connors Erinnerung entzündete, damit er zu ihr zurückkommen konnte.
    Noch etwas, wofür sie ihrem Bruder dankbar sein musste.
    Sie schloss die Augen und begann zu beten.

36
    Connor saß im dunklen Theater und hatte das Gefühl aufspringen und hinauslaufen zu müssen, so gewaltig stürmten die Erinnerungen auf ihn ein.
    Er hörte den »Hamlet«. Auf Englisch. So wie er die Rolle vor kaum zwei Monaten auch auf Thorpewold gespielt hatte.
    Dieser Welle folgte eine weitere. Er sah sich selbst, wie er gegen die Ungerechtigkeit wütete, dass der Franzose seinem Leben viel zu früh ein Ende gesetzt hatte. Er wollte die Highlands verlassen, zögerte zugleich jedoch, den Schritt zu tun. Liebe und Hass wechselten sich ab, bis er sich zum Schluss selbst nicht mehr wiedererkannte.
    Die Jahrhunderte, die er miterlebt hatte, nachdem er sich dann schließlich auf den Weg nach Süden gemacht hatte, zogen an ihm vorbei.
    Er sah sich mit Iolanthe MacLeod streiten, erinnerte sich daran, dass er bis zum Äußersten gegangen war, um Thomas McKinnon aus dem Schloss zu vertreiben ...
    Er hielt inne und warf Thomas einen finsteren Blick zu.
    »Du hast mir ein Dach für dieses blöde Schloss versprochen, hast es aber nie gebaut.«
    »Ich

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