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Der Geist von Tatooine

Der Geist von Tatooine

Titel: Der Geist von Tatooine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Denning
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einer.« Han nickte in Richtung eines muskelbepackten Mannes mit kurzem Haar, der halbherzig Interesse an einem wertlosen Klumpen blasterverschweißten Sandglases vortäuschte. »Nicht gerade unauffällig.«
    »Für imperiale Verhältnisse ist das unauffällig«, meinte Leia.
    Kurz darauf hatten sie noch zwei weitere Wächter entdeckt – einen Mann und eine Frau, die sich als ein adeliger Kuati und seine Telbun-Geliebte verkleidet hatten.
    Schließlich verharrten Han und Leia vor einer Kabine, wo mehrere filigrane Skulpturen ausgestellt waren, außerdem hing ein halbes Dutzend Gemälde an der Wand, auf denen mit Leuchtfarben die Landschaften Tatooines verewigt waren. Eines der Bilder – es zeigte die gelbe Wand eines Sandsturms, die auf ein leeres Sandsteinbecken zurollte, und trug den Namen Der letzte See – faszinierte Leia besonders. Als sie ihren Blick schließlich davon losriss, entdeckte sie einen einzelnen, überdimensionierten Holowürfel.
    Es war die Darstellung eines Jungen von vielleicht neun Jahren, mit sandfarbenem Haar, der vor dem Cockpit eines alten Podrenners stand, eine Schutzbrille um den Hals, die Arme in die Höhe gerissen. Die Freude, die in seinem Grinsen lag, war ebenso ansteckend wie unschuldig – ganz offensichtlich tat er so, als hätte er gerade ein wichtiges Rennen gewonnen. Doch es war nicht sein Grinsen, das Leias Aufmerksamkeit erregte.
    Da war etwas in seinen Augen, das sie veranlasste, mitten in der Bewegung zu verharren und auf den Würfel hinabzustarren. Sie vergaß, dass Han neben ihr stand, vergaß den Verkäufer, der sie erwartungsvoll anblickte – sie starrte einfach nur in die Augen dieses Jungen, und dann erkannte sie: Es waren die Augen ihres Bruders. Sie waren von demselben strahlenden Blau, hatten dieselbe Tiefe, verströmten denselben Sanftmut wie Lukes Augen, und – wichtiger noch – ihnen wohnte dieselbe stille Intensität inne, die so hell leuchtete wie die Zwillingssonnen von Tatooine.
    Erneut sah Leia die weißen Kugeln vor sich, in die sich Lukes Augen während ihres Traums an Bord des Falken verwandelt hatten, und sie fühlte sich auf seltsame Weise mit dem Jungen auf dem Hologramm verbunden. Doch er konnte nicht Luke sein. Seine Wangen waren zu rund, seine Nase zu schmal.
    Es war nur ein Traum .
    Sie rief sich zur Ordnung. Träume spiegelten nicht die Zukunft wider, vielmehr waren sie ein Fenster, das den Blick auf die innersten Gefühle einer Person freigab. Sie zeigten Bruchstücke einer Wahrheit, die in den vergessenen Winkeln des Bewusstseins gefangen war, zurückgehalten von Angst und Verlangen. Die Augen, die sie im Schlaf gesehen hatte, die Zwillingssonnen von Tatooine, der Junge – sie versuchten, ihr etwas zu sagen. Doch was?
    Fürs Erste würde es wohl ein Rätsel bleiben, ebenso wie der Grund, warum das Hologramm des Jungen den Traum mit solcher Wucht wieder in ihr Bewusstsein rückte. Ein dünner, dunkelhäutiger Mann von vielleicht fünfzig Jahren näherte sich ihnen. Seine dunklen Augen waren nicht auf Leias Gesicht, sondern auf ihre Hände gerichtet, die sie knapp unterhalb der Hüfte verschränkt hatte, so wie sie es oft tat, wenn sie eine öffentliche Ansprache hielt. Ihre persönliche Assistentin, Winter, hatte diese Haltung einmal als unverwechselbar bezeichnet – und sie davor gewarnt, ihre Hände nie so übereinanderzuschlagen, wenn sie unentdeckt bleiben wollte.
    Innerlich fluchte Leia, weil sie in alte Gewohnheiten verfallen war, dann löste sie sich rasch aus ihrer Haltung und legte Han einen Arm um die Schulter. Der Mann, offenbar der Besitzer des Holowürfels, hob den Kopf und tat so, als hätte er nichts bemerkt. Unter seinem dunklen Haar und der dunklen Haut strahlte er eine Zurückhaltung aus, die auf eine gute Erziehung schließen ließ – was vermutlich bedeutete, dass er nicht von Tatooine stammte. Er blickte Leia direkt in die Augen und schenkte ihr ein Lächeln, das ebenso aufrichtig wie strahlend war.
    »Es ist nicht überraschend, dass Ihr so von diesem Holo fasziniert seid«, sagte er.
    Leia spürte, wie Han sich verspannte. Der wissende Ton in der Stimme des Verkäufers war ihm nicht entgangen. Sie drückte seine Schulter, um ihn zur Vorsicht anzuhalten, dann schlüpfte sie in die Rolle der Twi’lek-Mätresse und lächelte.
    »Ich liebe kleine Kinder.« Sie blickte sich nach einem Holoschild um, das ihr nähere Informationen über den Würfel liefern konnte, und entdeckte es schließlich auf dem Boden, zerschmettert

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