Der Geist von Tatooine
versucht, ihn zu verstecken, ist es der Erzähler, der der Geschichte ihre Form und ihre Atmosphäre verleiht. Versuchen Sie sich beispielsweise mal vorzustellen, wie anders Das Ultimatum gewesen wäre, wenn ich mir einen Yuuzhan Vong ausgemalt hätte, der die Geschichte erzählt, anstatt jemand, der den Jedi wohlgesinnt ist. Sämtliche Ereignisse in diesem Buch wären dieselben gewesen, doch die Geschichte wäre eine vollkommen andere.
Doch ich schweife ziemlich weit von Ihrer Frage ab. Es war tatsächlich eine Herausforderung, eine Geschichte zu schreiben, bei der die Zukunft der Charaktere den Lesern bereits so geläufig ist. Für Der Geist von Tatooine musste ich die Beziehung der Solos in Erben des Imperiums als eine Art Leitbake verwenden. Kathy Tyers hat in Der Pakt von Bakura wundervolle Arbeit darin geleistet, Leias inneren Konflikt bezüglich ihres Vermächtnisses deutlich zu machen, und in nicht unbeträchtlichem Maße war es meine Aufgabe, diesen Konflikt zu lösen und die Solos dorthin zu führen, wo sie zu Beginn der Thrawn-Trilogie stehen. Die Herausforderung bestand darin, dafür zu sorgen, dass etwas auf dem Spiel steht, während sie dort hingelangen.
DR: Wenn man sich dieser Thematik von der anderen Seite her nähert, muss man anmerken, dass jetzt, da Sie den Roman geschrieben haben, Episode III erst in einer ganzen Weile ins Kino kommen wird. Allerdings spielen die Ereignisse von Der Geist von Tatooine nach Episode VI, Die Rückkehr der Jedi-Ritter, also ist es sehr wahrscheinlich, dass Han und Leia ebenso wie andere Figuren Einzelheiten aus Episode III kennen, von denen die Leser nichts wissen. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie sehr vorsichtig sein mussten, nichts von Episode III zu verraten … während Sie sich gleichzeitig ebenso vorsehen mussten, keine Widersprüche einzubauen. Mir wird schon schwindlig davon, bloß darüber nachzudenken. Wie haben Sie diesen Drahtseilakt in einem Roman gemeistert, der so sehr ein Dialog – am buchstäblichsten im Falle von Leias und Shmis Aufzeichnungen – zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist?
TD: Spoiler zu vermeiden war nicht schwer – ich habe keine Ahnung, was in Episode III passiert. Ich habe mich bloß auf Episode I und II konzentriert und versucht, nichts einzubauen, das der Handlung der Filme widerspricht. Natürlich hatte ich auch noch Del Rey und Lucasfilm, die mir über die Schulter geschaut haben, und wahrscheinlich wissen die eine Menge mehr als ich.
DR: Wer oder was ist der titelgebende Geist? Ist es Shmi? Ist es Anakin?
TD: Wie Han es irgendwann im Laufe der Geschichte sagt: Das hängt von der eigenen Betrachtungsweise ab. Für mich ist der Geist etwas viel Größeres als Anakin oder Shmi.
DR: Meinen Sie damit die Macht?
TD: Ja und nein. Das will ich eigentlich nicht sagen, da der Geist für jeden etwas anderes sein wird. Man könnte sogar dafür plädieren, dass es Obi-Wan oder die Tusken-Räuber sind, und all diese Interpretationen haben vielleicht ihre Berechtigung.
DR: Ich fand es interessant zu sehen, dass Leia mit demselben Problem zu kämpfen hat, das so vielen Fans von Die dunkle Bedrohung und Angriff der Klonkrieger ebenfalls zu schaffen macht, nämlich den ungeheuer liebenswerten jungen Anakin Skywalker mit Darth Vader unter einen Hut zu bringen mit der lebenden Verkörperung der Dunklen Seite, zu der er später wird.
TD: Ja, das ist der Kern von Leias innerem Konflikt. Man kann die Koexistenz von Gut und Böse erst miteinander in Einklang bringen, wenn man seine vorgefasste Meinung darüber hinter sich lässt.
DR: Natürlich besteht stets die Gefahr, dass sie diese Neigung von ihrem Vater geerbt hat.
TD: Diese Gefahr besteht , ja. Tatsächlich hat Leia zu Beginn des Romans bereits begonnen, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten, nämlich, weil sie in die Falle getappt ist, in Schubladendenken zu verfallen, zu glauben, dass eine Person entweder das eine oder das andere ist.
DR: In Leias Machtvisionen erlauben Sie den Lesern einen ungewohnten Blick auf die geheimnisvolle Natur der Macht. Wir wissen, dass die dunkle Seite der Macht furchterregend sein kann, aber hier zeigen Sie uns, dass das nicht bloß für die Dunkle Seite gilt. Leia widersetzt sich dem, was die Macht ihr zu zeigen versucht … und die Macht mag es nicht, wenn man sich ihr widersetzt!
TD: Das greift eine Thematik auf, die mir selbst sehr am Herzen liegt: die Vorstellung, dass das Leben wie ein Fluss ist. Man kann entweder gegen die Strömung
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