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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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gelber Handschuh am Tatort war zu diesem Zeitpunkt die einzige Spur.“
    „Verdacht ist so was Ähnliches wie Keuchhusten“, bemerkte Frau Finkbeiner. „Man hat ihn im Handumdrehen am Hals und wird ihn nur schwer wieder los.“ Sie hatte ihr Sonnenblumenkleid angezogen, das notfalls auch als Kostüm gelten konnte. Zudem hatte sie einen von den schiffseigenen Papierhüten auf dem Kopf.
    „Aber was sollte denn überhaupt der ganze Blödsinn mit dem leeren Koffer?“ fragte der Bürstenhaarschnitt. „Das war doch ziemlich dämlich, und jeder konnte es sehen.“
    „Das war ja gerade Absicht“, erwiderte Mister Palmer. „Wir sollten glauben, das Bild sei von Bord gebracht worden, und wir sollten den Diebstahl auch unbedingt bemerken. Denn verhindern konnten wir ihn ja nicht. Für eine Verfolgung sind die Schiffbarkassen viel zu langsam.“
    „Und wenn wir wirklich davon überzeugt gewesen wären, daß die Mona Lisa verschwunden ist“, ergänzte Herr Latenser, „hätten wir heute morgen beim Landen und Ausladen gar nicht mehr aufgepaßt. Das war der Sinn der Geschichte.“
    „Hätte ich eigentlich auch selber drauf kommen müssen“, meinte der Bürstenhaarschnitt, der wieder einmal seine Bluejeans-Jacke mit dem Schmetterling anhatte. Darunter trug er ein T-Shirt mit dem Sternenbanner.
    „Macht fast gar nichts“, bemerkte Ulli Wagner trocken.
    „Darf man fragen, ob unser falscher Inspektor in seiner abgeriegelten Kabine gesprächig ist?“ fragte jetzt Apotheker Finkbeiner. „Oder hüllt er sich in Schweigen?“
    Mister Palmer holte ein Telegramm aus der Brusttasche. „Seitdem ich das da von unserer Funkstation bekommen und ihm unter die Nase gehalten habe, plaudert er munter drauflos. Er heißt übrigens Mario Harris.“
    Die Detektive blickten sich an, und Mrs. Fuller sagte: „Irgendwie muß ich diesen Namen schon mal gehört haben.“
    „Nanu“, meinte Mister Palmer. Seine Kostümierung für den Piratenball beschränkte sich auf ein paar Papierschlangen, die er sich um den Hals gehängt hatte. „Um auf dieses Telegramm zurückzukommen…“
    „Schon die Antwort von Interpol?“ fragte Herr Latenser dazwischen.
    „Eine vorläufige“, sagte Mister Palmer. „Aber der Knabe ist kein unbeschriebenes Blatt mehr. Seine Vorstrafenlatte kann sich bereits sehen lassen. Zudem wird er schon wieder wegen Scheckfälschung gesucht, wegen Einbruchs und so weiter und so weiter.“
    „Hat er irgend etwas über Wilkinson gesagt?“ wollte Mrs. Fuller wissen.
    „Er belastet ihn nach Strich und Faden.“ Mister Palmer lächelte. „Offensichtlich ist es seine Taktik, alles auf den Streichholzfabrikanten abzuschieben. Er selbst wäre sozusagen nur verführt worden und der andere sei der Kopf gewesen und habe alle Pläne gemacht.“
    „Wovon ich sogar überzeugt bin“, bemerkte Herr Latenser, der wirklich mit dem früheren Passagier Latenser nicht mehr das geringste zu tun hatte. Er trug ein buntes Sporthemd, eine moderne weiße Hose und Tennisschuhe. Er trank nur Orangensaft, und die Brille mit den dicken Gläsern war ihm beim Sprung über die Reling wohl für immer von der Nase gerutscht.
    „Wie haben Sie’s eigentlich rausbekommen, daß der falsche Inspektor Brown in Wirklichkeit Harris heißt?“ fragte Mrs. Fuller wieder und blinzelte dabei zu den Detektiven hinüber. „Sollte er’s Ihnen selbst erzählt haben?“
    „Im Hinblick auf seinen Namen hat er sich sehr geziert“, sagte Mister Palmer. „Was ich jetzt verstehen kann.“ Er klopfte auf seine Jackentasche, in die er inzwischen wieder das Telegramm von Interpol versenkt hatte. „Aber ich habe mir dann erlaubt, die Kabine von Mister Wilkinson auf den Kopf zu stellen, und dabei habe ich die Brieftasche von Herrn Harris gefunden. Ich hatte mir gedacht, daß der Streichholzfabrikant seine Papiere zu sich genommen hatte. Denn er mußte ja damit rechnen, daß ich irgendwann aus London erfahre, der echte Mister Brown sei im Nebel hängengeblieben und noch gar nicht abgereist. Dann hätte ich selbstverständlich zuerst in den Schränken und Schubladen von Harris nach Ausweis oder Paß gesucht.“
    „Und Mister Wilkinson ist tatsächlich getürmt?“ fragten Peter Finkbeiner und Ulli Wagner fast gleichzeitig. Sie hatten sich für den Piratenball kurzerhand in zwei frische Schlafanzüge geworfen. Dazu trugen sie Handtücher als Turbane auf dem Kopf.
    „Er sitzt vermutlich schon in irgendeinem Flugzeug“, erwiderte Mister Palmer. „Aufs Schiff ist er

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