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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Eisbären zu hüten, hätte ich auch
    angenommen.“ Mister Hobbs mußte plötzlich lachen. „Ein bißchen komisch, bei dieser Affenhitze ausgerechnet an Alaska zu denken.“ Dann fuhr er fort: „Aber bevor es zur Vertragsunterschrift kam, stand eines Tages ein schwarzhaariger junger Mann vor meiner Tür. Er hatte einen kleinen Bart über der Oberlippe und sah aus, als wäre er einer der Burschen, die ihr Geld beim Film verdienen oder als Fotomodell.“
    „Mario Harris“, warf Ulli Wagner dazwischen.
    „Ja, Mario Harris“, bestätigte der Seehund. „An diesem Tag hab’ ich ihn zum ersten Mal gesehen, und er sagte mir, daß ein gewisser Mister Wilkinson das Angebot der Agentur veranlaßt hätte und daß ich den Vertrag nur bekommen sollte, wenn ich mich durch ein paar kleine Gefälligkeiten dankbar zeigte.“
    „Also eine glatte Erpressung“, stellte Apotheker Finkbeiner fest.
    „Mit Aussicht auf einen Scheck über eine beträchtliche Summe“, bemerkte Mister Hobbs. „Ich wäre für mein Alter versorgt gewesen.“ Er streifte die Asche von seiner Zigarre. „Ich habe mir immer mein tägliches Brot verdient, aber nicht genug, um etwas auf die hohe Kante zu legen. Natürlich war ich einverstanden.“
    „Und diese kleinen Gefälligkeiten?“ fragte der Bürstenhaarschnitt. „Wie sahen die aus? Was wollte man von Ihnen?“
    „Ja, jetzt wird die Sache interessant“, schmunzelte Mister Hobbs. „Aber zuerst muß ich noch sagen, daß mir der Knabe Harris mit keiner Silbe verraten hat, um was es eigentlich gehen sollte. Und, ehrlich gesagt, ich wollte es lieber auch gar nicht wissen. Zum zweiten“, der Seehund paffte eine Rauchwolke in die Luft, „versprach er mir, daß ich nichts zu tun hätte, was mich vielleicht irgendwann bei der Polizei in Schwierigkeiten bringen kann. Nun, es fing auch ganz harmlos an, und zwar damit...“ Er zeigte mit der linken Schuhspitze auf den schwarzen Cellokasten, den er im Augenblick zu seinem Garderobenständer degradiert hatte. „Fällt Ihnen was auf?“
    Die Detektive blickten sich an, und Mrs. Fuller fragte: „Vielleicht ein doppelter Boden?“
    Der Seehund schüttelte den Kopf. „Es ist das Format sozusagen“, er lächelte und ließ hintereinander zwei weiße Rauchringe durch die Luft segeln.
    „Ich explodiere gleich“, japste Frau Finkbeiner. „Machen Sie’s bitte nicht zu spannend, Mister Hobbs.“
    „Dieses schwarze Ding da ist das ganze Geheimnis“, erklärte der Seehund. Er ließ seine großen Fischaugen jetzt vergnügt von einem zum anderen spazieren. „Eigentlich ist das nämlich der Kasten für eine Baßgeige. Für mein zierliches Cello ist er viel zu hoch und viel zu breit. Aber für ein Bild wie die Mona Lisa hat er genau die richtige Größe.“ Mister Hobbs schlug sich knallend auf die Schenkel und kugelte sich vor Lachen.

Der Piratenball

    „So darf man mit einer Insel, die man zum erstenmal besucht, eigentlich nicht umspringen“, sagte Frau Finkbeiner und schüttelte den Kopf. „Wir haben St. Thomas doch sehr vernachlässigt.“
    Die Europa pflügte seit ein paar Stunden bereits wieder durch die Karibische See. Das Schiff rollte ein wenig, weil Passatwinde vom Nordatlantik her eine starke Dünung gebracht hatten. Aber die Nacht war sternenklar und so mild wie im Hochsommer an den Havelseen. Lichterketten aus lauter bunten Glühbirnen gingen bis zu den Mastspitzen hinauf, die Bordkapelle spielte, und die Passagiere hatten sich auf allen offenen Decks zum angekündigten Piratenball eingefunden. Von der Insel war ein ganzer Lastwagen mit Palmenblättern angeliefert worden, die jetzt überall an der Reling befestigt waren. Die Männer hatten sich als Freibeuter, Sklaven, Scheichs, Matrosen oder Schmuggler kostümiert, und die Frauen waren als Bauchtänzerinnen, Meeresjungfrauen oder verführerische Spanierinnen aus ihren Kabinen gekommen. Manche hatten sich auch nur eine Blume ins Haar gesteckt, sich beim Friseur einen Vollbart ankleben lassen oder trugen einen von den Papierhüten auf dem Kopf, die vorsorglich zu jeder Kabinenausrüstung gehörten, genauso wie die gelben Schwimmwesten.
    Im Hospital gab es keine einzige schwarze Augenklappe mehr, und ein Spaßvogel aus Wuppertal hatte nachmittags Kapitän Stahlhut auf der Brücke antelefoniert und gefragt, ob er ihm für den Abend nicht eine von seinen schneeweißen Uniformen ausleihen könnte, weil er gerne als Kapitän gehen würde.
    Monsieur Prunelle saß nun doch nicht vor dem Tresor im

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