Der gelbe Handschuh
mit dem dunkelbraunen Schrankkoffer war also nur so eine Art Täuschungsmanöver?“ fragte der Bürstenhaarschnitt.
„Das hast du gesagt“, lächelte der Seehund wieder. „Leider sind Sie dabei aber von Herrn Latenser entdeckt worden“, warf der Page mit der Stubsnase dazwischen. „Jedenfalls hat er das gerade behauptet.“
„Das war dann eben Künstlerpech“, gab Mister Hobbs zu. „Trotzdem bleibt es dabei, daß das Ganze nur ein harmloser Spaß war, wie gesagt.“
„Darf ich daran erinnern, daß Mister Palmer jeden Augenblick zurückkommen kann?“ mahnte Frau Finkbeiner.
„Stimmt“, sagte der Seehund. „Wenn ich mich auch wirklich sehr gern mit meinen Bewachern unterhalte. Sonst noch etwas, meine Herren?“
„Da wäre noch die Sache mit diesem Inspektor Brown“, sagte Peter Finkbeiner ziemlich leise.
„Inspektor Brown?“ fragte Mister Hobbs genauso leise zurück. Seine traurigen Fischaugen wurden noch größer, als sie schon waren, und dann blickte er zu den Seemöwen hinauf, die piepsend und krächzend über das Schiff segelten. „Wieso kommt ihr mir mit Inspektor Brown?“
„Sie haben ihn an Bord nicht einmal gegrüßt, und Sie haben kein einziges Wort mit ihm gesprochen“, stellte Peter Finkbeiner fest. „Sie haben so getan, als würden Sie ihn überhaupt nicht kennen „Weshalb sollte ich ihn kennen?“ fragte Mister Hobbs zu den Seemöwen hinauf.
„Weil er Sie in New York aus dem Autobus geholt hat“, sagte Peter Finkbeiner.
„Damals war er allerdings noch kein Inspektor“, ergänzte sein Vater. „Damals hatte er noch ein kleines Bärtchen auf der Oberlippe und keine dunkle Sonnenbrille auf der Nase. Nur die Narbe am Hals, die hatte er schon.“ Der Apotheker aus Berlin blickte besorgt auf die Asche an seiner Zigarre.
Mister Hobbs schien sich immer mehr für die Seemöwen zu interessieren.
„Geben Sie also gefälligst zu, daß Sie diesen Herren kennen“, meinte Ulli Wagner abschließend.
„Weiß Mister Palmer darüber auch Bescheid?“ fragte der Seehund nach einer Weile. Dabei griff er unter die Jacke seines dunklen und für die Hitze viel zu schweren Anzugs.
„Fühlen Sie sich nicht wohl?“ erkundigte sich Frau Finkbeiner besorgt.
„Nein, nein“, erwiderte Mister Hobbs. „Nur mein Taschentuch.“ Er wischte sich wieder den Schweiß von der Stirn.
„Mister Palmer hat keine blasse Ahnung“, versicherte Peter.
„Aber jetzt wollt ihr ihm alles erzählen?“ fragte Mister Hobbs. „Damit er euch auf die Schulter klopft und euch sagt, was für fabelhafte Burschen ihr doch seid!“
„Hören Sie mal, Mister Hobbs“, entgegnete der Apotheker aus Berlin. „Die Hauptsache sei, daß die echte Mona Lisa wieder da ist, hat der Kapitän vorhin gesagt, und es sieht ganz so aus, als sei für ihn die ganze Geschichte damit erledigt und vergessen. Dann ist sie für uns erst recht erledigt und vergessen. Wir sind auf diesem Schiff nur Passagiere, weiter nichts. Es wäre nur...“ Er druckste herum wie ein kleiner Schuljunge und blickte wieder auf seine Zigarrenasche. „Pure Neugier ist es“, gab er schließlich zu. „Entschuldigen Sie bitte.“
„Und worauf wären Sie denn zum Beispiel neugierig?“ wollte der Seehund wissen.
„Warum hat man Sie in New York aus dem Bus geholt?“ fragte Ulli Wagner wie aus der Pistole geschossen.
„Und wer ist dieser falsche Inspektor Brown nun wirklich?“ Der Bürstenhaarschnitt kniff die Augen zusammen.
„Kennen Sie etwa auch den Streichholzfabrikanten Wilkinson?“ warf Peter dazwischen.
„Und warum dieses Täuschungsmanöver mit dem weißen Motorboot?“ fragte Herr Wagner.
„Das wäre eine ziemlich lange Geschichte.“ Mister Hobbs überlegte, dann blickte er sich um, weil jetzt gerade die Kiste mit dem Schlangenkäfig wieder über Bord geschwenkt wurde. Gleichzeitig flatterten die Möwen aufgeregt durcheinander und flogen schließlich zum Land hin davon.
„Ob sie die Schlangen riechen können?“ fragte Mrs. Fuller mit ihrer tiefen Stimme. „Aber bitte reden Sie weiter, Mister Hobbs.“
„Eine lange Geschichte“, wiederholte der Seehund. „Ich fürchte, ihr müßt euch entscheiden, ob ihr mich laufen lassen wollt oder ob euch diese Geschichte wichtiger ist.“
„Zu spät“, sagte Frau Finkbeiner.
Mister Palmer kam nämlich vom Oberdeck herunter.
Aber mitten auf der Treppe blieb er stehen und rief: „Ich muß noch dringend zur Funkstation, aber das dauert nicht lange.“ Damit kletterte er weiter zum
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