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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Hafen lagen. Und zwei weitere sollten noch kommen.
    „Nichts als Köpfe und Fotoapparate“, stellte der Bürstenhaarschnitt fest.
    „Mag ja sonst ganz hübsch sein“, bemerkte Ulli Wagner und gähnte schamlos. „Aber wir haben wohl nicht gerade den besten Tag erwischt.“
    Sie kletterten wieder in ihr Taxi und fuhren zur Stadt hinaus.
    „Zum Bluebeard’s Castle ?“ fragte Mrs. Fuller. „Das ist das Wahrzeichen von St. Thomas.“
    „Irgendeine auseinandergefallene Festung vermutlich.“ Ulli gähnte schon zum zweiten Mal.
    „Oder auf den Flag-Hill?“ schlug Mrs. Fuller jetzt vor.
    „Von dort hat man eine herrliche Aussicht auf alle umliegenden Inseln.“
    „Au fein“, sagte Frau Finkbeiner.
    „Ich finde, es ist viel zu heiß für herrliche Aussichten“, stöhnte der Bürstenhaarschnitt.
    „Die Klasse ist heute auffallend unaufmerksam“, tadelte Frau Finkbeiner. „Ich überlege mir schon, ob ich den Unterricht nicht einfach ausfallen lasse.“
    „Sämtliche Herren haben vermutlich dasselbe Kreuzworträtsel im Kopf“, meinte Mrs. Fuller. „Alles ist gelöst, aber das letzte Wort mit fünf Buchstaben fehlt noch.“
    „Gefragt ist ein Cellospieler“, schmunzelte Herr Wagner. „Der erste Buchstabe müßte H und der letzte S sein.“
    „Kutschieren Sie uns doch bitte zur Magens Bay“, sagte jetzt Mrs. Fuller zu dem Negerchauffeur. „Es soll dort ein kleines Lokal am Meer geben.“ Sie drehte sich um und lachte. „Einverstanden oder nicht?“
    „Einverstanden“, antworteten die Detektive beinahe im Sprechchor.

Mister Hobbs kugelt sich vor Lachen

    Das Flamingo entpuppte sich als eine Bretterbude zwischen Kokospalmen. Bis zur Straße ging ein riesiges Zuckerrohrfeld, und auf der anderen Seite lagen ein blütenweißer Strand und das Meer. Kein Mensch weit und breit.
    Bis sie dann im Schatten unter einem ausgebleichten Sonnenschirm Mister Hobbs entdeckten. Er saß vor einem runden Blechtisch auf einer Bank und hatte einen Berg Muscheln vor sich auf dem Teller. Neben ihm lag sein großer schwarzer Cellokasten, und auf ihn hatte er sein Jackett, sein Hemd und seine Krawatte gelegt.
    „Aha, da sind Sie also“, sagte der Seehund. Er knackte eine Muschel mit den Händen und schlürfte sie genußvoll leer. „Wie Sie sehen, bin ich ihnen durch die Lappen gegangen.“ Er lachte. „Dank Ihrer Hilfe natürlich. Nehmen Sie doch Platz. Die Muscheln sind so frisch, daß sie eigentlich noch leben müßten. Mögen Sie das Zeug auch?“ Gleich danach brüllte er: „Emilio, wo steckst du, du altes Stinktier? Los, nimm deine Plattfüße in die Hände und komme endlich raus aus deiner Bruchbude!“ Er lachte schallend. „Und so was nennt der Kerl nun ein Restaurant und wird nicht mal rot dabei.“
    Emilio hatte tatsächlich Plattfüße, und er war genauso dick wie Mister Hobbs. Er bewegte sich so schnell wie eine Schildkröte und trug am linken Ohr einen Goldring wie ein alter See-Pirat. Aber er zauberte trotzdem in fünf Minuten Wein, Coca-Cola und Muscheln auf den Tisch. Sogar mit Messer, Löffel und Papierserviette.
    „Aber zu den üblichen Preisen, du alter Halunke, auch wenn es vornehme Gäste sind“, mahnte Mister Hobbs. „Die Herrschaften wollen nur bezahlen, was hier auf dem Tisch steht, und kein Waisenhaus stiften.“
    Als später von den Muscheln schließlich nur noch die Schalen übrig waren, reinigte der Seehund sein Naturbesteck in einem Wasserglas, in dem ein Stück Zitrone herumschwamm, und Herr Finkbeiner holte eine Zigarre aus seinem Lederetui.
    „Hätten Sie auch eine für mich?“ frage Mister Hobbs. „Mit Vergnügen“, sagte der Apotheker aus Berlin. „Und wie steht’s mit Ihnen, Herr Wagner?“
    „Da wir einer spannenden halben Stunde ins Auge blicken“, entgegnete der Portier vom Hotel Kempinski, „würde ich mich gerne anschließen.“
    „Und jetzt könnte es eigentlich losgehen“, schlug Frau Finkbeiner vor. Sie lehnte sich in ihren Stuhl zurück und schaute erwartungsvoll zu Mister Hobbs hinüber.
    „Wie gesagt, ich will mich erkenntlich zeigen“, meinte der Seehund. „Eine Hand wäscht die andere.“ Er nahm einen Zug aus der Finkbeinerschen Zigarre, blickte dem Rauch hinterher und schüttelte nachdenklich den Kopf. „Daß ihr diesen Burschen aus dem Omnibus wiedererkannt habt, das hätte ich mir nicht im Traum einfallen lassen.“
    „Dann darf ich an die Narbe erinnern, Mister Hobbs“, bemerkte Peter. „Sie war nicht zu übersehen.“
    „Ja, ja, ich weiß“,

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