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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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Holzdrachen, die schnell wie der Blitz fliegen und gewittergleich auf die
Köpfe zitternder Menschen niedergehen werden!“ Solche Gedanken
wälzten sich in seinem Kopf und ließen seine Augen funkeln.
„Was sagst du, Guamoko, zu diesem neuen Geschenk des Schicksals?“
wandte er sich an die Eule.
„Was ich sage, Gebieter? Ich sage: Mach soviel Pulver, wie du nur kannst,
und schlage los! Jetzt werden wir’s ihnen heimzahlen, den Spöttern!“
Doch worüber Urfin unterwegs so lange nachgedacht hatte, war nicht
spurlos verschwunden. Etwas hatte sich in seiner Seele verändert. Die
glänzende Zukunft, die sich wieder vor ihm auftat, lockte ihn nicht mehr.
Er setzte sich auf einen Baumstumpf, betrachtete aufmerksam den
Blutstropfen, den der Dornenstich auf seinem Finger hinterlassen hatte, und
dachte angestrengt nach.
„Blut…“, flüsterte er. „Wieder Blut, Menschentränen, Kummer und Leid.
Nein, das darf nicht wiederkehren!“
Er holte einen Spaten aus dem Keller und grub alle Pflanzen mit der
Wurzel aus.
„Ha, ich kenne euch!“ schrie er zornig. „Wenn ich euch ungeschoren lasse,
überwuchert ihr die ganze Gegend, und dann entdeckt jemand die
Zauberkraft wieder, die in euch steckt, und stellt Dummheiten an. Nein, ich
hab es satt!…“
Die Eule geriet über diesen unerwarteten Entschluß ihres Herrn in
Verzweiflung und bat ihn inständig, das Glück nicht zu verscheuchen, das
ihm wieder einmal zulächelte.
„Bereite wenigstens eine Handvoll Pulver!“ flehte die Eule. „Man kann
doch nicht wissen, was noch alles geschehen kann!“ Urfin wies auch diese
Bitte zurück. Um sich der Pflanzen schneller zu entledigen, verbrannte er
sie, und die Asche vergrub er tief in die Erde. Dann machte er eine
Handkarre, lud darauf die Habseligkeit aus dem Keller und zog von
dannen. Die wütende Guamoko folgte ihm nicht. Etwa zwei Stunden später
hörte Urfin Flügelschläge im Rücken, und als er sich umwandte, sah er die
Eule.
„Ich hab’s mir überlegt, Herr“, sagte Guamoko kleinlaut, „du hast recht!
Das Lebenspulver hat uns nichts Gutes gebracht, und es war ein kluger
Entschluß, die Hände davon zu lassen.“
Guamoko schwindelte natürlich - wie hätte sie sich auch so leicht eines
Besseren besinnen können! Sie tat jetzt nur so, weil sie sich in ihrem langen
Leben gewöhnt hatte, mit Menschen zu leben, und weil es ihr allein im
Walde zu langweilig gewesen wäre. Urfin durchschaute sie, war aber
dennoch zufrieden, denn auch er hätte die Einsamkeit auf die Dauer nicht
ertragen können. Der Weg zu den Bergen dauerte mehrere Tage. Als sie
nicht mehr weit waren, erblickte Urfin eine schöne Wiese, durch die sich
ein kristallklarer Fluß schlängelte. Bäume, an denen unzählige Früchte
hingen, säumten die Ufer.
„Ein guter Ort für eine Wohnstätte“, sagte Urfin, und die Eule stimmte ihm
zu. Urfin baute hier eine Hütte und legte einen Garten an. Seine Tage waren
jetzt von Arbeit und Sorgen ausgefüllt, und die Erinnerungen an die
schwere Vergangenheit verblaßten nach und nach.
Ein Jahr später fanden ihn hier die Abgesandten Arachnas. Der Weg hatte
die Zwerge nicht wenig Mühe gekostet, denn sie waren klein und ihre
Beine kurz, und wie sehr sie sich auch anstrengten, mehr als zwei oder drei
Meilen am Tag schafften sie nicht. Den neuen Wohnort Urfins
aufzuspüren, war auch nicht so einfach gewesen. Als Kastaglio und seine
Begleiter in das Blaue Land kamen, sagten ihnen die Käuer, Urfin habe
seine Heimat wieder verlassen. Sie befragten die Tiere, und erst nach einem
langen beschwerlichen Weg, der einen ganzen Monat dauerte, erreichten
die Zwerge die schöne Wiese, auf der Urfins neue Hütte stand.
Dieser staunte nicht wenig, als er zu seinen Füßen die winzigen Kerlchen
mit den grauen Bärten sah. Vierzig Jahre lebte er im Zauberland, doch von
Zwergen hatte er niemals gehört. Allerdings wußte er, daß die Wunder im
Zauberland unerschöpflich sind. Urfin begrüßte höflich die Besucher und
fragte nach ihrem Begehr. Kastaglio öffnete den Mund zur Antwort, doch
plötzlich verließen ihn die Kräfte, und er sank zu Boden. Genauso erging es
seinen Gefährten. Urfin schlug sich vor die Stirn.
„Ich Dummkopf! Ihr seid müde und hungrig, und statt euch verschnaufen
zu lassen, stelle ich Fragen. Ich bitte euch um Verzeihung, das kommt vom
einsamen Leben…“
Nach reichlicher Bewirtung und Erholung sagte Kastaglio, weshalb er
gekommen sei. Er erzählte von

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