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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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Arachna und erklärte, wofür sie in
unvordenklichen Zeiten vom mächtigen Zauberer Hurrikap eingeschläfert
worden war. Er verheimlichte auch nicht, daß die Hexe die Herrschaft über
das Zauberland begehre und damit rechne, Urfin Juice, der zweimal die
Smaragdenstadt erobert hatte, würde ihr dabei behilflich sein. Vor dem
Aufbruch der Abgesandten, fuhr Kastaglio fort, habe Arachna angedeutet,
sie werde ihre Helfer großzügig belohnen und sie zu Herrschern und
Statthaltern der unterworfenen Länder machen. Urfin schwieg lange. Das
Schicksal führte ihn wieder in Versuchung. Er brauchte nur in den Dienst
der Hexe zu treten, um wieder Herrscher der Smaragdenstadt oder des
Landes der Marranen zu werden und sich vielfach für die Erniedrigungen
zu entschädigen, die er hatte durchstehen müssen. Doch da war die Frage:
Lohnte es sich? Er würde wieder mit Gewalt die Macht ergreifen, und
wieder würde das unterdrückte Volk ihn hassen…
Das Jahr, das er in der Abgeschiedenheit verlebt und in dem er so vieles
überdacht hatte, war nicht unnütz vergangen. Urfin erhob den Kopf, blickte
Kastaglio in die Augen und sagte entschieden:
„Nein! Ich trete nicht in den Dienst eurer Herrin!“
Kastaglio war über diese Antwort nicht verwundert und entgegnete nur:
„Ehrwürdiger Urfin, vielleicht sagst du es selbst unserer Gebieterin?“
„Warum?“ fragte Urfin, „könnt denn ihr es ihr nicht ausrichten?“
„Es handelt sich darum“, erklärte der Zwerg, „daß unsere Gebieterin
befohlen hat, dich zu ihr zu bringen. Täten wir es nicht, sagte sie, seien wir
schlechte und schlampige Diener. Bei Nichterfüllung des Auftrags wird sie
uns für einen ganzen Monat das Recht der Wildjagd in ihren Wäldern und
des Fischfangs in ihren Gewässern entziehen. Doch wenn es nicht anders
geht, werden wir unsere Gürtel eben enger schnallen und mit unseren
Vorräten auskommen müssen.“
Urfin erwiderte schmunzelnd:
„Könnt ihr denn nicht Fische fangen und Wild jagen, ohne daß eure Herrin
es sieht? Ihr seid doch so klein und flink!“
Die Augen Kastaglios und seiner Begleiter weiteten sich vor Schreck.
„Wir sollen wildern?“ fragte Kastaglio entsetzt. „Ehrwürdiger Urfin, du
kennst das Volk der Zwerge nicht! Es besteht schon Tausende von Jahren,
doch niemals hat einer von uns sein Wort gebrochen oder jemanden
betrogen. Wir sterben lieber vor Hunger…“
Urfin war so gerührt, daß er Kastaglio in seine kräftigen Arme nahm und
ihn sanft an seine Brust drückte.
„Liebe kleine Menschlein!“ sagte er. „Damit euch kein Leid geschieht, will
ich mit euch gehen und selbst Arachna alles sagen. Ich hoffe, sie wird euch
nicht dafür bestrafen, weil ich ihr nicht dienen will?“
„Für dein Benehmen sind wir nicht verantwortlich“, erwiderte würdevoll
Kastaglio.
„Morgen brechen wir auf“, sagte Urfin. „Heute müßt ihr erst einmal richtig
ausruhen.“
Zur Kurzweil seiner Gäste holte Urfin einen Haufen Spielzeug aus der
Hütte und breitete es vor den Zwergen aus. Da waren hölzerne Puppen und
Clowns mit buntbemalten Gesichtern und leichte zierliche Hirsche und
Gazellen, von denen man meinen konnte, sie würden im nächsten
Augenblick aufspringen und davonlaufen. Wie unterschieden sich diese
lustigen und anmutigen Spielsachen doch von den finsteren und
bärbeißigen, die Urfin einst gefertigt hatte, um Kinder mit ihnen zu
schrecken!
„Das hab ich in meiner Freizeit gemacht“, sagte Urfin schlicht. „Oh, wie
reizend!“ riefen die Zwerge.
Sie nahmen die Puppen und Tierchen in die Arme, drückten sie zärtlich an
die Brust und liebkosten sie. Man sah, daß die Sachen ihnen schrecklich
gefielen. Ein Zwerglein sprang auf einen hölzernen Hirsch, ein anderes
begann mit einem geschnitzten kleinen Bären zu tanzen. Die Gäste
strahlten vor Freude, obwohl die Spielsachen, das muß man schon sagen,
für sie viel zu groß waren. Als er die Freude der Zwerge sah, rief Urfin
großmütig: ,,Sie gehören euch! Nehmt sie in euer Land und schenkt sie den
Kindern, daß sie sich an ihnen ergötzen.“
Die Zwerge hüpften vor Freude und überschütteten Urfin mit Dank.
Am nächsten Tag brach man auf. Aber schon nach den ersten hundert
Schritten merkte Urfin, daß die Zwerge es nicht schaffen würden. Sie
waren keine guten Geher, und, bepackt mit den Spielsachen, die fast so
groß waren wie ihre Träger, keuchten, schwitzten und taumelten sie, doch
keiner wollte sich von den Geschenken trennen. Ein

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