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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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ihrer viele sind, während ich ganz allein dastehe“,
folgerte sie. „Der elende Feigling, der da zu meinen Füßen sitzt und mit den
Knien schlottert, kann doch nicht als Helfer zählen! Selbst mit dem
einfachsten Auftrag wird er nicht fertig. Doch wen soll ich mir schon als
Bundesgenossen wählen?…“
Nach langem Überlegen sagte sie sich, daß im Zauberland weder Menschen
noch Tiere vorhanden sind, die ihr zu helfen bereit wären. „Dann werde ich
eben allein weiterkämpfen!“ knirschte Arachna. „Und Urfins Geschwätz
werde ich mir aus dem Kopf schlagen!“ Wenn sie als Zauberin so dachte,
so bedeutete das zweifellos, daß sie die Prophezeiungen des ehemaligen
Königs nicht vergessen konnte. Die Stimmung der Hexe war schrecklich.
Nicht nur, weil sie zwei Niederlagen erlitten hatte, sondern auch, weil ihre
nackten Füße froren und der Hunger sie plagte. Sie hatte einen ganzen Tag
nichts zu sich genommen und hätte jetzt wohl eine ganze Ochsenherde
verschlingen können. Doch weit und breit war kein Vieh zu sehen. Die
Farmen, an denen sie vorbeikamen, waren leer, denn die Vögel hatten über
ihre Stafette die Farmer gewarnt, und diese hatten ihr Vieh versteckt und
hielten sich selbst an Orten verborgen, die niemand erspähen konnte. Es
blieb Arachna nichts anderes übrig, als vor einem Obsthain niederzugehen
und sich mit Früchten vollzustopfen, obwohl sie diese gar nicht mochte.
Nachdem sie ihren Hunger leidlich gestillt hatte, flog sie weiter.
Unterdessen hatte die Vogelstafette die Nachricht vom Nahen der Hexe
bereits zur Smaragdeninsel getragen. Der Scheuch berief sofort seinen Stab
ein. Als erster erschien Feldmarschall Din Gior, der seinen prächtigen
knielangen Bart mit einem goldenen Kamm gekämmt hatte. Dann trafen
der Versorgungschef der Armee Faramant und die Leiterin des
Nachrichtenwesens Kaggi-Karr ein. Bevor man Entscheidungen traf, mußte
man genau wissen, welche Gefahr drohte. Auf einem kleinen Tisch stand
der Kasten mit dem Bildschirm, den Elli einst dem Scheuch geschenkt
hatte. Die Mitglieder des Stabs nahmen vor dem Fernseher Platz, und der
Scheuch sprach:
„Birelija-turelija, buridakl-furidakl, es röte sich der Himmel, es grüne das
Gras - Kästchen, Kästchen, bitte zeig uns das: Zeig uns die Hexe mit dem
Zauberteppich!“
Auf dem Schirm begann es zu flimmern, dann erschien vor dem
Hintergrund des Himmels ein Teppich, auf dem eine riesige Frau saß. Bei
ihrem Anblick wurde es nicht nur den Stabsmitgliedern, sondern sogar dem
Scheuch unheimlich. Grausig war das Aussehen der Hexe mit dem langen
blauen Gewand, dem grimmigen roten Gesicht und dem Büschel
pechschwarzer Haare auf dem Scheitel. Zu ihren Füßen kauerte eine kleine
Figur, in der der Scheuch und seine Gefährten sofort Ruf Bilan erkannten.
„Oh, da ist ja auch der Verräter!“ rief Faramant überrascht aus. „Völlig
unverständlich, wie der zur Hexe gekommen und ihr Kumpan geworden
ist!“ „Lump zu Lump gesellt sich gern“, schnarrte die Krähe wütend. „Es
soll mich nicht wundern, wenn irgendwo in der Nähe auch der ehrsüchtige
Urfin Juice auftaucht. Ist doch auch einer von dieser Sorte…“
Im Scheuch erwachte die Neugier.
„Laßt uns sehen, wo das Früchtchen steckt. Einen Feind soll man
beobachten, sooft man nur kann. Ich habe zu selten Stellas Geschenk
benutzt, ja diesen Vorwurf kann ich mir nicht ersparen.“ Er wandte sich
dem Fernseher zu und sprach: „Birelija-turelija, buridakl-furidakl, es röte
sich der Himmel, es grüne das Gras - Kästchen, Kästchen, bitte zeig uns
das: Zeig uns Urfin Juice, wo immer er auch sein mag.“
Da erschien auch schon auf dem Bildschirm eine schöne Wiese mit einem
schmucken Häuschen in der Mitte und Bauten im Hintergrund. Vorne stand
in einem Gemüsegarten Urfin auf den Knien und jätete ein Gurkenbeet.
Daneben hockte die Eule Guamoko. Der Scheuch und seine Gefährten
hörten, was die beiden sprachen:
„… so, so, um nichts in der Welt?“ sagte die Eule, die wahrscheinlich einen
Satz beendete. „Um nichts in der Welt“, bestätigte Urfin. „Sie tat alles, um
mich zu überreden, doch ich blieb fest und wiederholte: Bei diesem Unfug
mach ich nicht mit!“
„Buchstäblich so hast du gesagt, Herr?“ „Buchstäblich!“
„Und was hat sie darauf erwidert?“
„Sie hat mit den Füßen getrampelt und gebrüllt, daß die Höhle erzitterte
und beinahe einstürzte. Ich, kreischte sie, bin eine mächtige Zauberin, ich,

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