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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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kreischte sie, zerdrücke dich wie eine Fliege, wenn du nicht gehorchst und
nicht in meine Dienste trittst!“
„Und du?“
„Ich sagte nur: Auch wenn Ihr mich zerdrückt, gegen mein Volk ziehe ich
nicht! Ich habe ihm genug Böses zugefügt…“
„Und was tat die Hexe dann?“
„Sie fuchtelte mir mit der Faust vorm Gesicht, und ich muß dir sagen, diese
Faust war fast so groß wie mein Haus…“
Der Scheuch und seine Freunde blickten sich verdutzt an. Es war fast nicht
zu glauben, daß das derselbe Urfin war, der sich zweimal zum Herrscher
des Zauberlandes aufgeworfen hatte. Natürlich wußten die Zuhörer nicht,
daß dieser ehemalige König bei der Wiedergabe seines Gesprächs mit
Arachna reichlich übertrieb und daß er gehörig auflegte, als er von den
Drohungen der Hexe erzählte. Doch im wesentlichen stimmte es schon,
was er sagte, im wesentlichen sprach er die Wahrheit! Denn hätte er dem
Drängen der Hexe nachgegeben, würde er jetzt wohl doch neben ihr auf
dem fliegenden Teppich sitzen und nicht in seinem fernen Garten auf dem
Gurkenbeet Unkraut jäten. Urfin und die Eule sprachen jetzt über etwas
anderes, doch der Scheuch hatte genug gehört. Er wußte nun, daß Urfin
kein Feind, sondern eher ein Verbündeter war, und daß er allem Anschein
nach den Menschen helfen würde, wenn sie ihn riefen.
Der Scheuch stellte den Fernseher ab. Jetzt wußten er und sein Stab, mit
wem sie es zu tun hatten. Sie verspürten aber keine große Angst. Sie
erinnerten sich, wie sie die Smaragdenstadt gegen Hunderte Holzköpfe
Urfins und ein ganzes Marranenheer verteidigt hatten… Diesmal war der
Feind nur eine Person, freilich von gewaltigem Wuchs und ungeheurer
Kraft, aber immerhin nur eine Person, denn Ruf Bilan zählte ja nicht.
Bis zur Ankunft Arachnas würden noch ein Tag und eine Nacht vergehen,
das war klar, und die Einwohner gingen ungesäumt daran,
Verteidigungsanlagen zu bauen. Von den Vögeln hatten die Militärführer
der Stadt bereits erfahren, daß die Hexe einen ganzen Obsthain vertilgt
hatte, woraus man schließen konnte, daß sie sehr hungrig sein mußte. Man
ergriff also Maßnahmen, damit sie keine Nahrungsmittel bekam.
Alle Farmen der Umgebung leerten sich. Ein Teil des Viehs wurde in die
Stadt getrieben, der andere an Orten versteckt, die selbst ein geschickter
Detektiv nicht hätte aufspüren können. Auf den Stadtmauern tauchten
wieder große Wasserkessel auf, unter denen Reisigfeuer brannten. Hinter
den steinernen Zinnen verbargen sich Schützen mit Pfeil und Armbrust,
und Din Gior, der seinen Bart auf den Rücken gelegt hatte, stellte die
Schleudern auf, mit denen man gewaltige Steine abschießen konnte.
Als Arachna sich der Smaragdeninsel näherte, ahnte sie nicht, daß ein
Mann am Zauberkasten jede ihrer Bewegungen verfolgte. Selbst ihr
Gespräch mit Ruf Bilan gab der Bildschirm Wort für Wort wieder:
„Wir werden uns nachts heranschleichen“, sagte die Hexe vertraulich zu
ihrem Gefährten. „In der Stadt weiß man natürlich nichts von meinem
Vorhaben, und die Einwohner werden ruhig schlafen. Ich aber werde über
die Stadtmauer steigen, in den Palast eindringen und ihren Herrscher,
diesen Strohmann, packen, über den aus unerfindlichen Gründen Legenden
umgehen. Dann wollen wir sehen, ob seine Untertanen sich mir
entgegenzustellen wagen…“
Ruf Bilan bezweifelte sehr, daß man in der Smaragdenstadt nichts über das
Nahen der Hexe wußte. Aber er behielt seine Zweifel wohlweislich für
sich. Faramant, der am Fernseher Dienst hatte, bog sich vor Lachen bei der
Vorstellung, wie die riesige Arachna sich anstrengen würde, ihren Leib
durch die Türen des Palastes zu zwängen, die doch nur normale Menschen
passieren konnten.
„Du sollst was erleben, du Angeberin! Wir werden dir mit unseren Fackeln
einen geziemenden Empfang bereiten“, brummte Faramant, die Faust vor
dem Bildschirm schüttelnd. Die Hexe wartete ab, bis die Nacht
hereinbrach, und pirschte sich dann an die Smaragdenstadt heran. Wie
überrascht war sie aber, als sie diese von einem breiten Kanal umgeben sah,
über den keine Brücke führte. Allerdings war eine Fähre da, doch die lag
am anderen Ufer. Das hinderte die Hexe, ungesehen in die Stadt einzudringen.
„Warum hast du mir nicht gesagt, du Trottel, daß eure Stadt auf einer Insel
liegt?“ fauchte die Hexe Ruf Bilan an.
Der Verräter stammelte: „Ich schwöre bei meinem Leben, Herrin, vor zehn
Jahren war das nicht so! Man

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