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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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reichten diese Tiere der Zauberin nur bis
an die Knie, doch wenn ein wilder Rudel dieser Ungetümer mit ihren
mächtigen Hauern und scharfen Krallen über sie herfiele, würde es ihr
bestimmt nicht gut ergehen.
„Ich will nicht zu anspruchsvoll sein und mich mit dem Titel einer
Herrscherin der unterirdischen Erzgräber zufriedengehen, den Tribut
erlasse ich ihnen“, sagte die Hexe zu Ruf Bilan.
Nach den Niederlagen, die sie erlitten hatte, waren die Ansprüche der Hexe
viel bescheidener geworden. Auf ihren Befehl begann der Teppich über
dem Dorf zu kreisen, denn sie wollte auskundschaften, ob die Erzgräber
nicht noch andere Kampfmittel besaßen. Als sie einen Palmhain überflog,
schoß aus den Bäumen ein schuppiger eimergroßer Kopf hervor, und es tat
sich ein Rachen voller Zähne auf, der einen Zipfel des Teppichs schnappte.
Dabei neigte sich der Teppich zur Seite, so daß Arachna fast das
Gleichgewicht verlor und Bilan bis an den Rand des Teppichs rollte. Er
wäre bestimmt abgestürzt, hätte die Hexe ihn nicht rechtzeitig mit ihrer
riesigen Pranke gepackt und festgehalten. Es entspann sich ein Kampf
zwischen der Hexe und dem Drachen. Arachna befahl mit gellender
Stimme dem Teppich, hochzufliegen, doch Oicho, der Drachen, zerrte ihn
verbissen herunter. Da das geflügelte Ungeheuer sehr kräftig war, begann
der Teppich abzusinken. Schon streckte der Drache seine mächtige Tatze
aus, um ihn zu umklammern, doch in diesem Augenblick riß der Teppich,
und ein großes Stück löste sich von ihm los und blieb in den Zähnen des
Drachen. Oichos Kopf tauchte mit dem abgerissenen Zipfel im Hain unter,
während der Rest des Teppichs sich sonderbar zu bauschen begann und
dann mit seinen Insassen wieder hochflatterte. Wir wollen hier gleich
erzählen, was später mit dem Zipfel des Zauberteppichs im Land der Unterirdischen Erzgräber geschah. Er hatte sich einen der Größe angemessenen
Teil der Auftriebkraft erhalten, die ausreichte, um einen Menschen in der
Luft zu tragen. Die Erzgräber reinigten das Stück Teppich, stopften und
besäumten es, und als dies geschehen war, benutzte es der Herrscher des
Landes, Ruschero, für Geschäftsreisen. Einmal flog er mit dem Zipfel sogar
zu seinem Freund Prem Kokus, dem Herrscher des Landes der Käuer.
Nach dem Gefecht mit Oicho knirschte die Hexe:
„Mir reicht’s! Jetzt sehe ich, wie recht Urfin hatte! Die Völker hängen an
ihrer Freiheit, sie wollen nicht auf sie verzichten…“ Und sie befahl dem
Teppich: „Fliege zurück! Zur Höhle!“
Ruf Bilan aber lispelte: „Gnädige Herrin, noch waren wir nicht bei den
Käuern! Ich versichere Euch: Ihr braucht Euch nur zu zeigen, und sie werden
sich auf der Stelle unterwerfen. Das sind die schüchternsten und friedlichsten
Menschen auf der Welt, sie fürchten sich schrecklich vor jeder Waffe. Schon
der Anblick eines Küchenmessers läßt sie erbeben. Fliegen wir zu den
Käuern, Herrin!“
„Schön, ich will das letzte Mal auf deinen Rat hören“, erwiderte die Hexe
finster. „Teppich, du sollst uns jetzt zu den Käuern tragen!“ Die Käuer waren
in der Tat schüchterne und friedliche Menschen, und man durfte annehmen,
daß sie es niemals wagen würden, sich in einen Kampf mit der mächtigen
Zauberin einzulassen. Doch sie fanden ein anderes Mittel, um sich ihrer zu
erwehren. Die Vogelstafette hatte sie längst von der Absicht der Hexe
unterrichtet, und sie verbargen sich in den dichten Wäldern und Erdhütten,
deren es viele in ihrem Lande gab. Schon ein Jahr zuvor, als sie sich auf den
Überfall der Marranen vorbereiteten, hatten sie in den Wäldern geräumige
Unterstände gebaut, in denen sie jetzt mit ihren Familien und ihrem Vieh
Zuflucht fanden. Als die Hexe auf ihrem heftig schlingernden Teppich
schließlich das Blaue Land erreichte und mit ihrem Diener in den hübschen
freundlichen Dörfern der Käuer zu stöbern begann, fand sie kein Lebewesen
und auch nichts Eßbares vor. Nur in einer Hütte gewahrte sie einen
zurückgelassenen Kater, den sie wütend am Schwanz packte und mit solcher
Wucht gegen einen Baum schmetterte, daß von dem armen Tier nichts
übrigblieb.
„Du hast dasselbe verdient, verdammter Lügner!“ fauchte sie den
schlotternden Ruf Bilan an. „Es wird den Einwohnern des Zauberlandes
eine Freude sein, sich einer so mächtigen Gebieterin wie Euch zu
unterwerfen! Haha!“ wiederholte sie höhnisch die Worte, die der Verräter
einmal gesagt hatte. „Wo

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