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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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hat diesen Kanal gegraben, als ich nicht mehr
da war.“ „Tölpel !“ sagte Arachna verächtlich. „Hoffentlich ist das Wasser
nicht allzu tief.“
Sie ließ den Teppich am Ufer, gebot Ruf Bilan, auf ihn aufzupassen, und
stürzte sich in den Kanal. Zuerst reichte ihr das Wasser bis an die Knie,
dann bis an den Bauch, dann wurde es tiefer und tiefer… Als nur noch die
Schultern der Riesin und der Kopf mit dem gewaltigen schwarzen
Haarbüschel über dem Wasser ragten, schlugen Flammen auf der
Stadtmauer hoch, und es leuchteten viele Laternen auf. In den Händen der
Bürger brannten plötzlich Hunderte Pechfackeln, und ringsum war es hell
wie am Tage. Din Gior und seine Gehilfen machten sich an den Schleudern
zu schaffen. Sie klinkten die aus Büffelsehnen gedrehten Seile aus, welche
Springfedern ersetzten, worauf die Enden der langen Stangen Hochschnellten und gewaltige Steinbrocken von sich gaben.
Geschosse peitschten das Wasser um die Hexe auf. Die Riesin wich ihnen
aus, bis ein schwerer Mühlstein sie am Scheitel traf. Das Haarbüschel
schwächte allerdings den Schlag ab, und außerdem war der Schädel der
Hexe auch nicht so leicht zu durchschlagen, trotzdem verlor Arachna einen
Augenblick lang das Bewußtsein und versank im Wasser des Kanals.
    Die Bürger auf den Mauern jauchzten vor Freude, doch die Hexe kam
schnell wieder zu sich und tauchte aus dem Wasser empor. Ihr war nun
klar, daß der Plan, unbemerkt in die Stadt einzudringen und den Scheuch zu
überrumpeln, gescheitert war, und deshalb schwamm sie, so schnell sie nur
konnte, zurück zum Ufer. Ein Hagel von Pfeilen folgte ihr und bohrte sich
in ihren ungeschützten Nacken. Es war, als hätte sich ein aufgescheuchter
Wespenschwarm auf die riesige Frau gestürzt. Von Schmerz und Angst
überwältigt, kroch die Hexe mit ungeheurer Anstrengung aus dem Wasser,
ließ sich auf den Teppich fallen und lallte: „Fffort, fffort von hiiier, fffort
von ddiesem schre-schrecklichen Ort!“
Das letzte, was sie hörte, als der Teppich aufflog, waren die Worte: „Arrrachna Dreck-zeug!“
Das schrie ihr Kaggi-Karr nach, während die jubelnden Bürger den
Scheuch, Faramant und den Feldmarschall Din Gior mit dem wallenden
Bart schauckelten.
„Hätte ich auch nur ein Regiment solch tapferer Soldaten, ich würde mit
ihm den ganzen Kontinent erobern…“, krächzte Arachna mit schwacher
Stimme.

DER VORFALL MIT DEM TEPPICH
    Während der Teppich Kurs auf das Land der Unterirdischen Erzgräber
hielt, dachte die Hexe:
„Im ersten Gefecht mit den Menschen bin ich mit blauen Flecken an Stirn
und Kinn davongekommen; im zweiten trat mich ein brüllendes Ungeheuer
in die Brust, und ich verlor meine Schuhe; im dritten schlug es mir fast den
Schädel ein, und ich war dem Ersaufen nahe… Je weiter, desto schlimmer.
Was blüht mir jetzt? Der Tod, wie dieser Möchtegern von einem König mir
prophezeit hat? Vielleicht soll ich doch lieber umkehren und zur Höhle
fliegen und den Rest meiner Tage als Herrscherin der Zwerge verbringen,
die so treu zu mir halten?… Das wäre wohl ein ruhiges Leben. Aber nein,
ich muß mein Schicksal bis zur Neige auskosten!…“
Trotz und Grimm trieben Arachna neuen, vielleicht noch gefährlicheren
Abenteuern entgegen. Sie fand im Walde eine Lichtung, auf die sie mit
dem Teppich niederging, wrang die nassen Kleider aus und trocknete sie
über einem Feuer. Dann wälzte sie sich die ganze Nacht schlaflos auf der
harten Erde. Der vor Angst zitternde Ruf Bilan bedauerte jetzt, sich mit
Arachna eingelassen zu haben. „Mit ihr“, sagte er sich, komme ich nicht zu
Reichtum und Ehren. Allem Anschein nach werde ich am Galgen
verrecken.“ Als er zu fliehen versuchte, erwachte Arachna und fuhr ihn so
barsch an, daß ihm das Blut in den Adern gerann.
„Wenn das noch einmal vorkommt, schlag ich dich tot!“ knirschte die
Hexe. Der Teppich erhob sich wieder in die Luft, und sie flogen weiter. Um
die Mittagszeit zeigte sich das Land der Unterirdischen Erzgräber.
Natürlich war man dort über das Vorhaben Arachnas bereits unterrichtet
und auf einen Überfall vorbereitet. Frauen, Kinder und Greise hatten
Verstecke aufgesucht, während die Männer zu ihren Schwertern und
Dolchen griffen. Für die Riesin waren diese Waffen freilich nicht
gefährlicher als Zahnstocher, doch die Erzgräber hatten auch für andere
Überraschungen gesorgt. Vor allen Dingen hatten sie das Dorf mit
Sechsfüßern umstellt. Allerdings

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