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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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ihm zuzuhören, und Prinzessin Brunichild war mit ihrer Magd verschwunden. Enttäuscht und erschöpft, hockte sich Wittiges auf die Fersen. Seine Tunika würde sich vermutlich kaum noch reinigen lassen. Sein einziges wirklich gutes Gewand.
    Als er die Stimme des Hofmeisters hörte, der sich mit Bewaffneten oder vielleicht auch nur Knechten erneut näherte, erhob sich Wittiges und verließ rasch den Stall. Von einer weiteren Begegnung erwartete er nichts Gutes. Prinzessin Brunichild hatte es nicht einmal für nötig befunden, auch nur den leisesten Dank zu äußern oder sich höflicherweise nach seinem Namen zu erkundigen.
    2
    Mit äußerster Anstrengung unterdrückte Dux Gogo seine Ungeduld. Wenn er erst einmal die Haltung verlor, würden es ihm die anderen sofort nachmachen. Vor allem die Jungen. Schon jetzt hielten sie sich kaum noch in Zaum. Dass niemand seinem Ärger lauthals Luft machte, lag wohl daran, dass gerade die Höflinge König Athanagilds leise plaudernd in den Thronsaal schlenderten. Im Nachhinein erschien es Gogo beleidigend, dass er und sein Gefolge als erste hier gewesen waren. Schon viel zu lange warteten sie darauf, dass ihnen die königliche Braut vorgestellt und offiziell übergeben wurde: König Athanagilds sechzehnjährige Tochter Brunichild.
    Gogo hatte sich zunächst weigern wollen, die Mission zu übernehmen, die ihn an den Hof von Toledo führen sollte. Er war der Hausmeier König Sigiberts von Austrasien, des westfränkischen Königs, und solche diplomatischen Reisen gehörten eigentlich nicht zu seinen Aufgaben, die hauptsächlich darin bestanden, für den reibungslosen Ablauf des königlichen Haushalts zu sorgen und die Aufsicht über ein zahlreiches Gesinde auszuüben. Aber dann hatte er erkannt, dass die Reise eine Möglichkeit bot, seine Machtbefugnisse auszudehnen. Nun war er also hier und hatte sich der Laune einer sechzehnjährigen Göre zu beugen. Denn er wusste, dass die ganze Gesellschaft ringsum nur auf das Mädchen wartete. Ebenso wie ihr Vater Athanagild, die Mutter Goiswintha und die älteren Brüder. Gogo hatte umsichtigerweise zwei seiner Männer als Späher postiert. Sie hatten ihn davon unterrichtet, dass sich die königliche Familie schon eine ganze Weile in einem angrenzenden Raum aufhielt. Nur Brunichild fehlte.
    Allmählich machte sich Gogo Gedanken über das Mädchen, das seine zukünftige Königin werden sollte, nein -, rechtlich gesehen bereits war. Einen Tag zuvor hatte man in einem feierlichen Akt die Verträge unterzeichnet, die das Bündnis zwischen den Westgoten und den Franken Sigiberts besiegelten. Die Heirat galt als Garantie dafür.
    War sie vielleicht hässlich? Einer der Gründe, warum Sigibert ausgerechnet ihn geschickt hatte, war das Vertrauen in seine, Gogos, Urteilskraft, ein unschätzbarer Vorteil, den er nicht gefährden wollte. Sigibert hatte ihm Anweisungen gegeben, die er niemals schriftlich hätte niederlegen lassen.
    „Wenn sie hässlich ist oder strohdumm, finde einen Ausweg, um sie bei ihrer Familie zu lassen. Und schau dich um, ob es nicht eine geeignetere ältere oder jüngere Schwester, Nichte oder Cousine gibt“, hatte Sigibert eindringlich geäußert. Gogo wusste, worauf sich die geheime Furcht seines Herrn bezog, und dieser erklärte es ihm sogar ausführlich, auch das war ein Vertrauensbeweis. Sigibert wollte eine Königin wie Audovera, die Frau seines Bruders Chilperich. Audovera hatte prächtige Söhne geboren und war schon deshalb eine Königin, wie man sie sich nur wünschen konnte. Außerdem war sie so eindrucksvoll in ihrer vornehmen Haltung, dass sich jeder ganz selbstverständlich ehrfürchtig vor ihr verneigte. Sie verlieh dem Haus ihres Gemahls Glanz, und das seit beinahe zwanzig Jahren. Dagegen hatte es Sigibert bisher nicht geschafft, sich eine Gattin zu suchen, die dem Vergleich mit Audovera standhielt. Mit über dreißig war er noch immer Junggeselle und hatte keinen Erben vorzuweisen, zumindest keinen offiziellen. Würde er plötzlich sterben, würde sein Land zerrissen und unter seine drei Brüder aufgeteilt.
    Die westgotischen Höflinge beäugten die Franken mit unverhohlener Neugier. Selbstverständlich trugen alle Franken ihre heimische Tracht, und das hieß: enge Hosen und Tuniken, die nur bis zu den Oberschenkel reichten. Die fränkischen Wollweberinnen waren berühmt für ihr Können und ihren Einfallsreichtum, und das Ergebnis ihrer Kunst war anscheinend zuviel für die Westgoten. Ihre Blicke grenzten an

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