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Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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besonders peinlich waren.
    Ihr Ex und seine Neue waren nun seit einem Jahr ein Paar. Und bei den diversen Familientreffen, zu denen sie seitdem gemeinsam auftauchten, wich Julia nicht einen Zentimeter von seiner Seite. Wie ein siamesischer Zwilling. Für Kristina und die gemeinsamen Kinder Sophie und Philipp war das kein Problem. Aber dass Peter jetzt noch einmal Vater werden sollte, traf sie wie ein Faustschlag. Und ausgerechnet der Mops überbrachte ihr diese Nachricht.
    „Aber Sie wissen das sicher längst, nicht wahr?“, legte Frau von Dannewald nach.
    Kristina hatte es nicht gewusst, und sie hatte auch keine Antwort darauf. Verwirrt griff sie nach der Fangopackung und warf sie in den großen Eimer neben der Tür. Blödmann, notgeiler Blödmann, ärgerte sie sich im Stillen.
    „Na ja, Männer machen sich da ja keine großen Gedanken über ihr Alter. Und bei einer so jungen Frau ist das ja auch kein Wunder …“, plapperte Frau von Dannewald munter weiter.
    Kristina hörte gar nicht mehr zu. Energisch begann sie, den Rücken ihrer Patientin durchzukneten. Vor ihrem inneren Auge sah sie dabei Peter, der mit stolzgeschwellter Brust neben seiner hübschen jungen Frau herging, die den Kinderwagen schob. Kristina rechnete nach. Peter würde zweiundsechzig sein, wenn das Kind in die Schule kam. Vierundsiebzig, wenn es sein Abitur machte. Vermutlich wäre er achtzig, wenn der Nachwuchs dann sein Studium beendete – vorausgesetzt, alles lief nach Plan. Und bei Peter war eigentlich immer alles nach Plan gelaufen. Nach seinem Plan.
    Was hat er, was ich nicht hab?, grübelte Kristina. Das war einfach gemein. Seit der Scheidung lief in Peters Leben alles glatt. Neue Wohnung, Erfolg im Job, junge Frau. Und jetzt auch noch ein Kind. Sie kannte Peter. Dieses Kind war kein Unfall. Kristina spürte, wie die Wut in ihr aufstieg. Sie stellte sich vor, wie Peter als Brautvater im Rollstuhl vor den Altar geschoben werden müsste und wie sein Hörgerät dabei pfeifen würde. Das geschieht ihm recht, dachte sie hämisch.
    „Das ist doch ein Witz“, fluchte Kristina ungewollt laut und bemerkte erst jetzt, dass sie Frau von Dannewalds Rücken wie einen Hefeteig bearbeitete.
    „Nein, das ist kein Witz“, ächzte Frau von Dannewald und fuhr empört fort: „Sie tun mir weh.“
    Erschrocken sah Kristina die roten Flecken auf der Haut ihrer Patientin. „Oh, das tut mir leid. Aber ich musste diese furchtbare Verspannung beheben“, log sie beschämt, „und ich glaube, das ist mir gelungen.“
    „Im Moment sind die Schmerzen noch stärker als vorher“, jammerte Frau von Dannewald.
    „Das hört gleich wieder auf. Ich trage ein kühlendes Gel auf und danach fühlen Sie sich wie neugeboren.“ Damit hatte sie ihrer Patientin allerdings unfreiwillig ein Stichwort geliefert.
    „Wann soll das Baby denn kommen?“, fragte Frau von Dannewald, richtete den Oberkörper auf und musterte Kristina aufmerksam.
    Jetzt macht der Mops auch noch die Kobra, dachte Kristina und rang sich ein Lächeln ab. „Nach neun Monaten, wenn ich mich recht erinnere. Wir sind so weit fertig, aber lassen Sie sich ruhig Zeit. Wir sehen uns dann beim nächsten Mal“, erwiderte sie knapp und verließ schnell den Behandlungsraum. Der Termin mit Frau von Dannewald war endlich überstanden.
    Draußen traf Kristina auf Rita, die gerade gehen wollte.
    „Was hast du heute noch vor?“, fragte Rita.
    „Ich wollte joggen gehen, und später mache ich mir eine Gemüseterrine. Wieso?“
    Da das Botox ihre mimischen Fähigkeiten stark einschränkte, schüttelte Rita nur missbilligend den Kopf. „Joggen? Das ist nicht gut fürs Gewebe. Durch den Aufprall beim Laufen wird die Haut im Gesicht und an den Beinen nach unten gezogen. Das Ergebnis: oben Doppelkinn, unten Dellen.“
    „Vielen Dank für den Hinweis. Ich binde mir das Kinn hoch und ziehe Stützstrümpfe an“, konterte Kristina.
    „Das ist das Mindeste. Und dann diese Terrine. Besser als Kochen wäre Sex. Das macht nicht nur schlank, sondern auch gute Laune.“
    „Sehr witzig. Ich kann ja mal über einen Aushang in der Praxis nachdenken.“
    „Das wäre ein Anfang.“ Rita hängte ihre übergroße Handtasche über die Schulter.
    „Willst du etwa verreisen?“, fragte Kristina.
    „Quatsch. Die hat Sebastian mir geschenkt“, antwortete Rita voller Besitzerstolz und drehte sich spielerisch mit der Tasche.
    „Mmm …“, machte sie. „Ist die nicht ein bisschen zu groß?“
    „Du lebst wirklich hinterm Mond“,

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