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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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alleine, rauchte gemächlich meine Pfeife zu Ende und grübelte darüber nach, was um alles in der Welt mich bewogen hatte, mir ausgerechnet an solch einem Tag diesen Job aufhalsen zu lassen. Aufseufzend scheuchte ich schließlich Krümel in den Wagen zurück und machte mich widerwillig auf die Weiterfahrt.
      Schwärzels Sekretärin ließ mich wie üblich erst ein paar Bundestagsdrucksachen durchlesen, damit mir klar wurde, wie beschäftigt und bedeutend ihr Herr und Meiler war. Dann führte sie mich ins Allerheiligste.
      Schwärzel stand von seinem Schreibtischstuhl auf und kam mir entgegen - klein, drahtig, mit einem Schnäuzer, der zu dünn war, um wirklich martialisch zu wirken, übertrieben herzlich schüttelte er mir die Hand. »Na, Baumeister, was führt die linke Kampfpresse so Schilde?« Dann lachte er jovial, damit ich merkte, daß es ein Scherz sein sollte, wippte auf den Zehenspitzen und sagte: »Spaß beiseite. Was führt Sie zu mir an so einem schönen Tag?«
      »Nun, Herr Abgeordneter«, sagte ich vorsichtig - er war der einzige Abgeordnete, den ich so anredete, und es ging ihm runter wie Honig - »ich habe da so etwas läuten hören über neue Verteidigungsinitiativen aus der Ecke Ravenstein, und ehe ich darüber etwas mache, hätte ich doch gerne Ihre Expertenmeinung gehört.«
      Sofort war er hellwach. War ich zu plump, zu direkt gewesen? Er sah mich fast lauernd an, ging dann wieder hinter seinen riesigen Schreibtisch zurück und setzte sich. »Bitte, nehmen Sie doch Platz. Sehen Sie, Baumeister, dieser Ravenstein mag ja seine Meriten haben, aber wenn der da mit angeblich völlig neuen Defensivkonzepten kommt, muß ich sagen, dann hinkt er uns weit hinterher. Es ist zum Beispiel viel zu wenig bekannt, daß wir mit unseren Freunden vom Initiativkreis Landesverteidigung lange vor den Friedensforschungsinstituten die Konzeption entwickelt haben, daß der Feind wissen muß, bei uns kommt er nicht durch.«
      »Was heißt das konkret?«
      »Das heißt, daß wir - ich nenne da besonders die Herren Dettmer vom Vorstand, General a. D. Paulsen, unseren Förderer Tutting und meine Wenigkeit natürlich - ein Konzept durchgesetzt haben, dessen Einzelheiten ich Ihnen natürlich nicht verraten kann, das aber garantiert, daß durch unser Deutschland kein Feind mit heiler Haut durchkommt.«
      »Welcher Feind? Doch wohl nicht aus dem heutigen Osteuropa, wo es endlich anfängt, demokratisch zuzugehen, Und wie soll das gehen? Das-kann dann doch nur auf verbrannte Erde rauslaufen, Deutschland als riesige Panzersperre. Wo bleibt da die Zivilbevölkerung?« Ich hatte Schwierigkeiten, mich zusammenzunehmen: Da stellte sich dieser Wichtigtuer mit seinem ominösen Initiativkreis doch tatsächlich hin und tat so, als sei er der erste große Pazifist!
      »Herr Baumeister, Sie irren sich, aber ich kann Ihnen wirklich keine Einzelheiten nennen. Aber wenn Sie mich zitieren wollen, können Sie gerne schreiben, daß wir den General Ravenstein als Soldaten durchaus schätzen, ihn politisch aber leider als Phantasten sehen müssen. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich habe wirklich noch sehr viel zu tun.«
      Merklich kühler als bei der Begrüßung gab er mir die Hand, und ich ging hinaus. Scheißkrieger! Aber ich hatte tatsächlich etwas erfahren: es gab ein Verteidigungskonzept, von dem die Öffentlichkeit praktisch nichts wußte, und der General schien wirklich eine große Sache vorzuhaben, das hatte ich an Schwärzels Reaktion gemerkt.
      Nachdenklich reihte ich mich wieder in den Verkehr ein. Wen hatte Schwärzel erwähnt? Dettmer und Paulsen natürlich, die zwei Falken. Und war dieser Tutting? Was zum Teufel ist ein Förderer? »Krümel, soll ich zum General fahren oder nicht?« Sie war mir keine große Hilfe, sie döste einfach auf der Rückbank in der Sonne.
      Es gibt Tage,, an denen man nicht arbeiten soll, und dies war eigentlich so ein Tag. Gewiß, im Grunde mußte ich mein Brennholz aus dem Wald abfahren, die Akelei mußte umgepflanzt werden, um den alten Apfelbaum Sollte ich mich kümmern; Aber am liebsten hätte ich den Tag vertrödelt, der Mensch muß sich von Zeit zu Zeit belohnen.
      Ich fuhr so schnell es ging durch die Hektik des unteren Ahrtals und erreichte dann erneut die Pfade, die ich mag; ich hockte mich wieder an den Fluß und starrte in das golden zitternde Wasser. »Fang dir eine Forelle,« riet ich meiner Katze und legte mich auf den Rücken. Ich hatte mich immer

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