Der Genesis-Plan SIGMA Force
konnte.
Lisa taumelte zurück. Der Bann war gebrochen.
Die Klinge aus japanischem Stahl drehte sich um die eigene Achse und prallte mit einem reinen Glockenton auf dem Boden auf. Dann brach die Frau neben ihrer Waffe zusammen.
Lisa wich zurück, ungläubig, benommen, völlig gefühllos.
Abermals klirrte Glas.
Die Geräusche, die sie hörte, klangen dumpf, als befände sie sich unter Wasser.
»Sind Sie verletzt? Lisa …«
Sie schaute hoch. An der anderen Seite der Bibliothek. Das einzige Fenster. Zuvor war es bereift und beschlagen gewesen. Jetzt war die Scheibe geborsten. Ein Kopf tauchte in der Öffnung auf, umrahmt von spitzen Scherben.
Painter.
Hinter ihm tobte der Sturm und wirbelte Schnee und Schmelzwasser umher. Etwas Großes, Schweres, Dunkles senkte sich herab. Ein Helikopter. Aus der offenen Luke baumelte ein Seil mit Gurt.
Lisa sank zitternd auf die Knie.
»Ich bin gleich bei Ihnen«, versprach er.
Fünf Minuten später beugte Painter sich über die Tote. Das also war Klaus’ Komplizin. Anna kniete am Boden und durchsuchte die Frau. Lisa hatte am Kamin in einem Sessel Platz genommen. Den Pullover hatte sie ausgezogen und die Bluse aufgeknöpft. Man sah ihren BH und darunter den blutigen Schnitt. Mit Gunthers Hilfe hatte Lisa die etwa drei Zentimeter lange Wunde bereits gesäubert und legte nun einen Verband an. Sie hatte Glück gehabt. Die BH -Stäbchen hatten ein tieferes Eindringen der Klinge verhindert und ihr das Leben gerettet. Da sollte noch mal einer was gegen Stütz- BH s sagen.
»Keine Papiere, kein Ausweis«, sagte Anna. Sie blickte Painter an. »Wir hätten sie lebend gebraucht.«
Er konnte keine Entschuldigung geltend machen. »Ich habe auf die Schulter gezielt.«
Frustriert schüttelte er den Kopf. Beim Abseilen vom Helikopter hatte er einen heftigen Schwindelanfall erlitten. Doch es war auf jede Sekunde angekommen. Zu Fuß hätten sie es von der anderen Seite der Burg niemals rechtzeitig bis hierher geschafft. Der Helikopter war ihre einzige Chance gewesen. Deshalb waren sie über den Berghang geflogen, und Painter hatte sich abgeseilt.
Anna war keine gute Schützin, und Gunther hatte den Helikopter geflogen.
Somit war nur noch Painter übrig geblieben.
Trotz des Schwindels und der Sehstörungen war er zum Fenster gekrochen und hatte so gut es ging durch die Scheibe gezielt. Als die Frau mit gezücktem Schwert auf Lisa zugerannt war, hatte er handeln müssen.
Und da hatte er eben abgedrückt.
Selbst wenn sie jetzt womöglich alles verloren hatten und vielleicht niemals erfahren würden, wer hinter den Saboteuren stand, so bedauerte Painter seine Entscheidung nicht. Er hatte die Angst in Lisas Gesicht gesehen. Und da hatte er, Schwindel hin oder her, eben abgedrückt. Noch immer hämmerte der Kopfschmerz in seinem Schädel.
Und wenn er nun Lisa getroffen hätte …? Wie lange würde es dauern, bis er zum Sicherheitsrisiko würde? Diesen Gedanken schob er beiseite.
Händeringen hält einen nur davon ab, die Ärmel aufzukrempeln.
»Hat sie irgendwelche besonderen Merkmale?«, meldete er sich wieder zu Wort.
»Nur das hier.« Anna drehte die Hand um, sodass man den Handrücken sah. »Haben Sie das schon mal gesehen?«
Ein schwarzes Tattoo verunstaltete die makellos weiße Haut. Vier verwobene Schlaufen.
»Könnte ein keltisches Symbol sein, aber ich weiß nicht, was es bedeutet.«
»Mir sagt das auch nichts.« Anna ließ die Hand der Toten herabfallen.
Painter war noch etwas anderes aufgefallen. Er beugte sich weiter vor und drehte die noch warme Hand erneut um. Am kleinen Finger fehlte der Nagel, das Nagelbett war vernarbt. Eine kleine Blessur, aber eine bedeutsame.
Anna rieb mit dem Daumen über das Nagelbett. »Trocken …« Nachdenklich legte sie die Stirn in Falten. Ihre Blicke trafen sich.
»Denken Sie das Gleiche wie ich?«, sagte er.
Anna sah aufs Gesicht der Toten nieder. »Ich müsste erst die Netzhaut untersuchen und nachsehen, ob am Sehnerv Blutflecken vorhanden sind.«
Mehr brauchte Painter nicht zu wissen. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, mit welch übermenschlicher Schnelligkeit sich die Frau durch den Raum bewegt hatte. »Sie war eine Sonnenkönigin.«
Lisa und Gunther gesellten sich zu ihnen.
»Aber keine von uns«, erwiderte Anna. »Dafür war sie viel zu jung. Und zu perfekt. Ihre Erschaffer haben die modernsten Techniken eingesetzt, die wir im Laufe der vergangenen Jahrzehnte bei In-vitro-Versuchen vervollkommnet haben. Sie haben die
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