Der Genesis-Plan SIGMA Force
ihren blauen Augen verbargen sich eiskalte Berechnung und ein scharfer Verstand.
Sie fixierte Lisa ausdruckslos.
Eine unheimliche Wirkung ging von ihr aus.
»Dann zeigen Sie mir den Weg«, sagte sie und steckte die Pistole in das Halfter. Das Katana behielt sie in der Hand.
Andersherum wäre es Lisa lieber gewesen.
Lisa sollte vorgehen. Sie schlug einen Bogen um die Fremde und näherte sich der Tür. Vielleicht könnte sie ja unterwegs in den Gängen flüchten. Das wäre ihre einzige Chance. Sie musste den passenden Moment abwarten, wenn die Frau abgelenkt war oder zögerte, und dann die Beine in die Hand nehmen.
Ein Luftzug und das Flackern der Flammen im Kamin waren die einzige Warnung.
Lisa drehte sich um – die Frau stand bereits hinter ihr, nur einen Schritt entfernt. Lautlos und unglaublich schnell war sie herangeglitten. Ihre Blicke trafen sich. In dem Moment, bevor das Schwert sich senkte, begriff Lisa, dass die Frau ihr keinen Moment geglaubt hatte.
Sie hatte lediglich gewartet, bis Lisa abgelenkt war.
Das würde ihr letzter Fehler sein.
Alles um sie herum erstarrte, gefangen im Aufblitzen kostbaren japanischen Silbers, das ihrer Brust entgegenzuckte.
09:30
Wewelsburg, Deutschland
Gray fuhr auf den Parkplatz und hielt neben einem blauen Touristenbus. Hinter dem massigen Bus war der BWM von der Straße aus nicht zu sehen. Unmittelbar vor ihnen lag der Torbogen zum Burghof.
»Bleiben Sie im Wagen«, sagte Gray und wandte sich halb um. »Damit sind Sie gemeint, junge Dame.«
Fiona machte eine obszöne Geste, blieb aber angeschnallt.
»Monk, setz du dich hinters Steuer. Lass den Motor laufen.«
»Ist gut.«
Ryan machte große Augen. » Was ist denn los? «
»Nichts ist los «, entgegnete Monk. »Aber behalten Sie für alle Fälle den Kopf unten.«
Gray öffnete die Tür. Eine Regenböe peitschte ihm entgegen, was sich anhörte, als schlüge in den Bus eine Maschinengewehrsalve ein. In der Ferne grollte Donner.
»Ryan, dürfte ich mir mal Ihren Regenschirm ausborgen?«
Der junge Mann reichte ihm den Schirm.
Gray stieg aus. Er öffnete den Regenschirm, rannte um den Bus herum und postierte sich an der Hecktür, wo er vor dem Regen einigermaßen geschützt war. Er hoffte, dass man ihn für einen Angestellten des Busunternehmens halten würde. Im Schutze des Regenschirms musterte er die Straße.
In der Düsternis tauchten Scheinwerfer auf. Der Wagen bog gerade um die letzte Kurve.
Im nächsten Moment tauchte der Mercedes-Zweisitzer auf. Ohne abzubremsen fuhr er am Parkplatz vorbei. Gray beobachtete, wie die Hecklichter im Regen verschwanden und sich dem kleinen Dorf Wewelsburg näherten, das sich an die Flanke der Burg schmiegte. Dann verschwand der Wagen hinter einer Kurve.
Gray wartete volle fünf Minuten, dann erst ging er wieder um den Bus herum und bedeutete Monk, die Luft sei rein. Monk schaltete die Zündung aus. Da der Mercedes nicht kehrtgemacht hatte, forderte Gray die anderen zum Aussteigen auf.
»Paranoia?«, meinte Fiona, als sie an ihm vorbei zum Torbogen ging.
»Wenn jemand hinter Ihnen her ist, kann man wohl kaum von Paranoia sprechen!«, rief Monk ihr nach. Dann wandte er sich an Gray. »Glaubst du, sie haben es wirklich auf uns abgesehen?«
Gray blickte in den Regen hinaus. Er mochte keine Zufälle, durfte sich von dem flauen Gefühl im Bauch aber auch nicht lähmen lassen. »Bleib bei Fiona und Ryan. Wir bitten den Museumsleiter, uns eine Kopie von Hugos Brief an seine Tochter zu geben, dann machen wir, dass wir verschwinden.«
Monk musterte den vor ihnen aufragenden Turm. Der Regen strömte über die grauen Steine und ergoss sich aus grünen Regenrinnen. Im Erdgeschoss waren nur wenige Fenster erhellt. Das wuchtige Bauwerk wirkte düster und bedrückend.
»Damit das klar ist«, grummelte er. »Sobald ich auch nur eine Scheißfledermaus sehe, bin ich hier weg.«
13:31
Himalaya
Lisa sah, wie das Schwert sich ihrer Brust näherte. Der Zeitablauf verlangsamte sich, als würde sie sterben.
Auf einmal klirrte Glas … gefolgt von einem leisen Knall, der unendlich weit entfernt schien. Der Kopf der Fremden wurde zurückgeschleudert, Blut und Knochenmasse sprudelten aus ihrem Hals.
Trotzdem vollendete sie den tödlichen Hieb.
Die Schwertklinge traf Lisas Brust, durchdrang die Haut und traf aufs Brustbein. Doch es lag keine Kraft mehr dahinter. Das Heft des Katanas entglitt den schlaffen Fingern. Die Spitze senkte sich, bevor sie weiteren Schaden anrichten
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