Der Genesis-Plan SIGMA Force
Trinkbecher.
»Können Sie den Becher halten?«, fragte Paula.
Khamisi nickte. Allmählich fühlte er sich etwas kräftiger. Er nahm den Becher entgegen und trank vom lauwarmen Wasser, das ihm die verklebte Zunge löste und sein Gedächtnis wieder in Schwung brachte. Der alte Mann, der ihm den Becher gereicht hatte, war bei ihm zu Hause gewesen.
Sein Herzschlag beschleunigte sich. Er fasste sich mit der Linken an den Hals und zog den Infusionsschlauch dabei mit. Auf einmal erinnerte er sich wieder. An den Biss. An die schwarze Mamba. An das Attentat mit der Schlange.
»Was ist passiert?«
Der Alte berichtete. Jetzt erinnerte Khamisi sich wieder, dass dieser Mann vor fünf Monaten als Erster behauptet hatte, er habe im Reservat einen Ukufa gesehen. Damals hatte nicht einmal Khamisi ihm geglaubt.
»Ich habe gehört, was der Missus zugestoßen ist«, sagte der Mann. Er nickte Paula mitfühlend zu. »Und ich habe gehört, was du gesehen hast. Viel Gerede. Ich gehe zu dir, um mit dir zu sprechen. Du aber bist nicht da. Also warte ich. Als andere Leute kommen, versteck ich mich. Hacken eine Schlange entzwei. Mamba. Böse Magie. Ich halt mich versteckt.«
Khamisi schloss die Augen. Als er nach Hause gekommen war, hatte ihn ein Giftpfeil getroffen. Dann hatte man ihn für tot gehalten und liegen gelassen. Dass der Alte im Haus versteckt gewesen war, hatten die Attentäter nicht gewusst.
»Ich komm aus meinem Versteck«, fuhr der Alte fort. »Ich rufe Hilfe. Heimlich bringen wir dich weg.«
Paula Kane schloss den Bericht ab. »Wir haben Sie hierhergebracht«, sagte sie. »Das Gift hätte Sie um ein Haar getötet, aber die Medizin – die moderne und die alte – hat Ihnen das Leben gerettet. Es war ganz schön knapp.«
Khamisis Blick wanderte vom Infusionsbeutel zum Schamanen.
»Danke.«
»Sind Sie kräftig genug, um zu gehen?«, fragte Paula. »Sie sollten sich bewegen. Das Gift setzt dem Kreislauf mächtig zu.«
Mithilfe des Schamanen richtete Khamisi sich auf und schlug schamhaft die Decke um die schweißfeuchte Hüfte. Der Mann geleitete ihn zum Eingang. Bei den ersten Schritten fühlte er sich noch so schwach wie ein Säugling, doch dann ging es immer besser.
Der Vorhang vor dem Eingang wurde zurückgeschlagen.
Der Sonnenschein und die Hitze trafen ihn mit voller Wucht.
Er schätzte, dass es auf den Abend zuging. Die Sonne näherte sich bereits dem Horizont.
Er legte die Hand schützend vor die Augen und trat hinaus.
Er erkannte das kleine Zuludorf wieder. Es lag am Rand des Hluhluwe-Umfolozi-Reservats. Von hier aus war es gar nicht weit bis zu der Stelle, wo sie das tote Nashorn gefunden hatten und wo Dr. Fairfield angegriffen worden war.
Khamisi blickte Paula Kane an. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Ihr Gesicht wirkte müde.
»Es war der oberste Wildhüter«, sagte Khamisi. Daran hatte er nicht den geringsten Zweifel. »Er wollte mich zum Schweigen bringen.«
»Damit niemand erfährt, wie Marcia zu Tode gekommen ist und was Sie gesehen haben.«
Er nickte.
»Aber was …?«
Der Rest des Satzes ging im Lärm eines Helikopters im Tiefflug unter. Der Luftschwall der Rotoren peitschte Büsche und Bäume. Die Vorhänge vor den Hütteneingängen flatterten, als wollten sie den Störenfried verscheuchen.
Die schwere Maschine entfernte sich dicht über der Savanne.
Khamisi sah ihr nach. Das war kein Touristenausflug.
Paula setzte ein Fernglas an die Augen. Der Helikopter flog noch ein Stück weiter, dann setzte er zur Landung an. Khamisi trat neugierig einen Schritt vor.
Paula reichte ihm das Fernglas. »Den ganzen Tag geht das schon so.«
Khamisi hob das Fernglas an die Augen. Die Ferne rückte heran. Der zweirotorige Hubschrauber setzte hinter dem drei Meter hohen schwarzen Zaun auf, der die Privatbesitzung der Waalenbergs umgab, und verschwand außer Sicht.
»Irgendetwas hat sie aufgeschreckt«, sagte Paula.
Khamisi sträubten sich die Nackenhaare.
Er schwenkte das Fernglas zur Seite und betrachtete den Zaun. Das alte, selten benutzte Tor war geschlossen. In silbernem Filigran war darauf das Wappen der Waalenbergs abgebildet, Krone und Kreuz.
Drei
11
Der Dämon in der Maschine
00:33
Im Luftraum über dem Indischen Ozean
»Captain Bryant und ich werden hier in Washington versuchen, so viel wie möglich über die Waalenbergs herauszubekommen«, sagte Logan Gregory über Satellitentelefon.
Painter trug ein Headset. Er brauchte die Hände, um den Papierberg zu sichten,
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