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Der Genesis-Plan SIGMA Force

Der Genesis-Plan SIGMA Force

Titel: Der Genesis-Plan SIGMA Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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gewaltigen Größe hatte das Tier nichts Übernatürliches oder Mythisches an sich.
    Dass er ein Wesen aus Fleisch und Blut vor sich hatte, stärkte Khamisis Zuversicht.
    Er rannte zu dem Baum hinüber, auf den der Junge geklettert war, und löste ein aufgerolltes Seil vom Rucksack.
    Als er sich über die Drahtseilabspannung des Hochwegs beugte, sah er den Jungen. Er stieß einen scharfen Pfiff aus, der einen Vogelruf imitierte. Der Junge hatte nach unten geblickt. Der Pfiff aus der Höhe ließ ihn zusammenschrecken. Als er den Blick hob, sah er Khamisi.
    »Ich hole dich hier raus!«, rief Khamisi leise auf Englisch, in der Hoffnung, der Junge würde ihn verstehen.
    Der Pfiff aber hatte noch jemanden aufmerksam gemacht.
    Der Ukufa äugte zur Brücke hoch. Mit seinen roten Augen fixierte er Khamisi. Die Lider sanken herab. Er bleckte die Zähne. Sein Blick wirkte irgendwie berechnend.
    War das der Ukufa, der Marcia auf dem Gewissen hatte?
    Khamisi hätte am liebsten beide Läufe auf dieses grinsende Gesicht abgefeuert, doch der Knall der großkalibrigen Flinte hätte seinen Aufenthaltsort verraten. Inzwischen herrschte bestimmt höchste Alarmstufe. Stattdessen legte er die Flinte vor seinen Füßen ab, denn er brauchte volle Bewegungsfreiheit.
    »He, Junge!«, sagte Khamisi. »Ich werfe dir jetzt ein Seil zu. Binde dir eine Schlinge um die Hüfte.« Er gestikulierte. »Dann ziehe ich dich hoch.«
    Der Junge nickte mit angstgeweiteten Augen. Sein Gesicht wirkte verquollen, denn er hatte geweint.
    Khamisi beugte sich über den Rand, schwang das Seil hin und her und warf es dem Jungen zu. Es entfaltete sich im Flug, verfehlte den Jungen jedoch und blieb in den Ästen hängen.
    »Du musst ein Stück hochklettern!«
    Das brauchte er nicht zweimal sagen. Jetzt, da die Rettung in Sicht war, machte sich der Junge mit größerer Entschlossenheit als zuvor ans Werk. Mühsam zog er sich auf den nächsthöheren Ast hinauf. Er legte sich das Seil um die Hüfte und schüttelte es aus dem Geäst frei. Dabei stellte er sich gar nicht ungeschickt an.
    Khamisi holte das schlaffe Seil ein und befestigte das Ende an einem der stählernen Stützpfosten des Hochwegs. »Ich ziehe dich jetzt hoch! Du wirst ein Stück zur Seite pendeln.«
    »Machen Sie schnell!«, rief der Junge aufgeregt und zu laut.
    Khamisi schwenkte herum und sah, dass der Ukufa auf den Jungen aufmerksam geworden war. Die Bewegung fesselte das Tier wie die Maus die Katze. Es grub die Klauen in den Stamm und kletterte daran hoch.
    Khamisi begann unverzüglich das Seil einzuholen. Nach kurzer Zeit spürte er das Gewicht des Jungen. Er beugte sich vor. Der Junge schwang hin und her wie ein Pendel.
    Der Ukufa folgte der Bewegung mit den Augen, ohne mit Klettern innezuhalten. Khamisi ahnte seine Absicht. Er wollte springen und sich den am Seil hängenden Jungen schnappen.
    Khamisi holte das Seil schneller ein. Der Junge schwang noch immer hin und her.
    » Wie zijn u? «, rief plötzlich jemand hinter ihm.
    Vor Schreck hätte er das Seil um ein Haar losgelassen. Er blickte sich über die Schulter um.
    Auf dem Hochweg stand eine groß gewachsene, schlanke Frau, schwarz gekleidet und mit wildem Blick. Das blonde Haar hatte sie kurz geschoren. Eines der älteren Waalenbergkinder. Offenbar hatte sie ihn durch Zufall entdeckt. In der Hand hielt sie ein Messer. Khamisi wagte nicht, das Seil loszulassen.
    Gar nicht gut.
    Der Junge stieß einen Schrei aus.
    Khamisi und die Frau sahen nach unten.
    Der Ukufa hatte inzwischen die Höhe des Jungen erreicht und war kurz davor zu springen. Das Gelächter der Frau mischte sich mit dem Bellen der Riesenhyäne. Die Holzbohlen knackten, als sie mit dem Messer in der Hand hinter Khamisi trat.
    Die Situation war ausweglos.
    06:38
    Gray kniete an der Kreuzung nieder. Der Hochweg gabelte sich hier dreifach. Über den linken Weg gelangte man zum Herrenhaus zurück. Der mittlere Weg führte am Waldrand entlang und bot Ausblick auf den Park. Der rechte Weg mündete geradewegs im Dschungel.
    Wohin sollte er sich wenden?
    Aus der Hocke heraus musterte Gray die Schatten und verglich sie mit dem Videobild, das er zuvor auf dem Monitor gesehen hatte. Länge und Ausrichtung der Schatten ließen Rückschlüsse auf die Position der aufgehenden Sonne in Relation zur Position des Käfigs zu, in dem Fiona gefangen gehalten wurde. Die abzusuchende Fläche aber war trotzdem immens groß.
    Leises Fußgetrappel war zu hören, und der Weg erzitterte leicht.
    Eine

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