Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Genesis-Plan SIGMA Force

Der Genesis-Plan SIGMA Force

Titel: Der Genesis-Plan SIGMA Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
Vor ihm lag eine kleine Lichtung. Ein umgestürzter Baum hatte eine Schneise in den Urwald gepflügt. Durch das Loch im Blätterdach drang ein Strahl Morgensonne bis zum Waldboden. Der umliegende Dschungel wirkte dadurch noch düsterer.
    An der anderen Seite der Lichtung fiel ihm eine Bewegung ins Auge. Ein junger Mann – eigentlich noch ein Jüngling – war ein Stück weit einen Baum hochgeklettert und versuchte, den nächsten Ast zu erreichen, schaffte es jedoch nicht, sich mit der rechten Hand festzuhalten. Sein Ärmel war blutig.
    Auf einmal sank der Junge auf die Knie nieder, schlang die Arme um den Stamm und machte sich ganz klein.
    Plötzlich wurde der Verursacher seiner Angst sichtbar.
    Khamisi erstarrte, als das Wesen auf die Lichtung trat. Trotz seiner leisen Fortbewegungsweise war es gewaltig. Es war größer als ein ausgewachsener Löwe, doch es war keine Raubkatze. Das zottige Fell war albinoweiß, die Augen funkelten rot. Der Rücken senkte sich von den stämmigen, hohen Schultern zum tief angesetzten Hinterteil hinab. Auf dem muskulösen Hals saß ein großer Kopf mit breiten Fledermausohren. Die Ohren schwenkten umher, dann richteten sie sich zu dem Baum hin aus, hinter dem sich der Junge versteckt hatte.
    Das Wesen reckte den Kopf und schnüffelte, vom Blutgeruch angezogen.
    Die Lefzen wichen von den Reißzähnen zurück.
    Das Monstrum stieß einen neuerlichen Schrei aus, der in eine Art Bellen mündete.
    Dann begann es zu klettern.
    Khamisi wusste, was er da vor sich hatte.
    Einen Ukufa.
    Den Tod.
    Trotz seiner monströsen Erscheinung aber kannte Khamisi seinen wahren Namen.
    06:30
    »Crocuta crocuta«, sagte Baldric Waalenberg, während er sich dem LCD -Monitor zuwandte. Er hatte bemerkt, dass Gray das Wesen beobachtete, das die Videoübertragung aus Fionas Käfig überlagerte.
    Gray musterte aufmerksam das bärenartige Tier, das knurrend in die Kamera schaute, mit weit offenem Maul, in dem man das rosige Zahnfleisch und die gelblichen Reißzähne sah. Es wog bestimmt dreihundert Pfund und bewachte die aufgeblähten Überbleibsel einer Antilope.
    »Die gefleckte Hyäne«, fuhr Baldric fort. »Diese Spezies ist der zweitgrößte Fleischfresser Afrikas und vermag ganz allein ein ausgewachsenes Gnu zu Fall zu bringen.«
    Gray runzelte die Stirn. Das Tier auf dem Monitor war keine gewöhnliche Hyäne, sondern mindestens viermal so groß wie normal. Und dann das helle Fell. Gigantismus und Albinismus. Eine mutierte Monstrosität.
    »Was haben Sie damit angestellt?«, fragte er, unfähig, seinen Abscheu zu verbergen. Außerdem wollte er den Mann zum Reden bringen und Zeit schinden. Er wechselte einen Blick mit Monk, dann sah er wieder den alten Mann an.
    »Wir haben das Tier verbessert und es kräftiger gemacht.« Baldric sah seinen Enkel an. Isaak beobachtete leidenschaftslos das Schauspiel auf dem Monitor. »Nicht wahr, Isaak?«
    »Ja, grootvader .«
    »Der Vorfahr der heutigen Hyäne ist auf prähistorischen Höhlenmalereien in Europa abgebildet. Die Riesenhyäne. Wir haben Crocuta in alter Pracht wiederauferstehen lassen«, sagte Baldric mit der gleichen wissenschaftlichen Nüchternheit wie eben, als er von der Züchtung der schwarzen Orchidee gesprochen hatte. »Wir haben sogar ihre Intelligenz gesteigert, indem wir menschliche Stammzellen in den zerebralen Cortex eingebracht haben. Mit faszinierenden Ergebnissen.«
    Gray hatte von ähnlichen Experimenten mit Mäusen gelesen. An der Stanford University hatten Wissenschaftler Mäuse gezüchtet, deren Gehirn zu einem Prozent menschlich war. Was zum Teufel ging hier vor?
    Baldric trat vor die Tafel mit den fünf Runenzeichen und tippte mit dem Stock darauf. »Wir haben mehrere Cray XT 3 Superrechner auf Hugos Code angesetzt. Sobald wir den entschlüsselt haben, können wir unsere Ergebnisse auf den Menschen übertragen. Wir werden den nächsten Evolutionsschritt einleiten. Von Afrika aus wird die Menschheit in neuem Glanz auferstehen. Dann ist endlich Schluss mit der Rassenvermischung, und an ihre Stelle wird Rassenreinheit treten. Die wartet nämlich nur darauf, aus unseren verdorbenen Genen freigesetzt zu werden.«
    Gray hörte das Echo der Rassenideologie der Nazis aus seinen Worten heraus. Der Mythos des Übermenschen. Der alte Mann war wahnsinnig. Das war die einzige Erklärung. Sein Blick aber war vollkommen klar. Und das Bild auf dem Monitor war der Beweis, dass er seinem Ziel bereits einen gewaltigen Schritt näher gekommen war.
    Isaak gab

Weitere Kostenlose Bücher