Der Genesis-Plan SIGMA Force
etwas ein, worauf die mutierte Hyäne vom Bildschirm verschwand. Die Albinohyäne. Isaak und seine Schwester. Die weißblonden Attentäter. Ausnahmslos Waalenbergs Kinder. Baldric hatte nicht nur mit Orchideen und Hyänen herumexperimentiert.
»Nun aber wollen wir uns Painter Crowe zuwenden«, sagte der alte Mann. Er deutete auf den Bildschirm. »Jetzt wissen Sie, was das junge meisje im Käfig erwartet, wenn Sie unsere Fragen nicht wahrheitsgemäß beantworten. Keine Spielchen mehr.«
Gray musterte den Bildschirm. Er durfte nicht zulassen, dass Fiona etwas zustieß. Notfalls musste er eben Zeit schinden. Das Mädchen war nur deshalb in die Sache hineingezogen worden, weil er bei den Ermittlungen in Kopenhagen ungeschickt vorgegangen war. Er war für sie verantwortlich. Außerdem mochte er Fiona und respektierte sie, auch wenn sie bisweilen schon recht lästig sein konnte. Gray wusste, was er zu tun hatte.
Er wandte sich Baldric zu. »Was wollen Sie wissen?«
»Painter Crowe hat sich anders als Sie als nicht zu unterschätzender Gegner erwiesen. Nachdem wir ihm einen Hinterhalt gelegt hatten, ist er spurlos verschwunden. Sie werden uns helfen, ihn ausfindig zu machen.«
»Und wie?«
»Indem Sie Kontakt mit der Sigma-Zentrale aufnehmen. Wir verfügen über eine abhörsichere, verschlüsselte Telefonleitung. Sie werden die Funkstille beenden und herausfinden, was Sigma über das Projekt Schwarze Sonne weiß und wo Painter Crowe sich versteckt hält. Beim kleinsten Anzeichen von Verrat …« Er nickte zum Monitor hinüber.
Jetzt verstand Gray die Absicht hinter dieser eindringlichen Lektion. Diese Leute hatten ihm die letzte Hoffnung nehmen wollen, sie hinters Licht führen zu können. Fiona retten oder Sigma verraten, war das die Alternative?
Seine Entscheidung wurde durch das Erscheinen der Wachposten aufgeschoben, die eine weitere Forderung von ihm erfüllt hatten.
»Meine Hand!«, rief Monk, als er die Prothese bemerkte, die einer der Männer dabeihatte. Er zerrte an den Fesseln, mit denen man ihm die Arme auf den Rücken gebunden hatte.
Baldric bedeutete dem Mann, näher zu treten. »Geben Sie Isaak die Prothese.«
Isaak fragte auf Niederländisch: »Wurden im Labor alle versteckten Waffen entfernt?«
Der Mann nickte. »Ja, Sir. Alles in Ordnung.«
Trotzdem untersuchte Isaak die Handprothese. Das Teil war eine technische Meisterleistung der DARPA und verfügte über eine periphere Nervensteuerung, die mit den Titaniumkontakten im Armstumpf verbunden war. Außerdem war es mit einer hochwertigen Mechanik und hochmodernen Elektromotoren ausgestattet, die präzise Bewegungen ermöglichten und sensorische Signale übermittelten.
Monk warf Gray einen Blick zu.
Gray bemerkte, dass Monk mit den Fingern der linken Hand einen Code in die Kontaktpunkte des rechten Armstumpfs tippte.
Gray nickte und kam einen Schritt näher auf Monk zu.
Das war eines der Spezialfeatures der elektronischen Prothese.
Sie verfügte über eine drahtlose Steuerung.
Ein Funksignal wurde an die Prothese übermittelt.
Die Prothese in Isaaks Hand begann sich zu bewegen.
Die Finger ballten sich zur Faust.
Mit Ausnahme des Mittelfingers.
»Zur Hölle mit euch«, murmelte Monk.
Gray packte Monk beim Ellbogen und zerrte ihn zur Flügeltür, die ins Herrenhaus führte.
Die Explosion war nicht besonders stark, aber die Blendgranate explodierte mit einem lauten Knall. Die Ladung war in die Plastikhülle der Hand eingearbeitet und nicht zu detektieren gewesen. Trotz der geringen Explosivkraft hatte sie eine große Wirkung. Die geblendeten Wachposten schrien laut. Gray und Monk krachten durch die Flügeltür, rannten den Gang entlang, bogen um die erstbeste Ecke und polterten über den polierten Hartholzboden.
Alarmglocken schrillten.
Sie mussten einen Fluchtweg finden, und zwar pronto.
Gray bemerkte eine breite Treppe, die nach oben führte. Er lenkte Monk darauf zu.
»Wohin geht’s eigentlich?«, fragte Monk.
»Nach oben, oben, oben …«, antwortete Gray im Laufen, während er jeweils zwei Stufen auf einmal nahm. Die Sicherheitskräfte würden annehmen, dass sie durch die erstbeste Tür oder ein Fenster nach draußen flüchteten. In seinem Kopf rotierte eine dreidimensionale Schemazeichnung des Herrenhauses. Auf dem Herweg hatte er sich das Gebäude sorgfältig eingeprägt. Er konzentrierte sich im Vertrauen auf sein räumliches Orientierungsvermögen.
»Hier geht’s lang.« Er zerrte Monk von einem Treppenabsatz in einen
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