Der Genesis-Plan SIGMA Force
Hund zuletzt gesehen hatte, war er von der Druckwelle gegen die Wand geschleudert worden und hatte das Bewusstsein verloren.
Fiona umarmte das nasse Vieh.
Der Hund musste unter einem Sprinkler gelandet sein.
Sie hob den Kopf des Bernhardiners an und sah ihm aus nächster Nähe in die Augen. »Braver Hund.«
Gray konnte ihr da nur beipflichten. Schließlich hatte er Bertal sein Leben zu verdanken. »Dafür schulde ich dir so viel Kaffee, wie du schlabbern kannst, Kumpel«, brummte Gray.
Bertal zitterte am ganzen Leib. Erst sank er auf die Hinterbeine nieder, dann legte er sich flach auf den Boden. Die Wirkung des Adrenalins ließ offenbar nach.
Von links drang aufgeregter Stimmenlärm heran. Ein Wasserstrahl schwenkte in den Hof. Die Feuerwehrleute waren im Begriff, zur Rückseite des Ladens vorzudringen.
Gray musste machen, dass er hier wegkam.
»Ich muss los.«
Fiona richtete sich auf. Ihr Blick wanderte zwischen Gray und dem Hund hin und her.
»Bleiben Sie bei Bertal«, sagte er und trat einen Schritt zurück. »Schaffen Sie ihn zum Tierarzt.«
Fionas Blick verhärtete sich. »Und Sie wollen einfach verschwinden …«
»Tut mir leid.« Das war eine lahme Antwort angesichts des Todes ihrer Großmutter, des abgebrannten Ladens und der knappen Flucht. Doch er wusste nicht, was er sonst sagen sollte. Für umständliche Erklärungen blieb keine Zeit.
Er wandte sich ab und ging weg.
»Ja, nur zu, verpiss dich!«, rief Fiona ihm nach.
Gray setzte über den Zaun. Ihm brannten die Wangen.
»Warten Sie!«
Er rannte die Gasse entlang. Er ließ Fiona nur ungern allein – doch er hatte keine andere Wahl. Ohne ihn war sie besser dran. Die Feuerwehr und die Polizei würden sich um sie kümmern und sie beschützen. Dort, wo Gray hinwollte, war kein Platz für eine Halbwüchsige. Trotzdem brannte ihm das Gesicht. Wenn er ehrlich war, musste er sich einen eigennützigen Beweggrund für sein Handeln eingestehen: Er war froh, die Verantwortung los zu sein.
Egal … jetzt war es passiert.
Im Laufschritt eilte er die Gasse entlang. Er steckte die Pistole hinter den Hosenbund und leerte das Magazin des Gewehrs, das er anschließend hinter einem Stapel Feuerholz versteckte. Mitnehmen konnte er es nicht, das wäre zu auffällig gewesen. Im Gehen streifte er den Pullover über. Er musste das Hotel wechseln und sich neue Papiere beschaffen. Aufgrund der Todesfälle würde man Nachforschungen anstellen. Es war an der Zeit, Dr. Sawyer sterben zu lassen.
Zunächst aber hatte er noch etwas zu erledigen.
Er zog das Handy aus der Gesäßtasche und drückte die Kurzwahltaste für das Hauptquartier von Sigma. Es dauerte nicht lange, da meldete sich Logan Gregory, der Einsatzleiter.
»Wir haben hier ein Problem«, sagte Gray.
»Was ist los?«
»Was immer hier vorgeht, es steckt mehr dahinter, als wir zunächst angenommen haben. Dabei geht man sogar über Leichen.« Gray setzte ihn kurz über die heutigen Ereignisse ins Bild. Dann herrschte einen Moment lang Stille.
Als Logan sich wieder meldete, klang seine Stimme angespannt. »Wir sollten den Einsatz so lange ruhen lassen, bis Sie Verstärkung bekommen haben.«
»Das würde zu lange dauern. Die Auktion findet in ein paar Stunden statt.«
»Ihre Tarnung ist aufgeflogen, Commander Pierce.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Die anderen Interessenten halten mich für einen amerikanischen Sammler, der zu viele Fragen stellt. Sie werden es nicht wagen, offen gegen mich vorzugehen. An der Auktion nehmen viele Leute teil, und die Sicherheitsvorkehrungen des Veranstalters sind streng. Wenn ich den Veranstaltungsort checke, finde ich vielleicht ein paar Hinweise auf die Hintermänner. Anschließend tauche ich so lange unter, bis Unterstützung eintrifft.«
Gray hätte auch gern einen Blick auf die Bibel geworfen.
»Ich halte das für unklug«, sagte Logan. »Die Risiken übersteigen den potenziellen Nutzen. Zumal wenn Sie allein vor Ort sind.«
Gray geriet allmählich in Rage. »Diese Schweine machen mir Feuer unter dem Hintern – und Sie wollen, dass ich Däumchen drehe?«
»Commander.«
Gray krampfte die Finger um das Handy. Logan hatte der Aktenstaub offenbar die Sicht vernebelt. Für eine Erkundungsmission war er der geeignete Einsatzleiter – in diesem Fall aber ging es längst nicht mehr nur ums Sammeln von Informationen. Das war eine ausgewachsene Sigma-Operation. Und in diesem Fall wollte Gray auch eine kompetente Einsatzleitung hinter sich
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