Der Genesis-Plan SIGMA Force
globalen Bedrohungen hatte Gray nach Kopenhagen geführt.
»Und da ist er selbst hingeflogen?«
»Sie kennen doch Director Crowe. Will sich unbedingt selbst die Hände schmutzig machen.« Logan seufzte zornig. »Jetzt aber ist ein Problem aufgetreten. Aufgrund eines Unwetters war der Funkkontakt tagelang gestört. Inzwischen hat sich die Wetterlage zwar gebessert, aber Director Crowe hat sich immer noch nicht gemeldet. Stattdessen gibt es Gerüchte, welche die Aussagen unseres buddhistischen Freundes bestätigen. Die Rede ist von einer Krankheit oder Seuche, von Todesfällen und möglicherweise auch Rebellenangriffen in dieser Region. Allerdings scheint sich die Lage zuzuspitzen.«
Auf einmal verstand Gray, warum Logan so angespannt geklungen hatte.
Es kommt immer gleich knüppeldick.
»Ich kann Monk zu Ihnen rüberschicken«, sagte Logan. »Er ist zusammen mit Captain Bryant auf dem Weg hierher. Monk kann in zehn Stunden vor Ort sein. Halten Sie sich in der Zwischenzeit bedeckt.«
»Aber bis dahin ist die Auktion längst vorbei!«
»Commander Pierce, Sie haben gehört, was ich gesagt habe.«
Gray ließ nicht locker. »Sir, ich habe an Ein- und Ausgängen des Auktionshauses bereits Minikameras installiert. Es ergibt keinen Sinn, auf eine Auswertung zu verzichten.«
»Na schön. Überwachen Sie die Kameras von einer sicheren Position aus. Zeichnen Sie alles auf. Aber belassen Sie’s dabei. Haben Sie mich verstanden, Commander?«
Gray schwoll der Hals, doch Logan hatte schließlich das Sagen. Und das alles nur, weil Crowe Gray einen Gefallen tat. Deshalb fehlte es ihm an schlagkräftigen Argumenten. »Gewiss, Sir.«
»Melden Sie sich wieder nach der Auktion«, sagte Logan.
»Jawohl, Sir.«
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Während Gray durch die Gassen Kopenhagens schlenderte, musterte er wachsam die Umgebung. Doch er machte sich Sorgen.
Um Painter, um Ang Gelu …
Was zum Teufel ging da in Nepal vor?
4
Geisterlichter
11:18
Himalaya
»Sind Sie sicher, dass Ang Gelu tot ist?«, fragte Painter.
Lisa Cummings nickte.
Sie hatte ihm berichtet, dass man sie wegen einer mysteriösen Krankheit, die angeblich im Kloster ausgebrochen sei, aus dem Bergsteigerlager abgeholt habe. Auch das nachfolgende Grauen hatte sie ihm geschildert: den Wahnsinn der Mönche, die Explosionen, die Attacke des Scharfschützen.
Während sie weiter in den Keller des Klosters vordrangen, ließ Painter sich das Gehörte durch den Kopf gehen. Die labyrinthischen Gänge waren zu niedrig für einen Mann seiner Größe, sodass er sich bücken musste. Trotzdem streifte er mit dem Kopf ständig an den Wacholderzweigen, die man zum Trocknen an die Decke gehängt hatte. Das wohlriechende Reisig wurde zur Herstellung der Räucherstäbchen verwendet, die im Tempel verbrannt wurden. Jetzt war der Tempel ein einziges großes Räucherstäbchen, dessen Qualm in den Mittagshimmel stieg.
Da sie unbewaffnet waren, hatten sie im Keller vor den Flammen Zuflucht gesucht. Unterwegs hatte Painter in einer Kleiderablage einen schweren Poncho und pelzgefütterte Stiefel angezogen. Jetzt sah er aus wie ein Pequotindianer, obwohl er doch eigentlich nur ein Halbblut war. Er konnte sich nicht erinnern, wo er seine eigene Kleidung und den Rucksack gelassen hatte.
Drei volle Tage waren aus seinem Gedächtnis wie ausradiert.
Außerdem hatte er fünf Kilo Gewicht verloren.
Als er den Poncho angezogen hatte, war ihm aufgefallen, wie stark er abgemagert war. Die Rippen standen hervor, auch die Schultern waren knochiger geworden. Also war er der Ansteckung durch die geheimnisvolle Krankheit offenbar nicht entgangen. Allerdings fühlte er sich bereits wieder kräftiger.
Und das war gut so, denn irgendwo lauerte ein Heckenschütze.
Während sie durch die Gänge eilten, war hin und wieder ein Feuerstoß zu vernehmen. Ein Heckenschütze tötete alle, die aus dem brennenden Kloster fliehen wollten. Dr. Cummings hatte ihm den Mann beschrieben. Aber es musste noch weitere Angreifer geben. Waren das maoistische Rebellen? Was bezweckten sie mit dem Gemetzel?
Painter ging voran und leuchtete mit einer Minitaschenlampe.
Dr. Cummings folgte ihm dichtauf.
Painter hatte bereits in Erfahrung gebracht, dass sie eine amerikanische Ärztin war und eine Bergsteigergruppe begleitete. Hin und wieder blickte er sich nach ihr um und musterte sie abschätzend. Sie hatte lange Beine und eine sportliche Figur. Das blonde Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, ihre
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