Der Genesis-Plan SIGMA Force
Tiere, die im Wald geschrien hatten, mussten groß und stark sein, erregt von der erfolgreichen Jagd. Khamisi blickte zu dem aufgeblähten Nashornkadaver hinüber. Ungeheuer hin oder her, er wusste Bescheid über das, was im Labyrinth des dichten Waldes, der plätschernden Bäche und der schattigen Wasserrinnen versteckt war.
Khamisi sah wieder nach vorn und folgte der Biologin. Hin und wieder blickte er sich über die Schulter um und lauschte auf die Geräusche etwaiger Verfolger. Im Wasserloch platschte es. Khamisi achtete nicht darauf. Das war ein kleines Tier gewesen. Zu klein. Mit seinen geschärften Sinnen nahm er alle möglichen unbedeutenden Signale wahr und bemühte sich, aus dem Summen der Insekten und dem Knirschen des Schilfs das Wesentliche herauszufiltern. Er musste sich auf die wichtigen Gefahrensignale konzentrieren. Schon im Alter von sechs Jahren hatte er von seinem Vater gelernt, wie man jagte und worauf man beim Anpirschen achten musste.
Jetzt allerdings war er der Gejagte.
Panisches Flügelschlagen lenkte sein Gehör und seinen Blick nach links.
Ein Würger schwang sich in die Luft empor.
Irgendetwas hatte ihn erschreckt.
Etwas, das in Bewegung war.
Als sie das Schilf hinter sich gelassen hatten, schloss Khamisi zu Dr. Fairfield auf. »Schneller!«, flüsterte er, alle Sinne angespannt.
Dr. Fairfield verdrehte den Hals, schwenkte den Gewehrlauf umher. Sie atmete keuchend, ihr Gesicht war kreidebleich. Khamisi folgte ihrem Blick mit den Augen. Der Jeep stand im Schatten des Affenbrotbaums am Rand der tiefen Senke. Der Hang wirkte steiler und höher als auf dem Herweg.
»Laufen Sie weiter«, drängte er.
Khamisi blickte sich um. Ein gelbbrauner Klippspringer hüpfte aus dem Wäldchen hervor und sprang den gegenüberliegenden Hang hoch.
Dann verschwand er.
Sie mussten es ihm nachtun.
Dr. Fairfield rannte den Hang hinauf. Khamisi folgte ihr ein paar Schritte seitlich versetzt und zielte mit der doppelläufigen Flinte auf den hinter ihnen liegenden Wald.
»Die haben nicht getötet, um zu fressen!«, japste die vor ihm laufende Dr. Fairfield.
Khamisi musterte das dunkle Dickicht. Woher wusste er, dass sie recht hatte?
»Die waren nicht vom Hunger getrieben«, fuhr die Biologin fort, als versuchte sie, ihre Panik mit kühler Überlegung zu dämpfen. »Sie haben kaum etwas gefressen. Das sieht eher so aus, als hätten sie zum reinen Vergnügen getötet. So wie eine Katze eine Maus erlegt.«
Khamisi kannte sich mit Raubtieren aus. In der Natur galten eigene Regeln. Wenn Löwen gefressen hatten, ruhten sie sich aus, und man konnte sich ihnen gefahrlos bis auf einen gewissen Abstand nähern. Ein sattes Raubtier griff nicht zum reinen Vergnügen ein Nashorn an und riss ihm das ungeborene Kalb aus dem Bauch.
Dr. Fairfield fuhr mit ihrer Litanei fort, als wäre die Gefahr, in der sie schwebten, nichts weiter als ein Rätsel, das sie lösen mussten. »In der domestizierten Welt jagt die gut genährte Hauskatze eher öfter als in der freien Natur. Schließlich hat sie genug überschüssige Energie, um zu spielen.«
Spielen?
Khamisi schauderte.
»Laufen Sie einfach weiter«, sagte er, denn er wollte nichts mehr hören.
Dr. Fairfield nickte, doch das Gesagte ging Khamisi nicht aus dem Kopf. Welches Raubtier tötet zum reinen Vergnügen? Auf diese Frage gab es nur eine naheliegende Antwort.
Der Mensch.
Aber das hier war nicht Menschenwerk.
Wieder fiel ihm eine Bewegung ins Auge. Aus dem Augenwinkel bemerkte er am dunklen Waldrand einen hellen Schemen. Im nächsten Moment löste er sich auf wie eine weiße Rauchwolke.
Der Ausspruch eines alten Zulus fiel ihm ein.
Halb Tier, halb Gespenst …
Trotz der Hitze wurde ihm ganz kalt. Er wurde schneller, schob die ältere Biologin fast den Hang hoch. Geröll und lose Erde lösten sich unter ihren Füßen. Sie hatten den Rand der Senke fast erreicht. Der Jeep war nur noch dreißig Meter entfernt.
Dann rutschte Dr. Fairfield aus.
Sie ging erst auf ein Knie nieder und kippte dann nach hinten gegen Khamisi.
Er stolperte zurück, verlor das Gleichgewicht und plumpste auf den Hintern. Aufgrund der starken Hangneigung überschlug er sich und rollte den halben Hang hinunter, bevor er seinen Sturz mit den Fersen und dem Gewehrkolben stoppen konnte.
Dr. Fairfield saß auf dem Hang und blickte mit angstvoll geweiteten Augen zu ihm hinunter.
Nein, nicht ihn sah sie an.
Sie blickte zum Wald.
Khamisi drehte sich herum, kniete sich hin. Im Knöchel
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